Viel verlangt und doch beliebt

WITTLICH. (peg) Nach 27 Jahren am Peter-Wust-Gymnasium geht Dr. Almut Losemann nun in den Ruhestand. Beim großen Abschiedsfest wurde eines ganz klar: Sogar die Schüler werden sie vermissen.

Ein größeres Kompliment kann es für eine Lehrerin nicht geben: Almut Losemann, anspruchsvolle Deutsch- und Russischlehrerin, leidenschaftliche Liebhaberin von gut gesetzten Worten, besonders in der Lyrik, wird ihren Schülerinnen und Schülern fehlen. Darüber ließen die voller Inbrunst vorgetragenen Darbietungen bei der Abschlussfeier keinen Zweifel aufkommen. Sie war beliebt, obwohl - oder sollte man sagen weil - sie von den ihr anvertrauten Schülern viel verlangt hat. Als "Hochleistungsgrundkurs" war ihr Grundkurs der 11. Klasse, der letzte ihrer Laufbahn, am PWG bezeichnet worden, und das nicht etwa mit Geringschätzung, sondern mit deutlich hörbarer Hochachtung. Die Angst vor Losemanns hochkarätigem Sprachunterricht hatte sich stets schnell verzogen, was Schulelternsprecher Peter Kampka bestätigen konnte. Er berichtete von einem Schüler, der vor Jahren voller Entsetzen nach Hause gekommen war, nachdem er sie als Leiterin seines Deutsch-Leistungskurses bekommen hatte. Später hatte ihre Leidenschaft, ihr Wissensdurst, ihr Ehrgeiz und ihre Begabung, in den Schülern die gleiche Lust am Wort zu erwecken, ihn restlos begeistert. Dankbar, ein wenig traurig, immer aber anerkennend - so lautete der Tenor der Reden, ob von Kollegen, vom Chef persönlich oder von den jungen Menschen, die sie unterrichtet hatte. Neben Direktor Michael Forster, der erst vor einem Jahr den Posten übernommen hat, waren auch seine beiden Vorgängerinnen zur Feier gekommen. Der einen, Ilse Limper, dankte Almut Losemann für die stets familienverträglichen Lösungen, die sie zu finden bereit gewesen sei. Der anderen, Dr. Ann-Kathrin Reither, dankte sie für die ihr übertragene große Verantwortung. Forster trug die Eckdaten der scheidenden Kollegin vor: Geboren 1940 in Weimar, eingeschult in die Pestalozzi-Grundschule, Abitur an der Schiller-Oberschule, großes Latinum am Lessing-Gymnasium Frankfurt, danach Goethe-Universität mit Wohnung in der Gutenberg-Straße.Fälle von "milder Nachdrücklichkeit"

"Völlig klarer Fall von Prägung", so der Direktor schmunzelnd, "aus Fräulein Almut Schulze konnte nur diese Mischung werden." Und dann zitierte er aus der Personalakte: "Frau Dr. Losemann versteht es, die Klassen mit milder Nachdrücklichkeit zu aktivieren… Die Schüler sind geneigt, den unterrichtlichen Darbietungen zu folgen." Diese schon Jahrzehnte alte Einschätzung von offizieller Seite bestätigte die aktuelle Schülerschaft auf der ganzen Linie. So reimte ein Schüler aus der 7 b liebevoll zum Abschied: "Den pubertären Gleichmut zu bekämpfen - Erforderte viel Leidenschaft - Den jugendlichen Übermut zu dämpfen - Dagegen Einsatz aller Kraft." Und ein paar Strophen weiter: "Um Sie werden sich Mythen ranken - Die Fama Ihnen Kränze flicht - Und wir, wir können stolz dann sagen - Wir hatten Sie im Unterricht." Ob es wohl daran liegt, dass sie ihren Beruf geliebt hat, wie sie in ihrer kleinen Abschiedsrede gestand? Und nicht nur ihren Beruf, auch die Schüler hat sie geliebt, auch die problematischeren. "Einige Male konnte ich die Leseleidenschaft einzelner junger Menschen wecken, und das hat mich, besonders wenn der Weg dazu schwierig war, sehr froh gemacht." Den Schülerinnen und Schülern wünschte sie, "dass eure Träume wahr werden".

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