Von echten und fremden Wittlichern

WITTLICH. Rund ums "alte" und "neue" Wittlich ging es in einem Vortrag von Heimatforscher Willi Waxweiler im Kolpinghaus.

 Vom "alten Wittlich" anno 1759 bis heute gab es viel zu erklären für Willi Waxweiler.Foto: Klaus Schmitz

Vom "alten Wittlich" anno 1759 bis heute gab es viel zu erklären für Willi Waxweiler.Foto: Klaus Schmitz

Dass Wittlicher nicht gleichWittlicher ist, erläuterte Willi Waxweiler vor rund 50interessierte Zuhörern. Wie die Angelegenheit formell geregeltist, weiß der Heimatforscher zwar genau: "Aus dem alten Wittlichwurde 1969 durch die Gebietsreform das neue Wittlich. Jetzt sindwir alle durch Eintrag beim Einwohnermeldeamt Wittlicher." Dochdiese Lösung ist Willi Waxweiler zu einfach, so stellte er dennauch eine etwas komplexere Unterscheidung vor. Für ihn gibt es beispielsweise den "Ur-Wittlicher". Den hatte schon Bürgermeister Matthias Joseph Mehs im Juni 1952 in einem Vortrag in der Cusanusschule vorgestellt. Zu ihm zählen, so erinnerte Waxweiler: "26 Wittlicher mit Namen wie Bastgen, Becker, Bungert, Daus bis Schäfer, Städtgen, Thönes und Wanger von vor dem dreißigjährigen Krieg, die sich bis dahin fortgepflanzt hatten." Das seien die Ur-Wittlicher. Daneben hat Waxweiler noch den "Freemen" unter den Wittlichern ausgemacht.

Den definiert er so: "Wenn äänen, dä net hei dahäm äss, de Schness zooh voll hellt unn iewer aales hei enn Weddlich schennt, doo säät ma, et äss enn Freemen." Im Umkehrschluss folgert er, dass "wer in Wittlich nicht über alles schimpft und sich damit in die Gemeinschaft einreiht, ein Wittlicher ist."

Nach diesen Unterscheidungen stellte der Heimatforscher dann den Werdegang vom "alten" zum "neuen" Wittlich vor. Auf Original-Zeitungsausschnitten und Straßenkarten zeigte er das "alte Wittlich" aus dem Jahre 1500 schon als zentralen Verkehrsknotenpunkt direkt an der Hauptverbindungsstraße der Pilger von Ostende nach Rom. Später war etwa die "Trierische Landstraße" (1789) Teilstück der Verbindung Trier - Koblenz. Auch die Römerstraße (1828) von Trier nach Andernach lief direkt durch Wittlich. Die Eisenbahnlinie Koblenz - Trier (1879) sowie Wittlich - Daun (1910) und die Autobahnplanung Trier-Koblenz, von der das Teilstück Wittlich-Koblenz am 10.12.1970 freigegeben wurde, setzten, so Waxweiler, "Randsteine" für die kontinuierliche Weiterentwicklung Wittlichs. Für den Heimatforscher endete mit der Verwaltungsreform, die per Gesetz am 7. Juni 1969 in Kraft trat, das "alte Wittlich". Die Kreisstadt vergrößerte sich um Bombogen, Dorf, Lüxem, Neuerburg und Wengerohr. Waxweiler belegte das Wachstum mit den Einwohnerzahlen von 1818 mit 2002, 1847 mit 2874, 1905 mit 5548, 1950 mit 8274 und als "Anfangsbestand" für das "neue Wittlich" im Jahre 1968 mit insgesamt 8926 Einwohner.

In der Fläche hatte sich Wittlich durch die Reform von 2505 um 2414 Hektar, fast auf das Doppelte, immerhin 4919 Hektar vergrößert.

In über 30 Jahren danach wiederum erhöhte sich die Einwohnerzahl im "neuen Wittlich" auf 18346 Einwohner um mehr als das Doppelte. Die Entwicklung der Industrie, die mit Dunlop im Frühjahr 1970 begann, war für Waxweiler hierfür wichtigstes Kriterium.

Auf die Fragen wie: "Warum gehört Bergweiler nicht auch zu Wittlich?", gab es in der anschließenden Diskussion allerdings keine Antwort.

Konkreter beim Diskutieren wurden dann die meist "Ur-Wittlicher" Zuhörer: "Warum laden die Ortsteile nicht offiziell alle Wittlicher zu ihrer Dorfkirmes ein, wie es umgekehrt auch die Wittlicher machen?"

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