Viel mehr als nur ein frommer Sänger

KLEINICH. (red) Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg erhängt. Genau 60 Jahre nach seinem Tod versammelten sich im Evangelischen Gemeindehaus Kleinich etwa 100 Menschen aus den Kirchenkreisen Simmern-Trarbach und Trier, um sich an sein Leben und seinen Tod zu erinnern.

Anstelle des erkrankten Heinz-Günther Ney (ehemaliger Schulreferent des Kirchenkreises Simmern-Trarbach) hielten Irmgard Ney und Gastgeber Pfarrer Stefan Haastert im Rahmen einer Gedenkfeier den Vortrag über Bonhoeffer, den evangelischen Pfarrer, der durch sein Engagement im Widerstand gegen Hitler weltberühmt geworden ist. Bonhoeffer hielt es für unverzichtbar, "nicht nur fromm und gregorianisch zu singen, sondern für die Juden zu schreien". Seine Beteiligung an der Verschwörung gegen Hitler um Admiral Canaris und General Oster kostete ihn kurz vor Kriegsende nach langer Haft noch das Leben. Anschließend an den Vortrag wurde der 1999 gedrehte Spielfilm "Die letzte Stufe" gezeigt, der das Leben Bonhoeffers nicht dokumentarisch, doch überwiegend historisch richtig darstellt. Zentral ist in diesem Film nicht nur das politische Geschehen und die Figur Bonhoeffers, sondern auch die Liebe zwischen ihm und seiner Verlobten Maria von Wedemeyer. Betroffen von den eindrücklichen Bildern kam man dann bei Suppe und Brot zu Einzelgesprächen zusammen. Um 19 Uhr begann in der Evangelischen Kirche ein Gedenkgottesdienst, der mit viel Musik gestaltet wurde: Kantor Joachim Schreiber an der Orgel, die Jugendband Oberkostenz, der Gospelchor "For All Sounds" aus Veldenz und der Männergesangverein Kleinich gaben dem Gottesdienst Rahmen und Atmosphäre. Im Mittelpunkt stand die Predigt des Simmern-Trarbacher Superintendenten Horst Hörpel über das Bonhoeffer-Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen". Hörpel betonte die Diesseitigkeit Bonhoeffers, der kein weltabgewandter Asket war, sondern ein Mensch, der das Leben genießen konnte. Er hat seinen Tod nicht gewollt und gesucht, seine Überzeugung und sein tiefer Glaube ließen ihm keine andere Wahl, als sich mit aller Konsequenz in den Widerstand zu begeben. Die Texte und Gebete, die Bonhoeffer uns hinterlassen hat und von denen viele auch im Gottesdienst vorkamen, sind ein bleibender Schatz für unsere Kirche. Die Kollekte am Ausgang war im Sinne Bonhoeffers bestimmt für den Sonderfonds zur Bekämpfung des Rassismus des Ökumenischen Rates der Kirchen.

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