Vor keinem Eisen zurückgeschreckt

TRABEN-TRARBACH. (GKB) Seit dem 16. Jahrhundert hat das Schmiedehandwerk in der Familie Horch, früher Horckh, Tradition. Der letzte Meister dieser Zunft in Trarbach ist Heinrich Horch, der bis in die 80er-Jahre seine Werkstatt in der Weiherstraße hatte.

Erst wollte der 84-jährige Schmiedemeister ja gar nicht aus der Familiengeschichte erzählen, aber Ehefrau Elsbeth ist es gelungen, den Gatten "weichzuklopfen". So gibt es zunächst ein Stelldichein vor dem großen Stammbaum, der bis zu Nicolaus Horckh zurückreicht. Als Bürger und Schmied lebte und arbeitete dieser Vorfahre in Gollenberg im Hunsrück und starb 1597 in Enkirch. Fortan schreckten die Nachfahren der Familie vor keinem heißen Eisen zurück. Zehn Generationen später erscheint der 1923 geborene Heinrich Horch auf dem Stammbaum, und wie alle seine Vorfahren hat auch er sein Schmiede-Handwerk von Grund auf gelernt. Die seit dem 16. Jahrhundert in Enkirch ansässigen Horchs siedelten sich wahrscheinlich noch vor 1800 in Trarbach an, wo der 1747 geborene Hufschmied Johann Peter 1814 starb. Auch in den Nebenlinien finden sich immer wieder Schmiede "und um 27 Ecken sind wir mit dem aus Winningen stammenden Audi-Konstrukteur Horch verwandt", merkt Elsbeth Horch an. Heinrich Horchs Opa hatte seine Schmiede noch in der Entengasse in Trarbach, verlegte sie aber Anfang des vergangenen Jahrhunderts aus der Hochwasserzone in die Weiherstraße 14. Im gegenüberliegenden Haus kam Heinrich Horch 1923 zur Welt und lebt noch heute dort mit Ehefrau Elsbeth und Kater Max. Seine Eltern widmeten sich neben der Schmiede noch dem Weinbau und der Landwirtschaft, und der Sohn wäre auch lieber in den Wingert gegangen oder hätte KFZ-Mechaniker gelernt. Doch ihm blieb keine Wahl, er musste die Familientradition fortsetzen und ging in der väterlichen Werkstatt von 1937 bis 1940 in die Lehre. "Man ist gar nicht gefragt worden", sagt Heinrich Horch heute. Um 6 Uhr in der Frühe stand er auf, 13 Stunden später war Feierabend. "Damals wurde noch wie bei den alten Römern gearbeitet", erinnert er sich und erzählt: "Der Eisenring, der die Holzräder der Fuhrwerke umgab, wurde im Feuer geschmiedet." Das erforderte viel Geschick und Können. Die Kriegsjahre führten den jungen Mann nach Russland und Italien und 1947 legte er im zerbombten Köln seine Meisterprüfung ab. Dazu gehörte damals auch noch die Hufbeschlagprüfung. "Ich musste alles über Pferde wissen und vor der Kommission ein Pferd beschlagen", erzählt der Meister, der in den 60-er-Jahren zum letzten Mal ein Hufeisen angenagelt hat. Eins seiner Werke: die Kronleuchter der Kirche

Als sein Vater 1948 starb, übernahm Heinrich Horch die Schmiede und bildete Lehrlinge aus. Später führte er den Betrieb alleine, tatkräftig unterstützt von Ehefrau Elsbeth, die die Rechnungen schrieb. Horch konzentrierte sich fortan auf reine Schlosserarbeiten. Viele Geländer und Gitter hat er gefertigt. Seine Kunden kamen aus Traben-Trarbach und Umgebung und Ehefrau Elsbeth freut sich beim Kirchgang immer wieder über die beiden von ihrem Mann geschmiedeten Kronleuchter im Trarbacher Gotteshaus. Der 1950 geborene Sohn Heinrich erlernt in Zell ebenfalls den Beruf des Schmiedes, studiert dann aber Maschinenbau und wird Ingenieur. Der Vater legt 1984 den Hammer nieder: "Ich wollte noch was vom Leben haben." Horch sagt, dass man heute vom Schmiedeberuf nicht mehr leben könnte. So hat auch Enkel Philipp einen anderen Kurs als seine Vorfahren eingeschlagen und studiert Betriebswirtschaft. Ein wenig Hoffnung hegen die Großeltern jedoch schon, dass vielleicht doch noch einmal ein Horch zum Schmiedehammer greift und die Familientradition fortsetzt.

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