"Verschärfte Deutschstunde"

BITBURG/DAUN/WITTLICH/TRIER. Unser gesuchter Prominenter ist der berühmte Autor der Eifelkrimis Michael Preute alias Jacques Berndorf. 1957 legte er sein Abitur an der "Jugenddorf Christopherus-Schule" in Oberurff, einem kleinen Ort zwischen Kassel und Marburg, ab. "Es gab 500 Schüler und 150 Einwohner", erinnert sich der Autor.

Auf die Frage, an was er denkt, wenn er sich an seine Schulzeit erinnert, reagiert Preute ohne Zögern: "Druck." "Die Pauker haben mir etwas aufoktroyiert, und ich musste lernen." Dabei denkt er vor allem an seinen Altgriechisch-Lehrer, der in seinem Fach regelrecht aufblühte. "Der machte uns ständig Angst und vermittelte immer wieder das Gefühl: "Wenn du das nicht kannst, bekommst du eine sechs." Aber alles in allem bezeichnet sich Preute als guten und fleißigen Schüler. Mit Mathe konnte er allerdings gar nichts anfangen. "Ich empfand das Auswendiglernen als schrecklich." Stattdessen wollte er lieber mit Lust und Laune lernen. Das gelang im Fach Deutsch. Schon damals schrieb er Kurzgeschichten und nahm an Wettbewerben teil. Mit 17 bekam er den Goethepreis. "Schreiben war meine große Leidenschaft, so dass mein Abi eigentlich nebenher geschah." Schon vor dem Abitur konnte Preute mit Schule und Lernen nur wenig anfangen. "Ich habe oft mit einem Freund zusammen überlegt, nach Kanada auszuwandern und dort eine VW-Werkstatt aufzumachen. Das liegt wohl daran, dass ich die letzten Tage des Kriegs erlebt habe, und dort hat man gelernt, zu improvisieren." Im Klartext: Preute hatte erlebt, dass man auch ohne Schule weiter kommen konnte. "Die Lehrer waren allgemein sehr verbittert. Viele kamen aus dem verlorenen Krieg, mussten einen Job für wenig Geld machen und die Fragen der Schüler nach dem verlorenen Krieg beantworten", erinnert sich Preute. In besonders guter Erinnerung hat er den Deutschlehrer Göbel, einen Flüchtling aus der Sowjetischen Besatzungszone. Bei ihm trafen sich einige Schüler nachmittags zum gemeinsamen Lernen. "Der machte etwas ganz Verrücktes", denn Gruppenlernen war damals absolut unüblich. Allerdings wurde in der "verschärften Deutschstunde", wie die Schüler das damals nannten, nicht nur über Germanistik diskutiert. "Wir haben auch darüber gegrübelt, was für eine Waschmaschine Frau Göbel bekommen sollte." Außerdem durfte die Lerngruppe den Lehrer irgendwann "duzen": "Für unsere kleine Welt war das zu der damaligen Zeit eine Revolution." Verehrung empfindet Preute für seinen Latein-Lehrer Dr. Beierl. Der war aus Hitlers Russlandfeldzug zu Fuß nach Hause zurückgekehrt und hatte dabei mehr als 1000 Kilometer zurückgelegt. "Er hat nie darüber geredet, hat sich zurückgenommen und nicht damit kokettiert." Bevor Preute nach Oberurff kam, besuchte er ein Gymnasium in Osnabrück, an das auch eine Kirche angeschlossen war. Hier verabschiedete er sich mit einem besonderen Streich: Gemeinsam mit seinem Freund legte er mehrere Säcke Konfetti auf das Abluftrohr der Orgelpfeifen. Als der Organist zum Ende der Messe einen Choral anstimmte, wurde das ganze Konfetti in den Kirchenraum geblasen. "Es gab wohl keinen, der nicht ohne geschmückte Haare nach Hause ging", erinnerst sich Preute. Die 100 Euro aus dem TV-Preisrätsel gewinnt: Maria Stoffel aus Altrich. Wenn Sie Ihre Schulfreunde von früher wieder treffen wollen, dann tragen Sie sich beim TV-Klassentreffen im Intrinet ein unter: www.intrinet.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort