Visionär und Macher in einer Person: Bernkastel-Kues verabschiedet Hermann Lewen

Bernkastel-Kues · Hermann Lewen im Unruhestand: Stadt Bernkastel-Kues verabschiedet den Geschäftsführer der Kultur & Kur GmbH.

Das Thomas Bracht-Trio spielt "Music was my first love". Stadtbürgermeister Wolfgang Port ergänzt: "Music is still his first love." Ja es stimmt: Hermann Lewen hat zumindest sein Berufsleben der Kultur, vor allem der Musik, verschrieben. Später erklingt "I did it my way." Und auch das trifft auf den 64-jährigen Kulturmacher zu. Er ist seinen eigenen Weg gegangen. Sonst wäre die Erfolgsgeschichte, die er seit 1983 als Geschäftsführer der Kultur & Kur GmbH Bernkastel-Kues geschrieben hat, nicht möglich gewesen.

Im November 1982 hatte er sich auf eine Anzeige beworben. Gesucht wurde eine "männliche Kraft", Vergütungsgruppe 6 b, mit Aufstiegsmöglichkeiten. Am 2. Januar 1983 trat der gebürtige Altricher seine neue Stelle in Bernkastel-Kues an. Seine Aufgabe: die Ausarbeitung eines Kultur- und Veranstaltungsprogamms für Stadt und Umland - unter der Maßgabe, dass mit dem Bau der Reha-Kliniken auf dem Kueser Plateau ein weiteres wichtiges Feld beackert werden musste. Anfangs, so erinnert sich Lewen, wusste aber niemand etwas damit anzufangen.

Das änderte sich schnell: Nur die Stars aufzuzählen, die er bis zum Jahresende 2017 in die Stadt holte, würde einen eigenen Artikel füllen. Eine Auswahl: Udo Jürgens (zweimal), Pur, Karat, Münchener Freiheit, Rolf Zuckowski (mehrfach), Marianne und Michael, Hanns Dieter Hüsch, Mathias Richling, Willy Millowitsch ...und, und, und.
Nicht berücksichtigt sind die Künstler, die Lewen in seiner Eigenschaft als Intendant des Mosel Musikfestival, in die Region holte. Er hatte den Blick für die noch unbekannten aber hoch talentierten Leute, die nach ihrem Auftritt zum Teil zu Weltstars wurden und immer noch, für eine kleinere Gage, zu ihrem Mentor kommen. Als künstlerischer Leiter steht Löwen hier noch bis Jahresende an der Seite seines Nachfolgers Tobias Scharfenberger.

Seinen Dienst bei der Stadt hat er beendet. Sein langjähriger Arbeitgeber, Wolfgang Port, verabschiedet einen Mitarbeiter, "der als kulturelles Urgestein und Visionär den Weg in die Geschichtsbücher der Stadt finden wird." Einen "Querdenker, der schnell erkannte, was machbar ist und was nicht". Und einen Mann der die Kontakte hatte um das notwendige Geld zu beschaffen. Port: "Die Höhe der Moselberge hat ihn nicht an der Weitsicht gehindert."
"Er verhandelte morgens mit den Stars. Abends baute er die Stuhlreihen auf und kontrollierte die Eintrittskarten", würdigt Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues, den "Macher" Hermann Lewen.

Der gibt sich eher bescheiden, erzählt lieber Anekdoten als sich selbst zu loben. Er erzählt von den acht Bürgermeistern (Stadt und VG), die er erlebte und die ihn "meist machen ließen". Mit dem härtesten Brocken hatte er aber die Hälfte seiner Zeit zu tun. "Wenn zwei Alphatiere aufeinandertreffen", sagt er mit Blick auf Stadtbürgermeister Port und ergänzt: "Doch wenn man richtig schleift, wird es ein Prachtstück." Die Bilanz weist Lewen schon einmal als solches aus.

"Es ist sehr berührend seinen Nachruf schon zu Lebzeiten zu hören", sagt er über eine "wunderbare Zeit." Und er müsse die 1000 Anekdoten doch unbedingt in einem Buch zusammenfassen. Bleibt die Frage, wann er dazu die Zeit hat. Denn er ist auch noch Dozent für Kulturmanagement an der Universität Luxemburg und hat auch eine Ein-Mann-Firma aufgemacht. Dort berät er in Kultur- und Veranstaltungsfragen. Was auch sonst!KommentarMeinung

33 Jahre treu
Eine Frage blieb am Abschiedstag offen. Warum ist Hermann Lewen seiner Heimat treu geblieben? Ihm hätten doch auch andere Türen offen gestanden. Gut, dass er keine durchschritten hat, denn dann hätte die Region viel verpasst. Vielleicht erkannte Lewen aber auch früh, dass er nur hier künstlerische Freiheit genießen konnte. Nach 33 Jahren lässt sich konstatieren: Er ist immer bodenständig und authentisch geblieben. Und er sollte unbedingt das Buch mit den 1000 Anekdoten schreiben. c.beckmann@volksfreund.deExtra: OHNE MITARBEITER GEHT ES NICHT

 Der Flügel (auf der Leinwand) passt zu Hermann Lewens Wirken und zur Abschiedsrede. In Sälen der Stadt gibt es sieben dieser Musikinstrumente. Foto: Artur Feller

Der Flügel (auf der Leinwand) passt zu Hermann Lewens Wirken und zur Abschiedsrede. In Sälen der Stadt gibt es sieben dieser Musikinstrumente. Foto: Artur Feller

Foto: ARTUR FELLER (m_mo )
 Hermann Lewen als Moderator des Neujahrskonzerts in der Mosellandhalle. Foto: Christoph Strouvelle

Hermann Lewen als Moderator des Neujahrskonzerts in der Mosellandhalle. Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"
 Hermann Lewen blättert mit Barbara Ehses und Karin Schommer im Terminkalender. TV-Foto: C. Beckmann

Hermann Lewen blättert mit Barbara Ehses und Karin Schommer im Terminkalender. TV-Foto: C. Beckmann

Foto: (m_mo )
 Hermann Lewen organisiert auf der grünen Wiese eine Pressekonferenz zum Picknick-Konzert. TV-Foto: Maria Adrian

Hermann Lewen organisiert auf der grünen Wiese eine Pressekonferenz zum Picknick-Konzert. TV-Foto: Maria Adrian


Was wäre ein Chef ohne Mitarbeiter. Lewens Stab war klein, seine Leute aber hoch motiviert. In der Präsentation "33 Jahre Tango und Fango" ließen sie die Zusammenarbeit Revue passieren. Barbara Ehses: "Er hat jedem vermitteln können, dass er in dem Moment die wichtigste Person ist." Klaus Bürkle begleitete als Tourismuschef von Traben-Trarbach lange Lewens Weg. Drei Worte der Würdigung: "Kulturrevolutionär, kreativ, kollegial".

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