Von der "aal Truschel" bis zum "Zippel"

Ab nächstem Jahr kann kräftig und abwechslungsreich geschimpft werden: Werner Arbogast hat den "Musseler Zohnommekalenner" herausgebracht, in dem 366 moselfränkische Schimpfwörter und Spitznamen aufgeführt sind.

 Es darf kräftig geschimpft werden: Werner Arbogast aus Ediger-Eller hat einen „Moselaner Schimpfnamenkalender“ herausgebracht, der jeden Tag Abwechslung verspricht. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Es darf kräftig geschimpft werden: Werner Arbogast aus Ediger-Eller hat einen „Moselaner Schimpfnamenkalender“ herausgebracht, der jeden Tag Abwechslung verspricht. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach/Ediger-Eller. (GKB) Zwei Büchlein mit Moselstückelcher hat der rührige gebürtige Traben-Trarbacher bislang verfasst und verlegt — "Im Fluppes liegt Wahrheit" und "In Vino Veritas". Weit über das Moselland hinaus erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Jetzt hat Arbogast einen Jahreskalender herausgebracht, in dem ein jeder und eine jede unter dem Datum des Geburts- oder Namenstags nachschauen kann, ob er oder sie nun ein Verhuhnebibeler, Knuuscherpidder, Krempsack, Schnetzekrämer, Dilldopp oder gar ein Bäänpisser ist. "Die schlimmsten Sachen habe ich herausgenommen", erzählt Arbogast, dem daran gelegen ist, dass die alten Begriffe nicht verschwinden.Der jung gestorbene German Franzen aus Ediger-Eller hatte bereits vor 20 Jahren einen solchen Kalender erstellt. "Er war unser Heimat-Poet", schwärmt Arbogast, der von dem Gedanken begeistert war, den Schimpfnamenkalender erneut zu verlegen."Nicht gedacht, dass das eine Riesenarbeit würde"

"Es wäre schade, wenn die moselfränkischen Ausdrücke untergingen", sagt er. "Ich hätte aber nicht gedacht, dass das eine Riesenarbeit würde", stellt er rückblickend fest, doch hatte er auch viel Spaß dabei. Eine ganze Menge Schimpfwörter, die German Franzen damals noch nicht aufgenommen hatte, sind jetzt dazu gekommen, "und im Nachhinein fällt mir immer noch was ein". Rein zufällig ist die Zuordnung der zum Teil deftigen Ausdrücke zu den einzelnen Tagen, und Arbogast bittet auf dem Kalender auch um Nachsicht: "All Daach hot äiner Naamensdaach, ob Schoute, Quissel orer Dolle, guck no un do net dariewer grolle!", empfiehlt er den Lesern. "Finds Dau Däine Nomme, do net schenne, ooch net flenne. Gedaacht ös ä zom Laache, fir allem soll ä Fraid Äisch maache!""Die Mosel war immer ein Grenzgebiet", weiß Arbogast, und jedes Dorf habe einen anderen Dialekt oder eine andere Aussprache oder Schreibweise. Ist bei einigen Schimpfwörtern sofort ersichtlich, was gemeint ist, kann bei anderen gegrübelt werden. Was ein "Biebert" ist, weiß Arbogast selber nicht, und wer hinter dem "Bettsäijer" einen Schnarcher vermutet, liegt völlig falsch. Säijen steht nämlich nicht für sägen, sondern für pinkeln. Der "Trendelpitter" kommt immer zu spät, und der "Huhnäiser" trägt die Nase hoch. Die Bezeichnung "gammer Mensch" bezieht sich laut Arbogast auf eine tolle Frau, die auch toll angezogen ist. Und liebevoll ist auch das "Herrgottsdeerche", übersetzt "Marienkäfer", das einen lieben Menschen bezeichnet.Kalender kostet 50 Cent

Zankäpfel und Streithähne werden sicher fündig in dem heiteren Kalender, aber Arbogast hofft natürlich, dass sich auch viele friedfertige Menschen damit befassen werden. Oma und Opa oder die alten Nachbarn sind sicher gerne bei der einen oder anderen Übersetzung behilflich. Für 50 Cent ist der Kalender in den Buchhandlungen Zimmer und Balmer in Traben-Trarbach erhältlich.

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