Vor 80 Jahren: Große Zeppelin-Deutschlandfahrt führt über die Region

Bernkastel-Kues/Wittlich/Trier · Anlässlich einer Reichstagswahl ist im März des Jahres 1936 eine deutschlandweite Zeppelinfahrt organisiert worden, die das weltbekannte Luftschiff "Hindenburg" und seinen Vorgänger "Graf Zeppelin" in die Moselregion brachte. Der Anblick der silbergrauen Kolosse sorgte für großes Aufsehen bei Jung und Alt.

Bernkastel-Kues/Wittlich/Trier. Vor dem Zweiten Weltkrieg verfügte das Deutsche Reich über riesige Passagier-Luftschiffe, die den europäischen Kontinent mit Nord- und Südamerika verbanden. Überall, wo die imposanten Zeppeline auftauchten, gab es große Menschenansammlungen und Begeisterungsstürme.

Die beeindruckende Wirkung der gigantischen Luftschiffe wurde jedoch seinerzeit von den Nationalsozialisten gezielt ausgenutzt, um effektiv Propaganda für die NS-Politik zu machen. So diente der für den Transatlantik-Reisedienst neuerbaute Zeppelin "Hindenburg" (siehe Extra) neben seinem Vorgänger "Graf Zeppelin" im März 1936 als überdimensionaler Wahlwerbeträger für Adolf Hitler und seine Partei.

Während einer deutschlandweiten Zeppelinfahrt wurden aus den Luftschiffen unzählige Werbeflugblätter für die Reichstagswahl vom 29. März 1936 abgeworfen.
Am Wahltag besuchten die silbernen Riesen auf der Schlussetappe der viertägigen Reise das Rhein- und Saarland. Dabei warben die Propagandisten an Bord per Lautsprecherdurchsage um Zustimmung zur damaligen Rheinlandbesetzung durch die deutsche Wehrmacht.Heimat- Geschichte(N)


Die Fahrtroute der beiden Zeppeline führte am Morgen des 29. März 1936 von Köln aus über Koblenz zur Mittelmosel, wo man gegen 11 Uhr das Eintreffen der Giganten erwartete.

Die Bernkasteler Zeitung schilderte das außergewöhnliche Ereignis wie folgt: "Mit größter Spannung erwarteten die Bewohner der Mittelmosel den angekündigten Besuch der beiden deutschen Luftschiffe (...). Zahlreiche Einwohner und besonders die Jugend stiegen auf die Berge, um die Luftschiffe möglichst lange und nahe zu sehen.

Auf dem Gestade harrte eine größere Menschenmenge erwartungsvoll aus. Schon wollte man verdrießlich nach Hause gehen, als der lange silberne Leib des LZ 127 ,Graf Zeppelin' am Horizont über den Moselbergen hinter Zeltingen auftauchte und in gleichmäßiger Fahrt das Moseltal überquerte. Kanonenschüsse ertönten und bald darauf kam auch der neue und stärkere Gefährte, LZ 129 ,Hindenburg'. Er war näher an unserer Stadt und zog majestätisch seine Bahn. Mit Begeisterung folgten die Bewohner den Luftriesen, bis sie hinter den Bergen verschwanden. (...)".Flaggen abgeworfen


Auch in der Moseleifel sorgten die Luftschiffe für großes Aufsehen, worüber das Wittlicher Tageblatt vom 30. März 1936 berichtete: "Auf der großen Deutschlandfahrt passierten die beiden Zeppeline gestern morgen gegen 11.15 Uhr das Wittlicher Tal. Schon frühzeitig hatten sich auf den Höhen um Wittlich Jung und Alt eingefunden, um sich den Anblick dieser Wunderwerke deutscher Technik nicht entgehen zu lassen. Kurz nach 11 Uhr tauchten ganz in der Ferne aus Richtung Kochem die beiden Luftriesen auf. Langsam lösten sich die silbergrauen Gestalten aus dem Dunst der Ferne und zogen in ruhiger Fahrt über dem Moseltal und der Bahnlinie Koblenz-Trier entlang in Richtung Trier dahin. Etwa eine halbe Stunde lang währte das wunderbare Schauspiel, dann entschwanden sie hinter den Höhen nach Trier den Blicken der Beschauer."

Schließlich erreichten LZ 129 und LZ 127 zwischen 11.40 Uhr und 12 Uhr die Römerstadt Trier, wo zehn Reichsflaggen an Fallschirmen von Bord abgeworfen wurden.
Nach einem etwa achtminütigen Aufenthalt überquerten die schwebenden Kolosse die Mosel in südwestlicher Richtung und fuhren schließlich nach Saarbrücken.Extra

Der Zeppelin LZ 129 "Hindenburg" war 245 Meter lang und zählt neben seinem Nachfolger LZ 130 "Graf Zeppelin II" zu den größten Luftfahrzeugen aller Zeiten. Die Deutschlandfahrt 1936 war der erste Einsatz des Riesen nach seiner Auslieferung an die Deutsche Zeppelin-Reederei. Das legendäre Luftschiff erlangte traurige Berühmtheit, als es am 6. Mai 1937 in Lakehurst (USA) beim Landemanöver verbrannte. phi

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