Viel Sicherheit, wenig Einschränkung

WITTLICH/BITBURG/PRÜM/DAUN. Die Polizei rechnet zur Fußball-WM mit dem größten Einsatz in der Nachkriegsgeschichte. Teil der Weltmeisterschaft werden auch die Beamten der Polizeidirektion Wittlich sein. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem die Sicherung des Schweizer WM-Quartiers in Bad Bertrich.

 Demnächst weht – zumindest symbolisch – die helvetische Flagge über Bad Bertrich. Renate Häcker vom Kurhotel Fürstenhof (links) und Bad Bertrichs Bürgermeister Günter Eichberg warten auf die Gäste aus der Schweiz. Foto: TV-Archiv/Thomas Frey

Demnächst weht – zumindest symbolisch – die helvetische Flagge über Bad Bertrich. Renate Häcker vom Kurhotel Fürstenhof (links) und Bad Bertrichs Bürgermeister Günter Eichberg warten auf die Gäste aus der Schweiz. Foto: TV-Archiv/Thomas Frey

Gemeinsam mit seinen Freunden ein Ticket für dasselbe WM-Spiel zu ergattern? Das ist für einen Normalsterblichen ähnlich realistisch, wie im Moselbahn-Bus zufällig neben Ronaldinho zu sitzen. Die Chancen der rheinland-pfälzischen Polizisten, Teil des Fußballspektakels zu werden, stehen da bedeutend besser. Die Polizeidirektion Wittlich (siehe Hintergrund) wird sich beispielsweise während des Turniers um die Sicherung des Schweizer Quartiers im Kurort Bad Bertrich kümmern. Die Nationalmannschaft der Eidgenossen hat sich bereits vor drei Monaten für das Kurhotel Fürstenhof entschieden und es komplett gebucht (der TV berichtete). Wie lange die Mannschaft von Nationaltrainer Köbi Kuhn in der Eifel verweilen wird, hängt ganz davon ab, wie sie sich schlägt. Unterstützung haben sie in der Region schon. "Wir freuen uns auf die Schweizer. Hoffentlich überstehen sie die Vorrunde", sagt Polizeidirektor Rudolf Berg, der den Einsatz in Bad Bertrich von Wittlich aus koordiniert. Und auch zahlreiche Schweizer Fans werden während der WM in und um Bertrich wohnen. "Die gelten in der internationalen Fan-Szene als sehr friedfertig", berichtet Berg. Sollten dennoch Hooligans auftauchen oder sich Fans der türkischen Mannschaft für die Niederlage bei der WM-Qualifikation rächen wollen, ist die Polizei gerüstet. In enger Zusammenarbeit mit Fifa und DFB werden die Polizisten aus der Region das Quartier der Schweizer bewachen sowie den Mannschaftsbus zum Training, zum Flugplatz oder in die WM-Stadion lotsen. Und auch bei einem eventuellen Ausflug nach Trier oder Luxemburg muss der Tross der Eidgenossen optimal geschützt sein. Mit den eigenen Leuten kann die Polizei vor Ort diesen Einsatz nicht leisten. Daher stehen die Polizisten der PD Wittlich bei Bedarf zur Verfügung. Wie viele Beamte in Bad Bertrich während dieser Zeit benötigt werden, ist noch nicht klar. "In enger Absprache mit den Schweizern werden wir individuell entscheiden, wie viele Leute wo sein müssen", erläutert Berg die Einsatzstrategie. Die Bürger von Bad Bertrich sollen davon so wenig wie möglich mitbekommen. "Unser Motto während der WM lautet: So viel Sicherheit wie möglich bei so wenig Einschränkung wie nötig", sagt der Polizeidirektor. "In dieser Zeit wird nicht an jeder Straßenecke ein Polizist stehen", versichert auch Polizeihauptkommissar Norbert Bidinger von der Polizeiinspektion Zell. Mit verstärkten Streifenkontrollen sei jedoch zu rechnen, da die Verantwortlichen davon ausgehen, dass in dieser Zeit mehr Verkehr in dem beschaulichen Kurort herrschen wird. Wenn sich so viele Polizisten um die Sicherheit der Schweizer Mannschaft kümmern, werden dann Einbrecher in Traben-Trarbach oder Daun freie Bahn haben? Polizeidirektor Berg: "Ganz und gar nicht. Die normale Polizeiarbeit läuft in derselben Qualität weiter." Alles andere sei zusätzlich. "In dieser Zeit müssen wir mit allen verfügbaren Kräften rechnen", sagt Berg. Das Wort Urlaubssperre möchte er jedoch nicht in den Mund nehmen. Er spricht von einer "Urlaubs-Einschränkung", was jedoch auf das gleiche hinauslaufen dürfte. Probleme habe es mit diesem Thema in seiner Polizeidirektion bisher nicht gegeben: "Die Solidarität ist groß. Die Polizisten freuen sich darauf, Teil der Weltmeisterschaft zu sein." Doch auch wenn die Schweizer nach der Vorrunde aus dem Turnier ausscheiden sollten, ist für die Polizisten der PD Wittlich der WM-Einsatz noch nicht vorbei. "Während dieser vier Wochen ist die Polizei landesweit im Einsatz", erklärt Rudolf Berg. Das bedeutet: Werden die Beamten der Polizeidirektion Wittlich in Bad Bertrich nicht mehr gebraucht werden, können sie beispielsweise in Kaiserslautern oder am Flughafen Hahn eingesetzt werden.

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