Vom Banker zum Pastor

HETZERATH/RIVENICH/SEHLEM. "Was hindert dich eigentlich daran, diesen Weg zu gehen und es zu versuchen?" Diese Frage stellte sich Patrick Ringhausen irgendwann im Herbst des Jahres 1993, morgens um halb sieben, irgendwo auf der Autobahn zwischen Wittlich und Koblenz. Die Fahrt war für den erfolgreichen Bankangestellten ein Schlüsselerlebnis: Er entschied sich für die Kirche.

Als sich Patrick Ringhausen auf der Autobahnfahrt für eine neue Zukunft entschied, war er auf dem Weg zur Arbeit bei der Sparkasse Koblenz und kam gerade von Brauneberg, wo er sich bei einem befreundeten Pastor Rat geholt hatte. Ringhausen beschäftigte zu dieser Zeit die Frage, ob er Pastor werden oder weiter als Banker arbeiten solle. Aber wie kam es dazu? Nach der Realschule 1983 und dem Abschluss der Höheren Handelsschule begann er 1985 eine Lehre bei der Sparkasse Koblenz. Anschließend arbeitete er dort noch sieben Jahre als Bankkaufmann. Zahlen, Statistiken und Geld fand er sehr "spannend" und Mathe war zu Schulzeiten immer sein Lieblingsfach. "Aber irgendwann ist mir klar geworden, dass die Bankarbeit zwar reizvoll ist, mich aber nicht ein Leben lang erfüllen wird." Ringhausen störte vor allem der banküblich nur knappe Umgang mit den Kunden: "Voraussetzung für eine vertrauensvolle gute Geschäftsverbindung ist doch, dass ich den Kunden und sein Gefühlsleben kenne." Und dazu muss man sich naturgemäß Zeit nehmen. Stattdessen gab es immer wieder freundliche Hinweise der Kollegen: "Ringhausen, du redest zu lange mit den Kunden." "Damit war der Mensch aber nur noch eine Fassade, da konnte ich nicht mehr dahinterstehen. Heute weiß ich, dass damals in mir der Seelsorger rauskam." Zudem merkte er: "In mir spricht eine andere Sehnsucht." Darüber diskutierte er auch mit den Eltern. Seine Mutter verstand ihn: "Aber mein Vater hatte anfangs überhaupt kein Verständnis dafür, alles an den Nagel zu hängen." Schließlich hatte Patrick einen gut bezahlten Job mit einer aussichtsreichen Karriere. Im Jahr 2000 zum Priester geweiht

Kurze Zeit nach seinem Schlüsselerlebnis auf der Autobahn verließ er die Bank und begann im Januar 1994 sein Theologiestudium in Lantershofen bei Ahrweiler, einer speziellen Ausbildungsstätte für Spätberufene. Das Studium in zwölf Trimestern endete im Dezember 1997. Am 1. Juli 2000 schließlich wurde er im Trierer Dom zum Priester geweiht. Zuletzt arbeitete er als Kaplan in der Pfarrei St. Paulin und St. Martin in Trier. Die Jahre als Banker sind für ihn rückblickend keine "vertane Zeit": "Ich habe viel Lebenserfahrung sammeln können, die ich als Priester nie hätte machen können. Um heute den vielfältigen Anforderungen als Seelsorger Stand zu halten, ist es eine Bereicherung, wenn man vorher in einem normalen Beruf gearbeitet hat." Und so trifft der oft an Geistliche gemachte Vorwurf "Die haben ja keine Ahnung vom Leben" auf Patrick Ringhausen wohl nicht zu. Auch was das Thema Partnerschaft angeht, argumentiert er lebensnah: "Wenn wir ehrlich sind, stellt sich die Frage nach einer partnerschaftlichen Beziehung immer wieder, wenn wir mit Familien konfrontiert sind. Die Berufung stellt sich jeden Tag neu." Im Umgang erscheint Ringhausen sehr natürlich und unkompliziert. Und dass er auch viel Spaß versteht, hat er 1997 bewiesen, als er in Ahrweiler Karnevalsprinz war. Ein Engagement, das keinesfalls im Gegensatz zur Kirche steht: "In beiden Fällen soll Freude und Gemeinschaft verbreitet werden." Die Narrenkappe hat einen festen Platz in seinem Arbeitszimmer. Die Einwohner der Pfarreigemeinschaft können gespannt sein. "Ich werde zum Karneval auch einen Beitrag liefern", sagt Ringhausen.

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