Wahre Schnäppchen in rauen Mengen

SPRINGIERSBACH. Flohmarkt mit Charme: Am Wochenende trafen sich tausende Menschen zum Einkaufsbummel auf der Klostermeile. Das Stöbern lohnte sich. Von der Gothik-CD bis zum gestickten Rubens war alles Mögliche und Unmögliche im Angebot.

Wenn Flohmarkt in Springiersbach ist, stellt sich der Prior persönlich an den Stand. Dort verkauft Pater Dominikus nicht nur Erbauliches für den guten Christenmenschen, sondern auch all die Dinge, die seine Mitbrüder so da lassen, wenn sie versetzt werden: Plattenspieler und Fernseher, Geschirr und Silberbesteck, Kerzenständer und Umtöpfe. Mit diesem Angebot unterschied sich der Stand des Karmeliten kaum von vielen anderen, in denen seit den frühen Morgenstunden dekoriert, ausgepreist und gefeilscht wurde. Zwischen Waschbrett und Wollsocken

Nur wenige, die tagsüber ein Geschäft machen wollten, konnten gestern ausschlafen. Zu ihnen gehört David Peifer-Weiß, der auch in anderer Hinsicht den Joker gezogen hat: Entspannt lehnt er sich auf seinem schattigen Plätzchen unter einem Baum zurück und grinst: "Das ist unser Grundstück, und deshalb konnten wir uns mit dem Aufbau auch Zeit lassen." Er trennt sich von Utensilien aus früheren Jahren: Spielzeug, Klamotten, CDs, Schuhe - was sich halt so ansammelt im Lauf der Zeit. Auch Joshua aus Olkenbach ist bereits aus dem Gröbsten raus und verkauft, die Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen und ein erfrischendes Eis in der Hand, Dinge aus Kindertagen. Er ist schon ein alter Hase. Gemeinsam mit der Mutter, die nebenan ihren eigenen Verkaufsstand betreibt - "Heavy - Gothik - Punk" - sind Joshua und sein Bruder Ruben schon oft auf Märkten gewesen. So darf ihr Urteil als das von Kennern gelten, wenn sie sagen, dass das Geschäft heute "ganz akzeptabel" anlief. Ein paar Meter weiter bietet Ingrid Weinsberg, die ebenfalls auf eigene Erfahrung am Flohmarkt in Springiersbach zurückblicken kann, "Schätzchen" aus dem eigenen Fundus an. Dazu gehören diesmal ihre ersten von eigener Hand gemalten Bilder. Interesse besteht bei den Passanten, sie drehen und wenden die Bilder, fragen den Preis nach, legen das Objekt ihrer Begierde jedoch oft wieder zurück. Es lohne sich stets, einen Stand zu machen, sagt Weinsberg, aber: "Natürlich hat sich das Kaufverhalten insgesamt geändert, und das spürt man auch auf einem Flohmarkt." Und weiter geht es durch das Gewimmel ungezählter Menschen, die alle gerne stöbern, vergleichen, feilschen. Die eine sucht ein Waschbrett aus alten Zeiten, die nächste ein paar Schütten als Ersatz für die defekten Küchenschrank aus den 60er Jahren, eine dritte ist auf der Pirsch nach selbst gestrickten Wollsocken in Größe 43. Kaum vorstellbar bei Temperaturen nicht weit weg von den 30 Grad, aber die Dame wird fündig. Gleich daneben liegen gestickte Rubens-Bilder im Gras drapiert - Meisterwerke, und garantiert Handarbeit, die hat die Mama einst gemacht, und die ist schon lange tot, verrät der Verkäufer, selbst bereits im Rentenalter. Dazwischen immer wieder auch wirklich Wertvolles: Kommoden aus Vogelaugen-Ahorn. Sie finden sich bei Markus Groß, einem Verkäufer, der bereits um 5 Uhr morgens seinen Platz markiert und sich somit einen der schönsten gesichert hat: Er steht gleich neben dem Eingang zur Kirche. Zum dritten Mal ist er in Springiersbach. Ein Flohmarkt-Standbetreiber aus Freude. Er spricht aus, was tausende Besucher denken müssen, die sich selbst von den hoffnungslos überhitzten und überfüllten Shuttle-Bussen nicht den Spaß verderben lassen: "Das ist einfach ein schöner Markt hier beim Kloster."

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