Vom Donaudelta an die Mosel

BERNKASTEL-KUES. Ungewöhnlicher Besuch an der Mosel: In Bernkastel-Kues hat gestern das bulgarische Flusskreuzfahrtschiff "Rousse Prestige" festgemacht - auf einer Tour, die bis zum schwarzen Meer geht.

Da staunten viele Bernkastel-Kueser Bürger nicht schlecht: Ein Schiff mit kyrillischen Buchstaben am Bug - so etwas gibt es an der Mosel nicht alle Tage zu sehen. "Das ist das erste Mal, dass ein Schiff unter bulgarischer Flagge auf der Mosel ist", sagt Klaus Krüger, der als Lotse in deutschen Gewässern das Schiff steuert. Vier Wochen lang ist er zusammen mit einem zweiten Lotsen und Kommandant Stefan Ivanov unterwegs. Der sei "auf der Donau ein Ass", sagt Krüger. Um auch das Kapitänspatent für Rhein und Mosel zu bekommen, muss er aber erst 16 Fahrten mit Lotsenbegleitung und eine Prüfung hinter sich bringen. Die "Rousse Prestige" gehört einer bulgarischen Reederei. Sie ist von einem großen deutschen Reiseveranstalter gechartert. Am 31. Juli startete die Reise in Passau. Sie ging durch die Donau, den Main-Donau-Kanal, den Main, den Rhein und die Mosel. In Bernkastel-Kues drehte das Schiff, den Rhein wird es noch bis Köln hinauf fahren. Am 28. August soll die "Rousse Prestige" wieder in Passau anlegen. Fünfmal haben dann die Passagiere gewechselt, zwischen vier und sieben Tage dauert eine Kreuzfahrt-Etappe. Wenn die "Rousse Prestige" Passau hinter sich lässt, geht es für Kommandant Ivanov wieder in heimische Gewässer: Bis zum Donaudelta am Schwarzen Meer geht die Reise - das ist rund 3500 Flusskilometer von Bernkastel-Kues entfernt. Das bulgarische Schiff ist noch nicht einmal ein halbes Jahr alt: Die nach ihrem Heimathafen Rousse benannte "Rousse Prestige" wurde am 18. März in Rotterdam getauft. Gebaut hat das Schiff die Merwede-Werft in Holland.In den Schleusen wird es eng

Die Maße des Schiffs verlangen von den Kapitänen feinste Manövrierarbeit: Zwar sind die 110 Meter Länge für die Moselschleusen kein Problem, bei 11,60 Metern Breite bleiben aber nur jeweils 20 Zentimeter Platz zu den Seitenwänden der zwölf Meter breiten Schleusenkammern. Stößt das Schiff da auch schon mal an? "Nein, wir beherrschen das", sagt Klaus Krüger. Bei der Navigation des Schiffs hilft der Computer: Mehrere Monitore stehen auf der Brücke - für die Anzeigen von Navigations-Hilfsgeräten. "Der neueste Stand der Technik", sagt Ivanov. Er fühlt sich mit den modernen Geräten wohl. "Die letzte Entscheidung kommt vom Mensch", sagt er. "Die Geräte sind nur Hilfsmittel." Ivanov ist - wie die gesamte Besatzung - zum ersten Mal an der Mosel. Den Aufenthalt in Bernkastel-Kues hat er genutzt, sich die Stadt anzuschauen. "Das ist ganz mein Geschmack - kleine Städte mit Geschichte." Während die Passagiere und der Kommandant sich die Stadt angeschaut haben, hat sich Atanas Lokmadjiev, Manager des Hotelbetriebs auf dem Schiff, darum gekümmert, dass die Gäste gut versorgt werden. 160 Passagiere kann das Schiff aufnehmen, untergebracht sind sie in Zweibett-Kabinen. Das Moselufer können sie vom Restaurant oder vom Sonnendeck aus beobachten - oder per Videokamera am Fernseher in ihrer Kabine.

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