Vieles gemeinsam
WITTLICH. (red) Rund 40 Frauen und Männer waren der Einladung von Pax Christi Wittlich und der Katholischen Erwachsenenbildung KEB Wittlich zu Vortrag und Aussprache über "Karikaturen" und "Bildliche Darstellung in Christentum und Islam" in das St.-Markushaus Wittlich gefolgt.
Im ersten der einführenden Kurzreferate erläuterte Franz Hassemer von Pax Christi Wittlich anhand von Beispielen aus der deutschen, französischen, arabischen und türkischen Presse das Wesen und die Grenzen der Karikatur. Im zweiten Teil gab Pater Norbert Mushoff einen Überblick über bildliche Darstellungen in den Weltreligionen, besonders im Christentum. Im dritten Referat stellte Tahir Dogan von der islamischen Gemeinde in Wittlich die Bedeutung des Propheten Mohammed für die Muslime und sein so genanntes Bilderverbot vor. Die Aussprache, der viel Zeit eingeräumt wurde und die in freundlicher Atmosphäre stattfand - jede der zahlreichen Äußerungen wurde mit Beifall bedacht - vertiefte das in den Referaten Vorgetragene: Karikaturen sind ein wesentlicher Teil unserer politischen und allgemeinen Meinungsfreiheit; sie zielen auf die Erkenntnis von Missständen und Fehlentwicklungen und fordern zu ihrer Behebung auf, aber sie dürfen nicht verfälschen und Gefühle und Religiosität anderer nicht verletzen. Bildliche Darstellungen dienten im Christentum der Veranschaulichung und Erschließung religiöser Botschaften. Nicht das gemalte, das geschnitzte oder aus Stein oder Metall geformte Bild Jesu und der Heiligen werde verehrt, sondern der Glaubende ehre in den Dargestellten immer Gott selbst, der sich durch sie offenbart habe. Mohammeds Bilderverbot erkläre sich wie das des Alten Testaments aus der damaligen polytheistischen Umwelt: Allah habe seinen Willen im Koran offenbart, Auszüge aus dieser Schrift seien deswegen zu Darstellungen der bildenden Kunst geworden und damit zu Meisterwerken der Kalligrafie. Der Prophet wirke durch sein Verhalten (Sunna) und durch seine Aussagen (Hadithe), nicht durch die Darstellung seiner Gestalt im Bild, und Allah sei selbstverständlich nicht abbildbar. Die Anwesenden gingen auseinander im Bewusstsein, dass Islam und Christentum vieles gemeinsam haben, sich aber auch in vielem grundlegend unterscheiden. Die Unterschiede müssen und können von beiden Seiten verstanden und hingenommen werden. Schließlich wurden auch Bedarf und Wunsch zu weiteren gegenseitigen Informationen und Aussprachen deutlich.