Vier Stunden in der Vergangenheit

Zeitreise in die Vergangenheit: Zur mittlerweile vierten Museumsnacht hatte das Mittelmosel-Museum eingeladen.

 Gundhild Neußer, alias Nanette Streicher, berichtete den Besuchern der Museumsnacht von der Geschichte des historischen Hammerflügels.Foto: privat

Gundhild Neußer, alias Nanette Streicher, berichtete den Besuchern der Museumsnacht von der Geschichte des historischen Hammerflügels.Foto: privat

Traben-Trarbach. (red) "Es war ein tolles Erlebnis, ein mit Leben ausgefülltes Museum zu besuchen. Weiterhin viel Erfolg für diese tolle Idee!" Im Gästebuch des Mittelmosel-Museums in Traben-Trarbach fanden sich am Samstag zahlreiche ähnliche Einträge wie dieser von Geli Lind aus Bergisch Gladbach. "Hier wurde ein sehr gelungener Abend mit sehr viel Atmosphäre geschaffen. Es hat sich gelohnt, einen weiteren Tag an der Mosel zu verbringen, macht weiter so", schrieb auch ein dänisches Paar, während eine Besucherin aus Ufa in Russland ihre Begeisterung in lediglich einem Wort zusammenfasste: "Wunderschön!"

Eine Freundin Beethovens am Hammerklavier



Auch die diesjährige Museumsnacht in der Barockvilla Böcking war ein voller Erfolg. Wiederum waren rund tausend Besucher in das altehrwürdige Kaufmannshaus gekommen, als dort zum nunmehr vierten Mal 80 kostümierte Akteure die historischen Wohnräume des barocken Patrizierdomizils vier Stunden lang mit dem Leben vergangener Jahrhunderte erfüllten: Ob Biedermeier- oder Rokokogruppe, mittelalterliche Burgfäuleins, historische Weinbergs- oder Hochzeitsgesellschaft, Stadtschröter oder Stadtgarde, ob "Schlafmütze" oder Stadtschreiber, ob am Webstuhl oder bei den Dienstmädchen in der Küche - die Museumsgäste erwartete in fast jedem Raum ein anderes buntes Bild.

Und bisweilen nicht nur das: Sorgte doch ganz oben unter dem Dach die schlagfertige Großmutter samt Rotkäppchen und dem Wolf aus dem gleichnamigen Stadtteil erneut für ausgelassene Heiterkeit, während zu später Stunde erstmals auch der Nachtwächter mit Signalhorn und lautstarker Stimme seine Runden durch das einstige Kaufmannshaus zog.

Dass es bei diesem abendlichen Spektakel nicht etwa um staubtrockene Geschichtsvermittlung ging, sondern bei Besuchern wie auch den Akteuren vor allem der Spaß im Mittelpunkt stand, verstand sich bei dieser Art der Museumspräsentation von selbst.

Besonderen Spaß hatte auch Gunhild Neußer, die anlässlich der Museumsnacht erstmals am historischen Hammerflügel im Musiksalon Platz genommen hatte und hierbei nicht allein in ein Barockkleid, sondern zugleich auch in die Rolle der einstigen Klavierbauerin geschlüpft war. Als Nannette Streicher berichtete die 83-Jährige zahlreiche Episoden "ihres" wechselvollen, nicht zuletzt durch eine langjährige Freundschaft zu Beethoven geprägten Lebens, wobei sie im Laufe des Abends regelmäßig auch musikalische Klangproben des 1811 "von ihr" in Wien gefertigten historischen Instruments gab.

"Wir sind bemüht, in jedem Jahr etwas Neues hinzuzufügen", freute sich auch Museumsleiter Christof Krieger über diese neuerliche Bereicherung des abendlichen Spektakels. Dass man mit 973 Besuchern dieses Mal den Rekord des Vorjahres, wo man 1059 Gäste zählte, nicht noch einmal zu übertrumpfen vermochte, ärgert ihn hierbei nicht im geringsten. "Wir sind mit rund 1000 Besuchern ohnehin an unserer Kapazitätsgrenze angekommen", berichtet der Organisator des abendlichen Spektakels zufrieden: "Wir würden uns freuen, wenn sich die Besucherresonanz künftig auf diesem Niveau einpendeln würde!"

Krieger verwies in diesem Zusammenhang insbesondere auf den Eifer der Mitwirkenden: "Ohne die Begeisterung und das Engagement der Akteure wäre das nicht möglich!" Dank gebühre aber auch seinem Helferteam, das an diesem Abend nicht allein Sonderschichten als Aufsichten schob, sondern auch bei den anschließenden Aufräumarbeiten tatkräftig mit zupackte. Und wenn es nach dem Willen der Besucher geht, werden derartige Sonderschichten auch künftig nicht ausbleiben. "Hat viel Spaß gemacht heute Abend! Ist eine schöne Idee." So schrieben zwei Besucher zweifellos stellvertretend für viele andere ins Gästebuch, nicht ohne in diesem Zusammenhang sogleich hinzuzufügen: "Wir kommen im nächsten Jahr wieder!"

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