Vom Ehering bis zur Garderobe

WITTLICH. Eheringe, Fahrräder, Handies und jede Menge Uhren: Es hatte sich einiges angesammelt beim Fundamt der Stadt Wittlich. Jetzt kam alles, was ein Jahr lang dort gelagert war, unter den Hammer.

 Da werden die Arme schon mal schwer: Thomas Bornstein hält bei der Versteigerung ein Fahrrad hoch, damit es auch alle sehen können.Foto: Nora John

Da werden die Arme schon mal schwer: Thomas Bornstein hält bei der Versteigerung ein Fahrrad hoch, damit es auch alle sehen können.Foto: Nora John

Die Mitarbeiter des städtischen Fundbüros staunten nicht schlecht, als sie um 14 Uhr mit der Versteigerung der Fundsachen hinter dem Stadthaus begannen: Zirka 150 Menschen drängten sich um die Garage, wo alle Schätze, die es zu ersteigern galt, aufgebaut waren. Vor lauter Menschen konnte man die Versteigerer nicht sehen, und auch ein Blick auf die Fundsachen zu erhaschen, war nicht einfach. "Lauter", schallten dann auch schon die ersten Rufe, als Thomas Bornstein das erste Teil hochhob und den Einstiegspreis bekannt gab. Dann gab es Gelächter, ein Ehering wurde für wenige Euro angeboten und wechselte schließlich für elf Euro den Besitzer. "Das ist ein schlechtes Omen", orakelte einer der Zaungäste angesichts eines einsamen Rings. Viele waren auch nur zum Spaß gekommen, ohne ernsthafte Kaufabsichten. "Einfach mal gucken, was angeboten wird", wollte beispielsweise Ines Rentz. Auch zwei Wittlicher Rentner sahen die Versteigerung als willkommene Abwechslung an. "Wir wollen die schönen Frauen anschauen", scherzen die beiden. Mittlerweile haben schon einige Mobiltelefone und Uhren den Besitzer gewechselt. Viele sind auch gekommen, um vielleicht billig an ein Fahrrad zu kommen. Auch Karin Klein-Könen und ihr Sohn Jakob halten Ausschau nach einem Fahrrad oder einem Kickboard. Sie besuchen zum ersten Mal eine solchen Versteigerung, sind aber mit dem Vorgehen der Versteigerer nicht ganz einverstanden. "Wir waren 20 Minuten vorher da, konnten die Sachen aber nicht ansehen", erzählt sie. Viele Schmuckstücke sind im vergangenen Jahr offenbar verloren gegangen und haben so ihren Weg zum städtischen Fundamt gefunden. Hier hält Karin Klein-Könen es für besser, vorsichtig zu sein, da mehrere Sachen in einer Tüte angeboten werden. "Ich kann ja nicht acht Euro bezahlen, wenn ich nicht weiß, was da drin ist", argumentiert sie . Ein anderer Herr aus dem Publikum schlägt vor, den Schmuck zu kaufen und anschließend Gewinn bringend auf dem Flohmarkt weiter zu verkaufen. City-Roller schon für fünf Euro

Zufrieden mit der Versteigerung ist Adolf Becker aus Wittlich-Neuerburg. Er hat für sechs Euro eine Armbanduhr ersteigert. "Die brauche ich, wenn ich mit dem Traktor rausfahre", erzählt er. Auch seine Frau hat für wenig Geld eine Uhr erstanden. Einmal müssen die städtischen Mitarbeiter mit dem Preis heruntergehen. Ein City-Roller ohne Lenker findet für zehn Euro keinen Abnehmer. Auch bei fünf Euro meldet sich niemand. Schließlich wird er für einen Euro angeboten und geht dann schließlich doch für fünf weg. Auch eine Garderobe hat sich im vergangenen Jahr beim Fundbüro eingefunden und kann hier für zehn Euro verkauft werden. "Die ist vom Laster gefallen", erklärt Bornstein die Herkunft des merkwürdigen Fundstücks. Richtig anstrengend wird es für ihn, als es an die Versteigerung der Fahrräder geht. Mittlerweile haben zwar viele schon den Ort des Geschehens verlassen, dennoch drängen sich noch so viele Menschen um die Garage, dass er die Zweiräder hochheben muss, damit sie jeder sehen kann. Hier liegen die Einstiegspreise meist bei fünf Euro. Einer Frau gelingt es für 28 Euro ein Herkules-Fahrrad inklusive Kindersitz zu ersteigern. Den Sitz verschenkt sie direkt und bahnt sich mit dem Zweirad zufrieden einen Weg durch die Menge. Nach eineinhalb Stunden ist die Versteigerung vorbei. Ingrid Schmitz vom Fundamt ist zufrieden. "Alles ist zu guten Preisen verkauft worden", stellt sie beim Blick in ihre Unterlagen fest. Das meiste Geld brachte eine Kodak-Digitalkamera, die für 50 Euro einen neuen Besitzer gefunden hatte.

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