Verständlicher Schritt mit positivem Nebeneffekt

Überrascht und mit Verständnis reagieren die SPD-Vorderen aus der Region auf den Rücktritt Kurt Becks als Bundesvorsitzender. Einige versprechen sich von diesem Schritt, dass Beck nun wieder mehr Zeit für sein Amt als Ministerpräsident hat.

Wittlich. Die SPD-Führung der Bundespartei hat getagt und Kurt Beck ist als Bundesvorsitzender zurückgetreten. Wie die Sozialdemokraten in der Region auf die Vorgänge auf Bundesebene reagieren, zeigt eine Umfrage bei der SPD.



Elke Leonhard
, MdB-Kandidatin (Manderscheid): "Es gibt Situationen, da ist vorher viel passiert." Die MdB-Kandidatin spricht von "Ehre, Würde und vielen anderen Faktoren", die beim Rücktritt Kurts Becks eine Rolle gespielt haben werden. Nach Willi Brandt habe die Partei neun Parteichefs gehabt, deren Wahl immer "wie eine große Messe" gefeiert worden sei. Der Fehler liege darin, dass die Partei nicht diskutiere und nicht zugebe, dass sie ein Links-Rechts-Problem habe. Leonhard: "Die SPD befindet sich in einer Identitätskrise."



Dieter Burgard,
SPD-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter (Wittlich): "Ich habe Samstagabend im Videotext davon gelesen und dachte erst: Kann das denn sein?" Für ihn sei der Rücktritt überraschend gekommen. "Man hat Kurt Beck ja angesehen, wie gerne er in Mainz ist, und wie schwer ihm die Arbeit in den eigenen Reihen gemacht wird." Beck sei wohl an die Grenze der Belastbarkeit gekommen. "Ich denke, es ist besser, die Entscheidung jetzt zu treffen als später. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende."



Herrmann-Josef Hauth
, SPD-Ortsverein Höhengemeinden Salm (Hupperath): "Viele Menschen haben mich schon auf den Rücktritt angesprochen." Beck habe in Berlin die bestmögliche Arbeit gemacht. "Ich schätze ihn als Mensch", sagt Hauth. Er bedaure, dass Beck abgetreten sei. "Man hat gespürt, dass die Medien es nicht immer gut mit ihm meinten."



Nico Steinbach, ebenfalls MdB-Kandidat (Niederweiler). "Ich habe die Entscheidung von Kurt Beck mit Betroffenheit aufgenommen, kann den Schritt jedoch gut nachvollziehen. Er handelt damit konsequent." Beck werde nun wieder mit ganzer Kraft das Land voranbringen. Mit Frank-Walter Steinmeier sei eine geschätzte Persönlichkeit nominiert worden.

Jens Jenssen, MdB-Kandidat aus Daun: "Ich habe Respekt vor der persönlichen Entscheidung von Kurt Beck. Er war mit teils unfairer öffentlicher Kritik konfrontiert, trotz seiner guten Arbeit als SPD-Vorsitzender." Kurt Beck habe eine gute Entscheidung getroffen, Frank-Walter Steinmeier als SPD-Kanzlerkandidaten vorzuschlagen. Mit dem Duo Frank-Walter Steinmeier und Franz Müntefering ist die SPD gut aufgestellt.

Erika Werner, SPD-Ortsverein Wittlich (Wittlich); "Kurt Beck hat konsequent gehandelt." Im ersten Moment habe sie die Nachricht vom Rücktritt nicht glauben können. Sie sieht das Positive in Becks Entscheidung. "Nun kann er sich wieder voll und ganz für das Land einsetzen."

Günter Rösch, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion (Bernkastel-Kues): "Der Rücktritt von Kurt Beck als SPD-Bundesvorsitzender war für mich überraschend und schockierend zugleich." Rösch spricht von einer "gezielten Demontage". Ein geradliniger, ehrlicher und anständiger Politiker habe es offenbar schwer, sich in Berlin gegen Heckenschützen aus den eigenen Reihen und gegen eine gezielte negative Pressekampagne durchzusetzen. Beck werde sich nun auf Landesebene sowohl als Ministerpräsident als auch als Vorsitzender der Landes-SPD noch stärker für Rheinland-Pfalz einsetzen. Rösch: "Die nächsten Umfragewerte werden zeigen, dass die Menschen in unserem Land zu "ihrem" Kurt Beck stehen."



Bettina Brück,
MdL, stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende (Thalfang): "Ich habe die Nachricht mit Bestürzung zur Kenntnis genommen. Kurt Beck ist ein grundanständiger Mann, der für die Partei alles gegeben hat." Beck sei, so Brück, einer gezielten Medienkampagne und dem innerparteilichen Machtspiel zum Opfer gefallen. Kurt Beck könne sich nun mit ganzer Kraft auf die Landespartei konzentrieren. Er genieße weiterhin in ganz Rheinland-Pfalz ein hohes Ansehen. Das werde sich auch auf dem Landesparteitag in Mainz zeigen.



Marcus Heintel,
Vorsitzender SPD-Ortsverein Morbach und geschäftsführendes SPD-Kreisvorstandsmitglied (Morbach): "Ich war schockiert, als ich von Becks Rückzug gehört habe. Die Presse ist von Leuten aus der eigenen Partei, die gegen ihn gearbeitet haben, gefüttert worden. Heintel macht Parteimitglieder vom rechten Parteiflügel mitverantwortlich für den Rücktritt Becks. Heintel: "Für Beck war offenbar das Maß voll. Wenn man dann wie Beck die Konsequenzen zieht, ist das nachvollziehbar."

Benjamin Bartz, Juso-Kreisvorsitzender (Hasborn): "Kurt Beck hat die SPD durch eine schwierige Zeit geführt. Wir Rheinland-Pfälzer wissen, was für ein leidenschaftlicher Politiker Kurt Beck ist und wie sehr er sich für die Belange der Menschen einsetzt." Er habe größten Respekt vor dem, was er an der Spitze der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands geleistet hat.

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