Vorreiter der europäischen Idee

Mit einer Feierstunde wird die Partnerschaft zwischen der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues und Otmuchow (Polen) gewürdigt.

Bernkastel-Kues. (cb) Es waren die Partnerschaften zwischen französischen und deutschen Gemeinden, die nach dem Zweiten Weltkrieg dabei halfen, das Verhältnis zwischen beiden Nachbarländern wieder zu normalisieren und schließlich auf freundschaftliche Basis zu stellen.

An der Ostgrenze dauerte dies etwas länger. Schuld war der "Eiserne Vorhang", der eine Trennlinie darstellte. Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues darf sich auf die Fahne schreiben, relativ früh aktiv geworden zu sein. Die Idee, mit einer Kommune im östlichen Europa eine Partnerschaft einzugehen, hatte der damalige Bürgermeister Rainer Grün 1992. Zu Hilfe kam ihm bei diesem Ansinnen Renate Khoschlessan aus Bernkastel-Kues, die schlesische Wurzeln hat. Sie übernahm die Aufgabe bei einer privaten Reise, die passende Gemeinde auszusuchen. Die Wahl fiel auf Otmuchow. "Das ist auch eine touristisch geprägte Kommune, und sie ist auch ähnlich groß", erzählt Khoschlessan.

Reger Austausch trotz 1100 Kilometern Entfernung



Am 11. Dezember 1993 unterzeichneten die damaligen Bürgermeister, Marian Maziarz und Rainer Grün, in Bernkastel-Kues den Partnerschaftsvertrag. Auch wenn die Entfernung zwischen beiden Orten mit 1100 Kilometern sehr weit sei, habe sich schnell ein reger Austausch entwickelt, berichtet Rainer Grün. Vereine und Jugendgruppen hätten sich daran beteiligt. Auch zwischen Schulen habe es Kontakte gegeben.

Grün selbst war mehrfach beim traditionellen Blumenfest in Otmuchow. Am Anfang sei es nicht einfach gewesen, erinnert er sich. Es habe auf beiden Seiten Vorurteile und Trennendes gegeben. Doch das habe sich gelegt. Die Delegationen seien nur noch mit positiven Eindrücken von ihren Besuchen zurückgekehrt, sagt er.

1999 wechselte Grün als Staatssekretär ins saarländische Umweltministerium. Nachfolger Ulf Hangert hat auch eine hohe Meinung von der Partnerschaft. "Wir haben die Entwicklung in Europa vorweggenommen", sagt er. Noch bevor sich Polen in Richtung der EU geöffnet habe, sei auf kommunaler Ebene ein Schritt zur Völkerverständigung gemacht worden. Die Freundschaft habe sich "in die Breite" entwickelt und erfülle damit ihren Sinn.

Hangert betont besonders das fortwährende Engagement von Renate Khoschlessan. Mit polnischen, tschechischen, israelischen und deutschen Jugendlichen restaurierte sie einen jüdischen Friedhof in Otmuchow. Polnische und deutsche Jugendliche nahmen außerdem an Workcamps in Israel teil.

Am Samstag, 16. August, findet in Bernkastel-Kues die Jubiläumsveranstaltung "15 Jahre Partnerschaft mit Otmuchow" statt. Sie findet ab 11 Uhr auf dem Karlsbader Platz statt. Mit dabei sind natürlich Gäste aus Otmuchow. Auch Rainer Grün hat sein Kommen zugesagt.

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