Was gestern war, ist heute interessant

DREIS. Sie haben ein scharfes Auge, die Mitglieder des Dreiser Fotoclubs. Doch welches Bild machen sie sich von ihrer Tageszeitung? Da Dreis als erster Ort im Fokus der Heimat-Serie des TV stand, gab es dort ein Ortsgespräch mit "Leser-Blattkritik".

Bürgermeister Klaus Steffgen sitzt im Gemeindebüro und steigt gleich mit hinauf. Denn eine Etage über seinem Schreibtisch sprechen Mitglieder des Fotoclubs Blende 90 über den Trierischen Volksfreund. Dass Dreis unter dem Motto "Gestern-Heute-Morgen" sozusagen "Versuchskaninchen" für eine neue Serie war, sei gut angekommen, schickt Steffgen voran: "Das gab nur positive Resonanz." Nur das TV-Bilderrätsel - "das war zu leicht; ich habe es direkt erkannt", sagt Albrecht Pawelke. Er ist der Älteste in der Runde und liebt trotzdem die alten Geschichten: "Was ich gerne lese? Die Zeitzeugen-Berichte." "Ja, das ist interessant, denn man geht davon aus, es war auch so", pflichtet Albert Göbel bei. Paul Valerius ergänzt: "Das sind die letzten Zeitzeugen, die noch über den Krieg erzählen können. Schade, dass das nur in der Zeitung erscheint. Schön wäre eine kleine Schrift. Sie wäre auch für Schulen ein wertvolles Dokument." Alle blättern in der Zeitung. "Mehr Wert" steht dort über der neuen Verbraucherseite, eine gute Sache findet die Herrenrunde. Der Tipp der Männer an die Zeitungsmacher: noch mehr Kontaktadressen, Info-Telefonnummern veröffentlichen. "Oder einfach die Leute schildern lassen, welche Betrügereien sie erlebt haben, etwa im Internet oder mit angeblichen R-Gesprächen. Dann muss natürlich ein Tipp dabei sein, wer helfen kann", sagt Paul Valerius. Und Berichte nach Art von "Stiftung Warentest" seien guter Lesestoff. Schlecht weg kommen neben "unscharfen Clickme-Fotos im Intrinet" die Rechtschreibfehler. "Einmal waren in der Überschrift auf der ersten Seite gleich in einem Wort zwei Klöpse", erinnert sich Albert Göbel, "Das ist peinlich." Apropos Überschriften, sind die im Trierischen Volksfreund zu reißerisch im Stil der Boulevardpresse, wie mancher ab und an kritisiert? "Nein, bis Sie da rankommen, müssten Sie noch einiges machen. So lügen können Sie gar nicht", sagt ein Fotoclub-Mitglied: "Im Großen und Ganzen ist der TV eine seriöse und akzeptable Zeitung." Besonders gerne lesen alle neben Kommentaren die Leserbriefe, also Meinungen - ob die des Redakteurs oder des Bürgers. Und man schaut gern über die Grenzen: Die Luxemburg-Seite inklusive Sprach-Kolumne interessiere, was natürlich auch für die Lokalberichterstattung gelte. Alois Thieltges schlägt den Bericht über den Kreiswaldbauverein auf: "Das lese ich, weil es mich betrifft und ich den Termin verpasst habe." Und was ist mit den "Menschen"-Porträts? "Das liest man, auch wenn man die Leute kennt", sagt Paul Valerius. "Aber es muss gut geschrieben sein, wie ein Krimi", meint Albrecht Pawelke. Lokale Themen groß auf der ersten Seite, das reizt die Dreiser weniger. "Da sehe ich gerne was Bundesweites oder Internationales. Für regionale Themen reicht eine Meldung mit dem Hinweis, auf welcher Seite mehr zu finden ist", sagt Albert Göbel. Generell liegt für alle die Würze in der Kürze: Längere Texte vermissen sie nicht. "Da liest man sich müde." Mehr Bitburg-Prüm in den Moselteil

Apropos Lokalteil: Mehr aus Bitburg-Prüm fänden die Blattkritiker lesenswert. "Die Mosel, insbesondere Traben-Trarbach, ist doch ziemlich stark vertreten", sagt Klaus Steffgen. Ob zu stark, ob zu schwach: Auch die Karnevalsberichterstattung war ein Thema. Paul Valerius hat eine Idee, mit der man Fasnachtler und "Abstinenzler" glücklich machen könnte: "Warum druckt man den Karneval nicht in einem separaten Teil zum rausnehmen, wie den Autoteil? Das wäre gut! In der Karnevalszeit kann ja sonst was passieren. Es bleibt dann nur Platz für eine Meldung." In einem sind sich die Dreiser einig: "Es passiert ja relativ wenig. Und das ist gut so."

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