"Viele verkriechen sich zu Hause"

WITTLICH. Wie sind die ersten Anzeichen der Parkinson-Krankheit? Wer hilft weiter bei Suchtproblemen? Welcher Sport hilft vorbeugend gegen Rückenschmerzen? Diese und viele andere Fragen haben Leute vom Fach am ersten Gesundheitstag in Wittlich beantwortet.

"Tief einatmen, ausatmen und noch mal einatmen." Carmen Faber-Rohr vom Gesundheitsamt erklärt genau, worauf es beim Test der Atemwegsfunktion ankommt. Albrecht Briese von der Rheuma-Liga nutzt die Gelegenheit, sich auch an den anderen Ständen zu informieren und pustet kräftig in das Messgerät. "Sehr gut", lautet das Urteil der Fachfrau, die alle Daten mit dem Computer gemessen und in einem Diagramm ausgedruckt hat. Überhaupt ist das Interesse am Stand des Gesundheitsamtes und der Atemwegsliga, die beide über Asthma informieren, groß. Noch etwas verloren sitzen die drei Damen der Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe um die Mittagszeit da und hoffen, dass nachmittags der Zulauf größer ist. Sie geben bereitwillig Auskunft über die schmerzhafte Muskelerkrankung, die auch schon bei Kindern auftreten kann und häufig auch mit Müdigkeit sowie Magen- oder Herzproblemen auftritt. Mit einem Vorurteil möchte Inge Neumann von der Parkinson-Selbsthilfegruppe aufräumen. "20 Prozent der Betroffenen haben keinen Tremor", widerspricht sie der üblichen Meinung, dass die Anzeichen für die Krankheit immer das Zittern ist. Dieses sei zudem häufig auch psychisch bedingt. "Wenn wir unter uns sind, zittert keiner", sagt sie. Recht kämpferisch gibt sich Anita Reichert vom Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter. "Wir kämpfen um ein selbstbestimmtes Leben", sagt sie. Allerdings sei besonders im Kreis Bernkastel-Wittlich in diesem Bereich noch sehr viel zu tun. Man fühle sich stellenweise allein gelassen.Ein selbstbestimmtes Leben ist das Ziel

Auch die Selbsthilfegruppe ILCO, bei der sich Menschen mit künstlichem Darmausgang zusammengetan haben, informiert über ihre Arbeit. Besonders kritisch sei für Betroffene die Entlassung aus dem Krankenhaus. "Viele verkriechen sich zu Hause", berichtet Vorsitzender Norbert Steffes aus Lutzerath über eigene Erfahrungen. Auch andere Krankheiten sind gemeinsam mit anderen Betroffenen besser zu ertragen und zu behandeln. So standen auch die Selbsthilfegruppe "Frauen nach Krebs" und die Betroffenen von Prostata-Krebs Interessierten Rede und Antwort. Auch für Suchtgefährdete und Betroffene gab es Ansprechpartner im Atrium des Cusanus-Gymnasiums. Viele Erwachsene suchen auch Hilfe bei einer Gruppe wegen ihrer Kinder. Deswegen waren auch die Gruppe Juvemus, für Eltern von Kindern mit Legasthenie, ADS oder Dykalkulie oder Hyperaktivität sowie der Elternkreis Behinderter Kinder vertreten. Bei den Besuchern kam diese Vielfalt gut an. "Ein guter Rundumblick", sagt eine Besucherin, die nach und nach alle Stände besucht hat. "Alles, was mit Gesundheit zu tun hat, ist interessant", sagte eine andere Besucherin, die zusammen mit einer Bekannten gekommen war. Als um die Mittagszeit der Vortrag über Anzeichen von depressiven Erkrankungen endet, füllt sich das Atrium wieder. Das Interesse an diesem Thema ist groß. Auch die Vorführungen auf der Bühne kommen gut an. Als die Tanzgruppe aus Traben-Trarbach eine Vorführung bietet, zieht sie für eine Weile die Aufmerksamkeit ganz auf sich. Dass Sport auch wichtig ist, um Krankheiten vorzubeugen und zu lindern, ist immer wieder zu hören. So bieten viele Gruppen wie die Rheuma-Liga oder die Fybromyalgie-Gruppe beispielsweise Warmwassergymnastik an. Inge Neumann von der Parkinson-Gruppe schwört auf Nordic-Walking. Wie das funktioniert, kann beim Gesundheitstag auch gleich gelernt werden, denn dafür sind Mitglieder des Wittlicher Turnvereins gekommen. Dass Prävention und Rehabilitation auch Sache der Sportvereine sind, bestätigt Jens Schug, Geschäftsführer des Vereins für Sport, Freizeit und Gesundheit aus Bernkastel-Kues. Neben Wettkampf- und Freizeitsportinfos gibt es auch ein umfangreiches Programm zur Gesundheitsvorsorge.

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