Vom Kopf in den Bauch

MANDERSCHEID. Viele Jahre lebte Stephan Holger Hager in der Eifel, bevor es ihn endgültig nach Griechenland verschlug. Seine Bilder legen Zeugnis davon ab, dass sich nicht nur im Leben des Malers vieles geändert hat. Auch sein Stil hat sich deutlich gewandelt.

Stephan Holger Hager hat schon an vielen Orten der Erde gelebt. Sein Leben begann 1959 in Köln, doch durch eine Frau kam er für lange Zeit in die Eifel: Bettenfeld, Manderscheid, Winkel bei Gillenfeld, Oberstadtfeld und Eisenschmitt heißen die Stationen. Kennen gelernt hat er seine Freundin bereits während des Studiums an der Fachhochschule für Kunst und Design. Hager verdiente sich gerade die ersten Sporen beim Zeichnen: Der Stadtanzeiger gewann ihn als freien Karikaturisten, und spätestens dann, wenn in der geschichtsträchtigen Metropole am Rhein mal wieder eine archäologische Notgrabung angesetzt war, rief ihn das Römisch-Germanische Museum zu Hilfe. Unter Zeitdruck zeichnete er alle aussagekräftigen Funde, die die Arbeiter ans Tageslicht brachten.Ursprung im Zeichnen

Dass Hager vom Zeichnen her kommt, sieht man seinen Öl- und Aquarellbildern bis heute an. Ob menschliche Akte, Libellen, Schlangen, Frösche oder eine schlanke Gottesanbeterin: Stets kommen seine Figuren sehr realistisch und detailgetreu daher. Jedenfalls in den Werken, die bis vor etwa einem Jahr entstanden. Damals haben seine äußeren Lebensumstände sich noch einmal stark verändert. Hager möchte nichts Näheres preisgeben, doch seine Fans, von denen er in der Eifel eine Menge hat, lasen den Wechsel ohnehin an seinen Bildern ab. Die waren gerade im Maarmuseum ausgestellt. Oft sei er auf die stilistische Kursänderung angesprochen worden, erzählt Hager. "Ich habe immer metaphysisch gemalt, in die surrealistische Richtung, wobei es das auch nicht genau trifft." Stark durchstrukturiert sind die alten Bilder, die er, noch bevor er den ersten Pinselstrich tat, klar vor seinem geistigen Auge gesehen hat. Mit dem Kopf sei er an die Arbeit heran gegangen, sagt Hager. Heute laufe seine Kreativität über den Bauch, beschreibt er den Unterschied, wie er sich für ihn selbst darstellt. Und für den Betrachter? Der steht vor den neuen, expressiven und oft farbintensiven Werken und kann sie ganz frei interpretieren. Wo Hager eine Kette von Menschen aus einem abstrakten, unkonkreten Zentrum herauslaufen lässt, sehen andere die selben Menschen auf dieses Zentrum zustreben. "Ich versuche nicht mehr, die Dinge zu begreifen, ich lasse sie kommen", sagt hagerSo dient ihm heute der Akt des Malens als Ventil. Auch in künstlerischer Hinsicht hat er also Neuland betreten. Die Freunde in Kalamata am mittleren "Finger" des südlichen Peloponnes gratulierten ihm zu dieser Entwicklung. Die früher so strengen Strukturen hätten ihn offenbar blockiert: Dies nun sei sein eigener Stil, hier endlich sei seine Künstlerpersönlichkeit deutlich zu sehen und zu spüren. Jedes einzelne Bild wachse, entwickelt während der Schaffensphase ein Eigenleben, das am Ende manchmal den Maler selbst überrascht.Immer wieder gern in der Eifel

Soeben ging die Ausstellung in der alten Heimat zu Ende. "Ich stelle immer wieder gerne in der Eifel aus", gesteht der Weltenbürger, dessen Leben durch den Sohn in ruhiges Fahrwasser geraten ist. Sharo geht am Peloponnes zur Schule, da muss auch der Herr Papa sich endlich niederlassen. Macht er auch, und freut sich dennoch über die seltenen Besuche in der Eifel. Er sieht Freunde wie den Kerzenkünstler Michael Moll, Sharo sieht seine Oma, und Hager verkauft dort auch recht gut. Noch sind seine Bilder vergleichsweise preiswert. Das könnte sich bald ändern. Luxemburger Galerien stehen in Verhandlung mit dem Künstler, der bisher auch die eigene Vermarktung persönlich übernommen hat. Doch man kann nicht ewig auf allen Hochzeiten tanzen. Die neuen Bilder brauchen Zeit, Sharo sowieso, und dann verdient Hager sich am warmen Mittelmeer auch noch ein kleines Zubrot mit handgefertigten Werbetafeln. Das hat in Griechenland eine lange Tradition, und seine Kunden wissen ganz genau, was sie an ihm haben.

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