Vom Schlosshotel zur Unterkunft für junge Leute

Einst logierten im Schlosshotel oberhalb der Burgruine Landshut Fürsten und Generäle, heute kommen Gäste aus aller Welt, um von der Jugendherberge aus den atemberaubenden Ausblick ins Moseltal zu genießen.

 Hoch über dem Moseltal steht die Jugendherberge. Das Gebäude blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. TV-Foto: Marita Blahak

Hoch über dem Moseltal steht die Jugendherberge. Das Gebäude blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. (mbl) "Das Moselpanorama von den Zimmern oder Terrassen des Hotels ist unvergleichlich schön", so warb das einstige Schlosshotel, das Josef Blau 1904 oberhalb der Burgruine Landshut eröffnete. "Unstreitig das schönste Erholungshaus an der ganzen Mosel", schrieb damals die Bernkasteler Zeitung. Der Ausblick ist bis heute grandios, und die Umgebung lädt immer noch zu "reizvollen, erquickenden Spaziergängen" ein. Speziell für die Freunde des Moselweins war das ehemalige Schlosshotel ein wahres Eldorado, sah man doch von hier oben auf die vorzüglichen Weinberge herab, während man einen guten Tropfen im Glas hatte. Fürsten, Generäle und amerikanische Kaufleute stiegen hier ab, bis das Haus 1921 in andere Hände kam. Domkapitular Peter Anheier, Diözesanpräses der katholischen Jugendvereine, kaufte das Schlosshotel "zum Zwecke der Jugendpflege" an, so berichtet die Bernkasteler Chronik. Das "Canisiushaus", benannt nach dem großen Jugendfreund Petrus Canisius, diente fortan als Exerzitienhaus und Erholungsheim für bedürftige junge Leute. Im zweiten Weltkrieg wurde das Haus beschlagnahmt, war zunächst Erholungsheim für Eisenbahner, wurde Heim der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und später Flakheim für Russland-Soldaten. Ab 1944 war es Ausweichlazarett des Trierer Marienkrankenhauses. Gefährdet waren die Insassen, als Anfang März 1945 die Altstadt von Bernkastel und die Moselhöhen unter amerikanischen Artillerie-Beschuss gerieten. Daraufhin machten sich zwei Ordensschwestern zusammen mit dem "schwarz-weiß-roten" Missionspriester Heinrich Tapper (schwarze Soutane, Orden der Weißen Väter, rote Haare) auf den Weg zum amerikanischen Gefechtsstand bei Osann. Auf ihr Bitten hin konnten sie die Einstellung des Artilleriefeuers erwirken.

Nachdem das Haus nach dem Krieg zunächst Unterkunft für amerikanische Truppen und von 1946 bis 1948 französisches Kinder-Ferienheim war, kaufte das Deutsche Jugendherbergswerk 1953 das Gebäude und eröffnete die Jugendherberge, die bis heute Gäste aus aller Welt aufnimmt. Beim Bau einer Straße zum Herbergsgebäude halfen italienische Gastarbeiter mit, weiß Stadtkenner Helmut Theis zu berichten.

Die Jugendherberge hat 96 bis 110 Betten und ist gut ausgelastet. "Aufgrund unseres vielfältigen Angebotes an Freizeitmöglichkeiten und besonderen Jahreszeit-Programmen ist sie bestens geeignet für Familienurlaube und Schulklassenaufenthalte, aber auch für Einzel- und Gruppenreisende", betont Betriebsleiterin Michaela Ehlen.

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