Vielstimmiger Chor für Wildbrücke

Die Gemeinde Greimerath, der Landesjagdverband und der Naturschutzbund halten eine Wildbrücke bei Greimerath für notwendig. Deshalb gab es ein Treffen, bei dem beratschlagt wurde, wie dieses Ziel gemeinsam zu erreichen ist.

Hasborn/Greimerath. Der vielfältige Ruf nach einer Wildbrücke bei Greimerath, wo die Autobahn A 1 einen alten Wildwechsel kappt (siehe Extra), gewinnt an Kontur. Bislang steht bei den Jägern eine solche Brücke auf der Liste der 120 notwendigen Querungshilfen in Deutschland. Im Bundeswildwegeplan des Natutschutzbunds (Nabu) Deutschland wird Greimerath als Wildbrücken-Standort mit "vordringlichem Bedarf" bezeichnet. Und dann gibt es da noch die lokalen Kräfte von Gemeinde und Forst, die sich bereits in den 80ern und auch aktuell für das Bauwerk eingesetzt haben.Mit vereinten Kräften für die Finanzierung einsetzen

Um all diese Stimmen in einem Chor zu vereinen, fand kürzlich ein Treffen in Hasborn statt. Eingeladen hatte die Gemeinde Greimerath, vertreten durch Bürgermeister Walter Schuh und Gemeinderatsmitglied Nikolaus von Brauchitsch. Und alle waren gekommen: Der Vorsitzende des Landesjagdverbands (LJV), Kurt Alexander Michael mit weiteren Vertretern des Verbands. Als wissenschaftlicher Berater war der Wildbiologe Matthias Herrmann da, der den Bundeswildwegeplan für den Nabu erstellt hat. Die beiden pensionierten Forstleute Hermann Bornmüller und Bernd Krewer waren anwesend.Sie hatten sich bereits im Zuge der Diskussion um die Wittlicher Wildbrücke für eine Brücke bei Greimerath eingesetzt (der TV berichtete). Auch der aktuelle Revierleiter Franck Neygenfind sowie Jagdpächter Wolfgang Kalla nahmen an dem Treffen teil.Das Ergebnis: Mit vereinten Kräften wollen sich Landesjagdverband, Nabu, Ortsgemeinde und die Jagdgenossenschaft dafür einsetzen, die Finanzierung für die Greimera ther Brücke anzustoßen. Auch politische Kräfte sollen aktiviert werden

Im Visier hat die Initiative dabei Fördermittel der Europäischen Union, die andernorts bereits für Wildbrücken über bereits bestehende Straßen geflossen sind. Berührungsängste kennen die Initiativenmitglieder nicht. Um ihr Ziel zu erreichen, sollen zunächst die Spitzenverbände, also DJV und Nabu, dafür gewonnen werden, die Greimerather Brücke auf Bundesebene zu propagieren. Auch sämtliche politischen Kräfte, regional wie überregional, sollen dann aktiviert werden.Ein weiterer Aspekt könnte für die Initiative die wissenschaftliche Erforschung der Wildbrücke mitten in Europa sein. Wälder und Wild-Korridore erstrecken sich von hier bis in die Pyrenäen, ins nördliche Skandinavien und nach Osteuropa. Eine Wildbrücke bei Greimerath könnte als zentraler Checkpoint bezeichnet werden.Das nächste Treffen der Initiative, bei dem es um die Erstellung eines Projektantrags gehen soll, ist für Februar geplant. extra Wild vergisst nicht: Forderungen nach einer Wildbrücke, die bei Greimerath über die Autobahn A 1 führen soll, wurden schon 1980 laut. Der Grund: die hohe Zahl von Wildunfällen an dieser Stelle. Die Autobahn, die in der 70er Jahren fertiggestellt wurde, zerschneidet einen alten Rotwild-Wechsel, der auf der Höhe von Greimerath den Kondelwald mit dem Grünewald verbindet und weiter bis in den Naturpark Nordeifel führt. Ein Wildzaun, der um 1990 gebaut wurde, half zwar die Zahl der Wildunfälle zu verkleinern, ganz verhindern konnte er die Unfälle aber nicht. Laut Nikolaus von Brauchitsch aus Greimerath kam es 2006 zu sechs Wildunfällen. Das Wild grabe sich unter den Zäunen durch, heißt es. Durch die barrierenhafte Autobahn fehlt gerade beim Rotwild der genetische Austausch der Populationen, was auf längere Sicht zur Degeneration der Tiere führen kann. (mai)

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