Wallfahrer ziehen durchs Tal

An unserem Haus ziehen in diesen Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten Pilgergruppen auf dem Weg zum Grab des Apostel Matthias in Trier vorüber. Sie kommen meist vom Niederrhein und wandern in mehreren Etappen durch die Eifel an die Mosel.

Betend, singend, erzählend kommen sie daher, alle Alterstufen sind vertreten. In den 60er Jahren schien es so, als würden Wallfahrten allmählich versiegen. Doch im letzten Jahrzehnt wurde das Wallfahren plötzlich wieder modern. Aktuelle Beispiele sind die Rompilger zum Begräbnis des verstobenen Papstes und zur Einführung des neuen, aber auch die Heilig-Rock-Tage. Wie viele Jakobspilger machen sich auf nach Santiago de Compostella? Unter den vielen Jakobspilgern sind auch solche, die sonst mit religiösen Dingen wenig bis gar nichts zu tun haben. Was veranlasst heutige Menschen sich auf anstrengende Wallfahrten zu begeben anstatt es sich in Wellness-Tempeln gut gehen zu lassen? Wie ist es zu erklären, dass in einer Zeit, wo Glaube, Religion und Kirche in der allgemeinen Wahrnehmung zu verdunsten scheinen, Wallfahrten wieder modern sind? Vielleicht verdichtet sich im Pilgern ein Stück weit das, was menschliche Existenz letztlich ausmacht: unterwegs sein, auf der Suche nach dem Sinn, sich Zeit für das Wesentliche nehmen, Gott suchen. Zudem kann Glaube in seiner Ganzheitlichkeit und seinem Gemeinschaftscharakter erlebt werden. Geist, Leib und Seele sind gleichermaßen betroffen, und man ist gemeinsam auf dem Weg. Ich freue mich auf den Pfingstdienstag, wenn ich wieder in Echternach mit anderen zum Grab des Heiligen Willibrod springe. Für mich ist das Ausdruck meines ganzheitlichen Glaubens. Wolfram Viertelhaus, Wittlich

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