Versorgung aus einem Guss

BERNKASTEL-WITTLICH. Ein gerade angelaufenes Projekt zur integrierten Versorgung chronisch Kranker soll vor allem älteren Menschen unnötige Krankenhausaufenthalte ersparen und zugleich die Kassen entlasten. Eine "Integrierte Versorgungskraft" kümmert sich um die Patienten.

Eine intensivere Zusammenarbeit zwischen der AOK Rheinland-Pfalz, dem Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich und 40 niedergelassenen Ärzten der Netzpraxis Mittelmosel soll es vor allem älteren und allein stehenden chronisch Kranken leichter machen, die richtige Therapie zu bekommen und unnötige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. Die wohnortnahe medizinische Versorgung wird ab jetzt koordiniert von einer Mitarbeiterin des Verbundkrankenhauses, die als integrierte Versorgungskraft zu den Menschen vor Ort geht, dort allerdings keine pflegerischen oder medizinischen, sondern administrative Aufgaben übernimmt. "Eigentlich sollte eine eng abgestimmte Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und Krankenhäusern selbstverständlich sein", beschreibt Walter Bockemühl, Vorstandsvorsitzender der AOK-Rheinland-Pfalz, den Grundgedanken des auch andernorts schon erfolgreichen Modells, "aber im Alltag sind die Kommunikationsstränge oft nicht konsistent. Mit einem festen Ansprechpartner als ‚Drehscheibe‘ wollen wir die Strukturen festigen." Vor allem ältere Menschen ohne familiäre Einbindung seien nicht in der Lage, die ihnen zustehenden medizinischen Leistungen in Anspruch zu nehmen, weil sie mit dem Koordinieren der Arzttermine und dem Telefonieren überfordert seien. Die Folgen seien oft überflüssige Rücküberweisungen in Krankenhäuser und mehrfaches Neueinstellen auf bestimmte Medikamente, die für die Betroffenen eine Last und für die Krankenkassen ein unnötiger Kostenfaktor sind.810 Euro pro Patient helfen Krankenkasse sparen

"Hier setzt die Arbeit der integrierten Versorgungskraft an. Sie übernimmt für die Patienten die notwendigen Kontakte." Auf zwei Jahre berechnet und pro Patient kostet die Arbeit von Stefanie Bohn vom Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich, die als Versorgungskraft eingesetzt wird, die Kasse 810 Euro - ein Betrag, der sich schnell refinanzieren wird, ist Bockemühl sicher. "Sie achtet darauf, dass die Patienten stets eine umfassende und wirtschaftliche medizinische Versorgung - ob ambulant oder stationär - erhalten und dass auch die sozialen Rahmenbedingungen dem Gesundheitsprozess nicht entgegenstehen." Im Endeffekt könnten dadurch auch die notwendigen Behandlungen im Krankenhaus effektiver gemacht werden. Allen Maßnahmen gehen Absprachen mit den Hausärzten und die Herstellung des Einverständnisses der betroffenen Patienten voraus. Bei Bedarf werden nicht nur die Ärzte des Netzwerks, sondern auch weitere Versorger im Gesundheitswesen eingebunden. Stefanie Bohn ist seit Mai zu Hausbesuchen unterwegs und macht die Erfahrung, dass "dabei Vertrauen enorm wichtig ist und intensive persönliche Verbindungen entstehen". Die Krankenschwesternausbildung sei wichtig, um die Leidensgeschichte und die Krankheitsbilder verstehen zu können. "Oft wissen auch die Angehörigen nicht genau, was zu tun ist und wie die Kontakte zu den Ärzten und Krankenhäusern ablaufen müssen." Zu ihrer Arbeit gehört es unter anderem, die Entlassbriefe der stationären Behandlung schneller an den zuständigen ambulanten Arzt weiterzuleiten, "das ist auch eine Erleichterung für die Patienten, die Übergabe ist reibungsloser". Sie erwartet, bei ihrer Tätigkeit auf Dauer auch einiges an Einsamkeit und sozialer Hilfsbedürftigkeit zu sehen. Als Ansprechpartnerin für chronisch Kranke steht sie als "Integrierte Krankenpflegekraft" unter Telefon 06531/58-0 bereit. Auch der behandelnde Hausarzt kann Kontakt zu ihr aufnehmen.

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