Vertrauen ist gut, Schulung besser: Babysitter

WITTLICH. (noj) Mal wieder schön ausgehen: Das ist für Eltern von Kleinkindern nicht so einfach. Außer, man hat einen Babysitter, der so gut auf die lieben Kleinen aufpasst, dass man den freien Abend in Ruhe genießen kann. Beim Kinderschutzbund in Wittlich werden Babysitter in Seminaren auf ihren Job vorbereitet.

Es ist der Alptraum eines jeden Babysitter: Das ihm anvertraute Kind fängt an zu husten und bekommt keine Luft mehr. Jetzt heißt es, einen kühlen Kopf zu behalten und genau das richtige zu tun. Wie man sich in solchen Situationen verhält, lernten beim Deutschen Kinderschutzbund 18 angehende Babysitter beim sogenannte "Start-Set" für Babysitter. Dr. Klaus Mahler, Chefarzt der Abteilung für Kinder und Jugendmedizin im Wittlicher St. Elisabeth Krankenhaus, zeigte den jungen Damen, was im Notfall zu tun ist. Dabei war Herzmassage ebenso ein Thema wie das Versorgen von Wunden. Bei dem oben geschilderten Krupp-Anfall solle man vor allem die Ruhe bewahren, riet der Kinderarzt. Das gleiche empfahl er beim Fieberkrampf. Auf jeden Fall sollten die Eltern sofort informiert werden. Ein weiterer Bestandteil der Babysitterschulung war die Säuglingspflege. "Wir haben einen neuen Griff gelernt, wie man ein Kind wickeln soll", erzählt eine der Schülerinnen. Nicht mehr an beiden Beinen hochhalten, sondern diagonal unter dem Kind durchgreifen, so soll jetzt vorschriftsmäßig die Windel gewechselt werden, erklärte Kinderkrankenschwester Marion Becker-Hofer. "Wir lernen auch immer wieder dazu", sagen die Seminarleiterinnen Friederike Wilhelm und Jutta Böhm in Anbetracht dieser neuen Technik. Doch kommt es beim Kinderhüten nicht nur auf die richtige Säuglingspflege an. Die lieben Kleinen wollen auch beschäftigt werden. Damit keine Langeweile aufkommen kann, stellte die gelernte Erzieherin Jutta Böhm, einige Lieder und Fingerspiele vor, die kleinere Kinder begeistern. Auch Bastelarbeiten wurden eingeübt. Ein ganzer Stapel Blätter mit Liedern, Malblättern und Spielideen gehört mit zur Erstausstattung für die Babysitter. 60 Kinderbetreuer gibt es kreisweit

Für viele der jungen Mädchen brachte der Tag einige Neuigkeiten, obwohl bei dieser Gruppe wohl alle schon Erfahrungen mit kleinen Kindern hatten. Einige suchten konkrete Hilfe für die nähere Zukunft. "Ich gehe nächste Woche als Au-Pair nach Amerika", erklärte eine junge Dame. Ein anderes Mädchen schilderte ein Erlebnis, bei dem ihr kleiner Cousin plötzlich nachts aufgewache und schlecht Luft bekam. Für diese Fälle wolle sie künftig besser gerüstet sein. Auch angehende Erzieherinnen waren beim Babysitter-Start-Set dabei. Am Ende wurden alle 18 Teilnehmerinnen mit einem Zertifikat entlassen und ergänzen jetzt die Babysitter-Kartei des Kinderschutzbundes. "Wir bekommen zwei bis drei Anrufe pro Woche", sagt Jutta Böhm zur Häufigkeit der Nachfrage nach der Vermittlung von Babysittern. Drei Adressen von wohnortnahen Kinder-Betreuern würden dann herausgegeben. Zirka 60 Kinderbetreuer stünden kreisweit zur Verfügung, so Böhm. "Erfahrungsgemäß ist das Interesse in den Städten größer", so ihre Erfahrung. "Von den Eltern kommen keine Beschwerden", freuen sich die Vermittlerinnen. Nur zwei junge Damen habe man in all den Jahren seit Bestehen dieses kostenlosen Services aufgrund von Beschwerden aus der Kartei nehmen müssen. Es sind aber nicht nur junge Mädchen, die zu den Schulungen kommen und in der Kartei stehen. Auch erwachsene Frauen und Damen im Rentenalter sind dabei und sogar Männer hätten schon an den Schulungen teilgenommen. Diese seien aber schwieriger zu vermitteln, heißt es. "Im Augenblick boomt es", bestätigt Friederike Wilhelm das zurzeit große Interesse an den Schulungen. Früher habe man die Einheiten in einzelnen Kursen angeboten. Das ganze Programm als "Start-Set" mit zirka 15 Teilnehmern habe man jetzt das zweite Mal veranstaltet. Die Bezahlung müssten Eltern und Babysitter unter sich ausmachen, erklärt Jutta Böhm. Drei bis sechs Euro pro Stunde oder 15 Euro für den Abend seien üblich, erklärt sie. Es komme aber auch immer darauf an, was zu tun sei. Vor allem bei Alleinerziehenden appelliere man auch an das soziale Gewissen der Babysitter. Kinderschutzbund Wittlich: Telefon 06571/2110.

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