Warten aufs "Salve Regina"

WITTLICH/BROCKSCHEID. Die vierte Glocke mit Namen Rochus für den Turm der St. Markus-Kirche ist gegossen. Damit kann in Kürze das von Anfang an vorgesehene "Salve-Regina-Motiv" erklingen.

Es war kein alltäglicher Vorgang, aber er vollzog sich in erreichbarer Nähe. Die vierte Glocke, die den Namen des Stadtpatrons Rochus tragen wird, wurde am Wochenende in der Brockscheider Glockengießerei gegossen. Der Beigeordnete Albert Klein überreichte einen Gruß des Bürgermeisters: Meisterin Cornelia Mark-Maas erhielt einen Hochprozentigen - aber erst für den Feierabend.Im Reisebus zum spannenden Ereignis

Unter den aufmerksamen Augen von etwa 70 Wittlichern, die für dieses Ereignis einen Bus gemietet hatten, entwich das flüssige Metall dem Ofen und rann durch ein kompliziertes Leitungssystem zu den insgesamt 13 Glocken, die bald die Kirchen ihrer Pfarreien schmücken werden. Denn für eine Glocke allein würde sich der aufwändige Guss nicht lohnen. Wie viel Körperkraft, Erfahrung, handwerkliche Präzision und genaueste Absprachen der Mitarbeiter untereinander nötig sind, um das Werk zu vollenden, war für die Gläubigen spannend zu sehen. Die ältere Generation, die Schillers Glocke noch aus der Schule kennt, wird weniger überrascht gewesen sein vom Zitat der Meisterin, mit der sie den Guss einleitete: "Fest gemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt. Heute muss die Glocke werden. Frisch Gesellen, seid zur Hand." Und das sah so aus: Hunderte Menschen in einer mit einer dicken Staubschicht überzogenen Halle drängen sich um die besten Plätze. Am Werk ist ein ganzes Team feuersicher gekleideter Männer, Frauen und Kinder - mehrfacher Mark-Nachwuchs, der schließlich ans Handwerk herangeführt werden will. Heiß ist es in der Nähe des gigantischen Ofens, Wenn die Mitarbeiter die Konsistenz des flüssigen Metalls prüfen, sprühen die Funken. Der Blick fällt hinein in die rund 1100 Grad heiße, brodelnde Masse, aus der innerhalb weniger Tage Glocken werden: Keine gleicht der anderen, jede ist ein Einzelstück. Pfarrer Rudolf Halffmann spricht den Segen über den neuen Rochus. Danach bittet Mark-Maas um äußerste Ruhe, "weil wir uns hier verständigen müssen". Dann noch ein Schiller-Zitat: "Stoß den Zapfen aus - Gott bewahr das Haus", und die Bronze ergießt sich in die vorgesehenen Rinnen. Gemeinsam segnen die versammelten Geistlichen ihre neuen Glocken. Ob wirklich alles funktioniert hat, werden sie alle erst in einigen Tagen erfahren, wenn die im Sand eingebuddelten Glocken ausgekühlt sind. Die Pfarrei St. Markus jedenfalls hat getan, was sie tun konnte: Neben dem feierlichen "Großer Gott wir loben dich" sangen die Gläubigen auch die Zeilen, die den neuen Rochus schmücken: "Ubi caritas et amor". In Kürze werden die Wittlicher das ersehnte "Salve-Regina-Motiv" hören können.

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