Von der Leichtigkeit der Lüfte

WITTLICH. (sos) Eine Berufspilotin, die alle Fliegerwelt als "Black Baroness" kennt, kann viel erzählen. Was nach einem abenteuerlichem Job klingt, ist für die Wittlicherin Kimberly Marx (Foto), ein Traum, der immer wieder wahr wird.

Wer bei "Black Baroness" und "Black Beauty" an Pferdefilme denkt, ist auf dem Holzweg. Das Paar bevorzugt Himmelsstraßen. Das Flugzeug Black Beauty fliegt, die schwarze Baronin ist die Berufspilotin Kimberly Marx. - Keine Blaublütige, auch wenn ihr Gegenstück, der Rote Baron, die Luftfahrt-Legende Freiherr Manfred von Richthofen war. Über den berühmtesten Jagdflieger im Ersten Weltkrieg sagt die "Baronin": "Er ist weltweit das Sinnbild eines Piloten. Das ist für mich eine tolle Sache, dass ich jetzt sein Gegenstück bin." Geadelt wurde die Pilotin von Journalisten wegen ihrer spektakulärer Stuntflüge. Standesdünkel hat sie aber keine: "Der Titel lockert die Szene auf. Ich bin so eine Art Maskottchen." Und über das Maskottchen kracht ein Flugzeug durch den Sommerhimmel, Kimberly Marx sitzt im Straßencafé. Ob sie hört, welche Maschine da über Wittlich fliegt? "Nö. Ich vermute, es ist Militär. Das sind die einzigen, die diesen Radau machen." Sie lacht und widmet sich dem Eis. Sie fliegt ja nur in friedlicher Mission, allerdings gerne auf abenteuerliche Art. Zuletzt sorgte sie mit dem 13 000-Kilometer Schleppflug von Deutschland nach Namibia für Schlagzeilen nebst Weltrekord-Titel. So wie andere ihr Auto, steuert sie den größten Doppeldecker der Welt, eine Antonow AN2. Gerade testet sie "Leonardo 2000", ein Flugzeug nach Plänen Leonardo da Vincis. Ihr Traumfahrzeug heißt auch nicht Ferrari sondern Concorde oder Starfighter. Vielleicht erfüllt sich ja dieser Wunsch. Jedenfalls gefällt ihr die amerikanische Devise: "Everybody can do it." - Also: Wer will, der kann - und das will sie jedem "Nicht-Flieger" vermitteln. Sie sagt: "Ich kann etwas, was jeder kann. Das möchte ich für ganz normale Menschen greifbar machen, weg vom Elitären der Fliegerei. Wer geht schon auf den Flugplatz und stellt unbedarft Fragen? Da will ich Brücken bauen." Neugier auf die Welt will sie wecken. Und die Neugier treibt sie selbst um. Ihre Spur auf der Erde ist auch eher Langstrecken-mäßig. 1950 im Schwarzwald geboren, BWL-Studium in München, Frankreich, USA, Australien, England, Luxemburg, nun Wittlich, bald Namibia. Alles verbindet ihr Traumjob: "Das Schönste ist der Blick auf die Welt. Das ist paradiesisch. Ich fühle mich privilegiert, dass ich das genießen darf." Einfach abheben, ist nicht ihr Ding: "Fliegen um der Fliegerei willen, habe ich nie gemacht. Es war immer eine zweckgebundene Leidenschaft. Ich hatte immer einen Auftrag zu erfüllen." Und, wie war's über Wittlich? "Das liegt wunderbar miniaturhaft im Grünen. Aber man muss schnell gucken." Und von unten betrachtet? "Ein wahnsinnig schönes Städtchen. Die Gegend ist gut. Die Leute sind offen." Und schwupps - plaudert sie im Café mit einer Passantin. Das geht im Cockpit natürlich nicht. Ob Banner-Fliegen, Stunts, Transporte, Passagierflüge, manchmal ist es über den Wolken doch einsam. Dann, ja dann wird auch aus Black Beauty mehr als eine Maschine. "Ich rede viel mit dem Flugzeug. Und viele Flugzeuge haben eine glänzende Stelle über dem Armaturenbrett, die die Piloten streicheln." Das soll es auch bei Automobilisten geben. Aber denen wünscht man: "Gute Fahrt." Die Berufspilotin jedenfalls bevorzugt: "Happy landings!" Am Donnerstag, 23. Juni, 19 Uhr, liest Kimberly Marx bei Krass-Optik, Neustraße, Wittlich, aus ihrem Buch "Kimberly fliegt nach Afrika."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort