Weichen für den Bahnhof werden neu gestellt

Bernkastel-Kues · Neue Nutzung: Im denkmalgeschützten Kueser Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1904 wollen die beiden Investoren Erich Gasber aus Trier und Harald Spang aus Monzelfeld ein Brauhaus mit Restaurant eröffnen. Für das Stadtsanierungsobjekt gibt es Fördermittel vom Land, und auch die Stadt will einen Zuschuss geben (der TV berichtete). Das frühere Stadtratsmitglied Gerhard Lenssen erinnert sich an die Geschichte des Bahnhofsgebäudes.

 Das historische Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1904: Ein neues Brauhaus mit Restaurant soll bald an alte Traditionen anknüpfen. TV-Foto: Marita Blahak

Das historische Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1904: Ein neues Brauhaus mit Restaurant soll bald an alte Traditionen anknüpfen. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. Wenn mit der neuen Konzeption im Bahnhofsgebäude fortan Bier ausgeschenkt wird, so schließt sich laut Gerhard Lenssen nach über 100 Jahren ein Kreis. Denn schon 1896 hat der Pächter des damaligen Restaurants "Zum Bahnhof" dem Publikum mitgeteilt, "dass es mein Bestreben ist, durch Verabreichung von guten Schoppen- und Flaschenweinen sowie durch Verzapf von vorzüglichem Biere aus der bekannten Brauerei Peter Schmitgen die Zufriedenheit meiner Gäste zu erlangen". Dies schreibt Lenssen in der Broschüre "1. April 1905".
Dieses Heftchen ist anlässlich der 100-Jahr-Feier des Zusammenschlusses der Gemeinden Berncastel und Cues von der Stadt herausgegeben worden. Was die Bürger damals so alles interessierte und erregte, hat Lenssen im Stadt-, Kreis- und Landesarchiv zusammengetragen.
Eine bewegte Geschichte hat der Bahnhof in Kues. Am 9. April 1880 gab auf mehrfache Bitte der Wein- und Fremdenverkehrsstadt Berncastel-Cues der preußische Landtag in Berlin per Gesetz die Zustimmung zum Bau der Sekundärbahn Wengerohr-Cues als Bahnanbindung an die Strecke Koblenz-Trier. Mit einem Festessen mit gefülltem Truthahn, Rehbraten, Entenragout, Forellen oder Schildkrötensuppe und einer Tanzveranstaltung wurde am 31. Mai 1883 die Zweigbahn feierlich eröffnet. "Einen Bahnhof an der Stelle des heutigen Gebäudes gab es damals auch schon, allerdings im schlichten sogenannten Kolonialstil", berichtet Lenssen. Überglücklich war man mit diesem Bahnhof aber nicht. Denn für den damaligen Bürgermeister Kunz war es "undenkbar, Reisende verschiedenen Standes in ein und demselben Saal auf den Zug warten zu lassen. Es bestehe ein dringendes Bedürfnis, für die Reisenden II. Classe und für Damen einen besonderen Wartesaal vorzusehen". Die Eisenbahn lehnte das wegen fehlender Mittel jedoch ab.
Der Regierungspräsident aber befürwortete den bürgermeisterlichen Antrag, da bei längeren Wartezeiten im gleichen Raum von Reisenden verschiedenen Standes und Berufes Unzulänglichkeiten und Belästigungen herbeigeführt würden. 1904 erhob sich dann anstelle des alten abgetragenen Stationsgebäudes ein imposanter Neubau in Fachwerkbauweise. Das Gebäude umfasste Güterraum, Dienstraum des Stationspersonals und endlich die gewünschten getrennten Wartesäle II. und III. Klasse. Die oberen Räume waren als Wohnräume des Stationsvorstehers vorgesehen. "Die ganze innere Ausstattung des Bahnhofes macht einen recht freundlichen Eindruck", wurde damals berichtet.
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Einen solchen Eindruck soll der Bahnhof auch in Zukunft machen. Die Planung sieht eine Hausbrauerei mit Erlebnisgaststätte vor mit 100 Sitzplätzen und Außenbewirtung. Die Wohnungen im Obergeschoss werden renoviert und vermietet. So lebt mit der Einrichtung einer Hausbrauerei auch die Tradition wieder auf, dass in der "Bahnhofsgaststätte" Bier ausgeschenkt wird.

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