Vom Kloster lernen

HIMMEROD. Nach einem Jahr Funkstille erwacht die Informationsreihe mit Themen aus dem Management für Mittelständler neu, präsentiert vom Wirtschaftsmagazin Macher. Fragestellung der ersten Veranstaltung: "Vom Kloster lernen!?" mit dem ehemaligen Benediktinerabt Stephan Schröer als Gastredner.

 Abt Stefan Schröer von der Abtei Königsmünster während seiner Ausführungen. TV-Foto: Willi Speicher

Abt Stefan Schröer von der Abtei Königsmünster während seiner Ausführungen. TV-Foto: Willi Speicher

Das Refektorium des Klosters Himmerod füllte sich, als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben. Nachdem Unternehmensberater Manfred Sliwka und Professor Axel G. Schmidt vom Trierer Institut für Mittelstandsökonomie die Leitung des Forums für Führungskräfte abgegeben hatten, war es ein Jahr lang still um die speziell auf wirtschaftliche Themen zugeschnittene Reihe. Hinter den Kulissen gab es zudem Irritationen zwischen dem Verein Museum Abtei Himmerod e. V., der diese und andere Kulturveranstaltungen trägt, und den Finanzbehörden (ausführlicher Bericht folgt). Kloster sind mehr als "bete und arbeite"

All das jedoch trat beim Neustart in den Hintergrund. Vielmehr ging es darum, was moderne Unternehmen und Manager von den uralten Regeln des benediktinischen Klosterlebens lernen können, von denen die meisten Menschen nur die Formel "bete und arbeite" kennen. Eine Menge, wie der emeritierte Abt der Abtei Königsmünster in Meschede, Stephan Schröer, im Gespräch mit dem Immerather Unternehmensberater Ekkehard Nau und auf Fragen aus dem Auditorium darlegte. Nau, der die Nachfolge von Sliwka und Schmidt in der fachlichen Leitung und Moderation des Forums übernimmt, stellte den Geistlichen als weltgewandten Volkswirtschaftler mit langjährigen Berufserfahrungen als Kaufmann und Banker vor, dessen Eltern selbst einen Familienbetrieb führten, und der als Abt gewissermaßen die Rolle eines Managers erfüllen musste. Die von ihm bis vor fünf Jahren geleitete Abtei umfasst nicht nur 60 Mönche, sondern in verschiedenen Werkstätten, Gästehäusern, Landwirtschaftsbereichen und Dienstleistungen rund 150 Mitarbeiter. "Führung ist keine Frage von Managementtechniken, sondern es kommt auf die Persönlichkeit des Führenden an. Techniken bringen nicht die notwendige Reife", lautete eine Kernaussage des Abts. Er zitierte aus der Benediktregel, dass es auf den "entschlossenen Ernst des Meisters" und auf die "liebevolle Güte des Vaters" ankomme. Führen habe vor allem mit Dienen und mit lebendigem Zuhören zu tun."Furcht behindert Kreativität"

"Benedikt lehrt, dass ein Führender mehr danach trachten solle, geliebt als gefürchtet zu werden. Denn Furcht behindert die Kreativität", so Abt Stephan. Ein Kloster wie auch ein Unternehmen sei nicht frei von Konflikten, die aus unterschiedlichen Temperamenten, Interessen und Vorbildungen resultieren. Dann sollten zur Lösung alle beteiligten Kräfte zum Gespräch zusammenkommen - keine Entscheidung von oben herab, aber auch keine endlosen Diskussionen. Vor allem den Jüngeren solle Gehör geschenkt werden, denn - ebenfalls eine mehr als 1500 Jahre alte Lehre des Benedikt von Nursia - die "Jüngeren wissen oft das Bessere". Die junge Generation solle mit ihren Träumen und Innovationen die Älteren mit ihren Erfahrungen provozieren. Der Geschäftsführer des Vereins Museum Abtei Himmerod, Walter Densborn, war nach dem in Dialogform gelungenen Auftakt des Forums froh: "Das Forum lebt!" In der nächsten Veranstaltung am 14. Juni geht es um Kreativität und Innovationen und die verschiedenen Wege, sie in Unternehmen hervorzurufen. Hier wird unter anderem Heinz Nägel, Chef der Mürlenbacher Feluwa, von seinen Erfahrungen erzählen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort