Vor dem geistigen Auge wächst schon der Damm

Wenn alles planmäßig läuft, wird Ende 2009 der 1100 Meter lange Kestener Hochwasserdamm fertig sein. Das 14 Millionen Euro teure Bauwerk ist wichtig, denn sonst stirbt Kesten langsam aus.

Kesten. "Auf diesen Tag haben wir 14 Jahre gewartet. Wenn der Ort weiter existieren will, muss etwas geschehen." Valentin Zimmer, Ortsbürgermeister von Kesten, macht zu Beginn der Bürgerversammlung aus seinem Herzen keine Mördergrube. Zwei Stunden später wirkt er erleichtert. "Ich bin sehr zufrieden", sagt er. Der Hochwasserdamm, der die Gemeinde zumindest vor einem mittleren Hochwasser schützen soll, wächst quasi vor seinem geistigen Auge.Die Bürger haben an diesem Abend die Möglichkeit, noch einmal Fragen zu stellen sowie Wünsche und Ängste zu formulieren. Etwa 80 Leute, einige auch aus Nachbarorten, haben den Weg ins Bürgerhaus gewählt.

Die Frist für Einwendungen endet am 28. November. "Nach meinem Kenntnisstand sind bisher keine eingegangen", sagt "Hochwasser-Papst" Karl-Heinz Ginsbach (Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord).

Wie berichtet, wird die Gemeinde bei einem mittleren Hochwasser zu großen Teilen überflutet. Die katastrophalen Fluten von 1993 und 1995 ließen viele Menschen dann endgültig resignieren. Viele zogen weg. Die Einwohnerzahl sank von mehr als 500 auf unter 400.

"Der Damm ist ein Überlebensimpuls", sagt Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Die Kommune beteiligt sich mit zehn Prozent an den veranschlagten 14 Millionen Euro für den 1100 Meter langen Damm, der Ende 2009 fertig sein soll.

Eine Gefahr für benachbarte Gemeinden gehe von dem Bauwerk nicht aus, sagt Karl-Heinz Ginsbach. Moselaufwärts sei auf eine Länge von 300 Metern mit einem ein Zentimeter höheren Wasserstand zu rechnen, moselabwärts sei wegen der höheren Fließgeschwindigkeit sogar ein um zwei Zentimeter niedrigerer Pegel zu erwarten.

Einige Kestener haben die Sorge, dass über die sogenannte Notüberlaufstelle das Wasser zu schnell in den Ort eindringt. Der Deich wird auf einer Länge von 30 Metern um 50 Zentimeter angesenkt. Dort soll das Wasser kontrolliert einfließen, wenn die Flut über die Schutzmarke steigt. In dem Fall, so Ginsbach, sei aber sowieso alles zu spät. Dann trete der Katastrophenfall ein und Kesten laufe wie bisher voll. Die Beteiligten sind sich einig: "Es handelt sich um einen Kompromiss", sagt Gemeinderatsmitglied Maximilian Beer. Ein höherer Schutzdamm hält einer Analyse über Kosten und Nutzen nicht stand.

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