Volleyball im Schnee

SEHLEM. (peg) Ein cooler Mathelehrer und dessen Pendant in der Feuerzangenbowle waren damals Schuld, dass Heribert Ries selbst Lehrer wurde. Nun verlässt er den aktiven Schuldienst - mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

 Nimmt Abschied von der Schule: Heribert Ries.Foto: Petra Geisbüsch

Nimmt Abschied von der Schule: Heribert Ries.Foto: Petra Geisbüsch

Wie sehr für Heribert Ries der Beruf auch Berufung ist, sieht man schon an seiner Antwort auf die Frage nach traurigen Momenten an der Schule. "Immer am Ende der vierten Klasse, wenn die Kinder die Schule wechselten." Er war stets bemüht, neben dem Lehr- auch den Erziehungsauftrag zu erfüllen. Schlummernde Talente wecken, Erfolgserlebnisse ermöglichen, das Selbstvertrauen der jungen Menschen fördern: Ries ging diese Aufgaben mit größtmöglicher Ehrlichkeit an. "Ich hoffe, dass meine Worte wirklich mit meinen Taten identisch sind. Und dass ich offen meine Erfahrungen weiter gegeben habe - die positiven wie die negativen." 1942 in Mannheim geboren, wuchs er zunächst mit seinem Zwillingsbruder in Oggersheim auf. Da sein Vater als Finanzbeamter bei jeder Beförderung versetzt wurde, kam er über Grünstadt und Bad Kreuznach nach Trier. Sein Vorgesetzter bei der Bundeswehr verlangte von ihm, da er Abitur hatte, seinen Kameraden Unterricht in Gemeinschaftskunde zu geben. Damals spürte er, dass er zum Lehrer taugte. Ab Dezember 1966 unterrichtete er an der Volksschule Dodenburg neun Jahrgänge in einem Raum. Unmittelbar vorausgegangen war die Hochzeit mit einer Kollegin - Hella war in sein Leben getreten. Als die Dodenburger Schule 1971 aufgelöst wurde, gingen beide nach Sehlem. Der Sport prägte das private und berufliche Leben. "Ich nenne meinen Ehrgeiz groß, meine Frau würde ihn wohl krankhaft nennen", gesteht der Mann, der inzwischen trotz zweier künstlicher Hüften schmerzfrei die 800-Meter-Distanz wieder gemeinsam mit "seinen" Kindern läuft. Ries betrat in Sachen Volleyball Neuland an der Volksschule - und das trotz fehlender Halle: "Wir baggerten und pritschten mit Handschuhen im Schnee." Der Dank: 1973 und '74 fünf Bezirks-, zwei dritte Landesmeister- und einen Vizelandesmeister-Titel. Logisch, dass er bei so viel Enthusiasmus 1976 Fachberater für Schulsport im Landkreis wurde. Damals spielten, neben dem in Wittlich ausgetragenen Kreissportfest, die Jungs einen Meister im Fußball und die Mädchen den ihren im Völkerball aus - das war's. "Nach und nach rief ich Mädchenfußball, Schwimmwettkämpfe, Handball und 'Ball über die Schnur' ins Leben", zählt Ries auf. Sämtliche Wettbewerbe bestehen bis heute."Der Gentleman unter den Fachberatern"

"Meiner Frau gebührt ein Sonderlob", unterstreicht er. Nicht nur im Beruf hat er Fußball und Tennis in Mannschaften gespielt; er lebte beides auch noch nachmittags als Trainer aus und betreute samstags gleich vier Jugendmannschaften. Gesehen hat sich das Ehepaar Ries manchmal hauptsächlich in der Schule. Beide bescheinigen sich gegenseitig, wohl der beliebteste Lehrer zu sein - obwohl sie beide das gesamte Kollegium hoch schätzen. Sowohl Schulleiter Peter Hoffmann als auch sein Vorgänger Martin Klar hätten es stets hervorragend verstanden, ein harmonisches Team zusammen zu stellen, lobt Ries. 1993 gab er das Amt des Fachberaters für Schulsport an Theo Lamberts ab. Die beiden verbindet neben aller Kollegialität eine innige Freundschaft. Lamberts: "Er war der Gentleman unter den Fachberatern." Nun beginnt für Ries der Ruhestand, in seinem speziellen Fall "die Passivphase der Altersteilzeit". Widmen möchte er sich jetzt endlich mehr der Fotografie, seinem zweiten Hobby. Und Hella natürlich, der Tochter und den beiden Enkeln sowie dem Sohn, mit dem er seit Jahr und Tag alle 14 Tage auf den Betzenberg fährt.

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