"Stellt Euch vor, was ich gesehen habe", schilderte Maria Lehnert aus Ürzig ihren Freunden beim sonntäglichen Ausflug. "Vor einigen Tagen war ich im Westerwald unterwegs, und da hab ich doch meinen Augen nicht mehr getraut." Vor einer Weinhandlung sah sie eine Bank, auf der ein ruhender Wanderer mit Rucksack gesessen habe. "Und der sah genauso aus wie der Wanderer, der so lange in Zeltingen gesessen hat."Besuch bei Weinmesse in Frankfurt

Vor dem Weingut Martin Schömann in Zeltingen hatte bis zum 11. Mai 2002 die lebensgroße Skulptur aus Pappmaché auf einer Holzbank an der Uferallee gesessen. In vielen Arbeitsstunden war er von der Rachtiger Künstlerin Irmhild Lamberty hergestellt worden. Damals hatte Maria Lehnert im Trierischen Volksfreund gelesen, dass der Wanderer "Beine bekommen hat" - sprich gestohlen wurde. Ihre interessante Beobachtung im Westerwald ließ ihr daher keine Ruhe, und als sie Tage später nochmals in den Westerwald fuhr, war eine Kamera in ihrem Handgepäck. Irgendwie idyllisch wie der Wanderer da saß, fand sie. In einem Hof mit Kopfsteinpflaster hatte er es sich auf einer Holzbank bequem gemacht. Aber nicht mehr lange, denn als Lehnert wieder zurück an der Mosel war, fuhr sie noch am gleichen Abend zur Winzerfamilie Schömann. Auf dem Foto erkannte Helga Schömann sofort ihren Wanderer. Die Polizei Bernkastel-Kues wurde verständigt, die hat die Polizei in Diez benachrichtigt und die haben den Wanderer schließlich beschlagnahmt. Ein Strafverfahren wurde eingeleitet (der TV berichtete). Von einem fahrenden Händler hatte ein Westerwälder den Wanderer für 100 Euro erworben. Sehr erlebnisreich war die nun folgende Zeit für den "Wanderer". Nach einigen Tagen Gewahrsam auf der Polizeiwache in Diez wurde er von Martin Schömann abgeholt und dann ging es weiter zur Weinmesse nach Frankfurt. Auch bei den Messebesuchern fand die Figur reges Interesse, wie Schömann berichtet. "Im Kopf hatte ich ihn schon abgeschrieben", schildert er seine Befürchtungen seit dem Diebstahl vor fast einem Jahr. "Aber das ist doch endlich mal eine positive Nachricht." Dass die Familie ein zweites Mal soviel Glück hat, darauf wollen sich die Schömanns lieber nicht verlassen. Künftig wird der Wanderer wohl mit einer Kette angebunden.