Verspielte Flöten und ein prägnantes Horn

Mit Unterstützung des Kanadischen Außenministeriums war der Organist Philip Crozier zu Gast an der König-Weimbs Orgel in Zeltingen-Rachtig. Die vielfältigen Klangmöglichkeiten des Instrumentes nutzte er auch zur Interpretation von Werken, die man nicht häufig auf Programmen findet.

 Kam aus Kanada an die Mittelmosel: der Organist Philip Corzier an der Orgel der Marienkirche in Zeltingen-Rachtig. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Kam aus Kanada an die Mittelmosel: der Organist Philip Corzier an der Orgel der Marienkirche in Zeltingen-Rachtig. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Zeltingen-Rachtig. Schon zum zweiten Mal hatte die katholische Pfarrgemeinde St. Marien in Zeltingen-Rachtig musikalischen Besuch aus Kanada. Diesmal war es der aus England stammende Organist Philip Crozier, der auf seiner derzeit stattfindenden Europatournee auch an der Mittelmosel Station machte. Ursprünglich sollte es eigentlich ein Konzert mit zwei Organisten werden. Crozier wollte seine Frau mitbringen und vierhändige Werke für Orgel spielen. Eine ernste Erkrankung des Sohnes allerdings verhinderte dieses Vorhaben. So machte er sich alleine auf den Weg nach Europa.Die Orgel in der Rachtiger Pfarrkirche ist eine der klangschönsten, die man in der Region finden kann. Davon wusste auch Crozier zu profitieren. Strahlende Plenumklänge erfüllten das Gotteshaus ebenso, wie substanzreiche Grundtonregistrierungen, verspielte Flöten verzauberten, das weiche und doch prägnante Krummhorn wurde seiner Rolle als Cantus-firmus Stimme gerecht. Für all das hatte Crozier ein interessantes Programm mit über den Atlantik gebracht. In Deutschland nur selten zu hörende Werke

Von Dietrich Buxtehude, der vor 300 Jahren starb, und an dem in diesem Jahr kein Organist vorbei kommt, erklangen mit der Passacaglia d-Moll (BuxWV 161), der Fuge G-Dur (BuxWV 175) und dem Praeludium in E-Dur (BuxWV 141) gleich drei Kompositionen des Lübecker Marienkantors. Der Engländer William Boyce war mit einem Voluntary in D-Dur vertreten, und vom Thomaskantor Johann Sebastian Bach hatte sich der Solist die erste Triosonate in Es-Dur ausgewählt. Dazu befanden sich mit den "Six Interludes" des kanadischen Komponisten Denis Bédard und der Partita diverse sopra "De Lofzang van Maria" des niederländischen Tonsetzers Piet Post zwei Werke in Corziers Reisegepäck, die man zumindest in Deutschland nur selten zu hören bekommt. Bei beiden Kompositionen waren Befürchtungen in Richtung einer allzu modernen Tonsprache unbegründet. Vielmehr erinnerten die sehr tonalen Werke an die Spätromantik.Croziers Spiel war einfallsreich, seine Interpretationen korrespondierten mit den Möglichkeiten, die das Rachtiger Instrument zu bieten hatte. Technisch gesehen stellte allerding das BWV 525 für ihn eine Hürde dar, die er, wie auch viele andere Interpreten, nicht ganz so elegant nehmen konnte. Die Bach'schen Triosonaten sind immer wieder ein Prüfstein, der nicht gerne auf ein Konzertprogramm gesetzt wird. In Rachtig wirkten die drei Sätze etwas gehetzt. Ihnen fehlte die innere Ruhe. Insgesamt aber war es ein Konzert, das von den Besuchern dankbar aufgenommen und mit herzlichem Beifall bedacht wurde. Das nächste Orgelkonzert in Rachtig findet am 26. August zum Weinstraßenfest um 11.15 und 18 Uhr statt. Der Konzertorganist Karl-Ludwig Forg verspricht ein beschwingtes Programm, wie es nicht jeden Tag zu hören ist.

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