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WITTLICH. Wer in Wittlich aus dem Bus ein- oder aussteigt, übersieht sie nicht: Die riesigen Schaukästen im Rücken der Ruhebänke am ZOB. Dort sollen den Reisenden Fahrpläne und Plakate hinter Glas informieren. Viel über Wittlich findet der neugierige Fremde dort nicht, auch präsentieren sich die Kästen am von vielen Schülern genutzten ZOB nicht als Schmuckstücke.

Wer in Wittlich den Fahrplan studieren will, der erfährt auch: "Deutschland wird Weltmeister". Das hat ein Unbekannter wohl aus Langeweile beim Warten auf den Bus aufs Glas gekritzelt. Am Busbahnsteig daneben musste die persönliche Markierung spektakulärer sein: Schmutzig braune Brandspuren sind geblieben. Eine Schülerin lehnt an einem der Schaukästen. Sie sagt: "Hier sieht es immer so aus." Doch nicht nur etwa wegen der Kritzeleien wird das Entziffern der Fahrpläne erschwert. Die Schülerin meint: "Besonders Ältere, die sagen, die Schrift sei viel zu klein und dadurch schlecht lesbar." Platz für riesig große Ankündigungen wäre genug. Auch dort wo ein grünes "I" auf den ersten Blick Informationen verspricht. Bis auf die Ausstellungen im Alten Rathaus und jetzt die Säubrennerkirmes ist das Angebot recht dürftig. Doch wer kümmert sich überhaupt um die Schautafeln? Der Pressesprecher der Stadt Wittlich, Ulrich Jacoby, informiert auf TV-Nachfrage: "Die Stadt ist für alle Schautafeln zuständig. Intern trägt das städtische Kulturamt, das ja auch die Schautafeln nutzt, die Hälfte aller Kosten. Der verbleibende Betrag wird aus dem Budget Straßen bezahlt." Weiter sagt Ulrich Jacoby zur "Geschichte" der Info-Kästen: "Die Stadt hat die Vitrinen auf dem ZOB bauen und aufstellen lassen. Diese Maßnahme wurde wie alle übrigen Arbeiten vom Land mit 80 Prozent gefördert. Der RMV ist für den Bau und die Ausstattung des ZOB nicht zuständig, sondern die Stadt." Der RMV, der seine Fahrpläne in den Kästen bekannt gibt, habe auch nie vorgehabt, den Bau der Vitrinen zu übernehmen. Was dieselben überhaupt einmal gekostet haben weiß niemand mehr. "Die Kosten für die Vitrinen lassen sich ohne vertretbaren Aufwand nicht mehr ermitteln", sagt der Pressesprecher der Stadt, "Sie gehören zur Ausstattung des ZOB wie Bänke und Abfallbehälter." Zur Nutzung informiert Ulrich Jacoby: "Plakatiert wird bei Bedarf. Die Reinigung erfolgt zwölf Mal im Jahr durch eine Fremdfirma. Nur das Kulturamt und der RMV sind berechtigt, dort Plakate aufzuhängen. Das Kulturamt entscheidet, ob Plakate von Dritten aufgehängt werden, etwa für Veranstaltungen im Stadtgebiet. Es sorgt auch dafür, dass Plakate zeitnah abgehängt werden." Derzeit seien zwei Schlösser an den Kästen kaputt, die aber repariert würden. Und was kostet der Unterhalt der Kästen? Dazu sagt der Pressesprecher: "Bei der Beschickung der Schaukästen fallen die Personal- und Materialkosten an." Wie viel, das beziffert die Stadt nicht, aber, was das Sauber-Halten ausmacht: Die Reinigung kostet brutto 240 Euro im Jahr. Wer den Eindruck hat, es gebe viel Vandalismus an den Kästen, liegt falsch. Ulrich Jacoby informiert: "Seit dem Bau des ZOB wurde zwei Mal eine Scheibe zerstört, und es wurden zwei Schlösser entwendet. Die Schäden wurden von der Versicherung übernommen. Da die Schäden schon mehrere Jahre zurückliegen, lassen sich die Kosten nicht ohne Aufwand ermitteln."

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