Weihnachten im kalten Hochsommer

Springiersbach . (gkl) In diesem Jahr garnierte der Musikkreis Springiersbach sein Innenhoffest mit einem nachmittäglichen Jazzbeitrag. Zwei technisch versierte Musiker gestalteten ein gefälliges Konzert, das sich thematisch vielleicht an den Temperaturen, nicht aber an der Jahreszeit orientierte.

"Man solle bitte Petrus und nicht dem Musikkreis Springiersbach böse sein, wenn das Springiersbacher Innenhoffest in diesem Jahr nicht unter freiem Himmel stattfinden kann." Diese Bitte richtete Gerhard Vockensperger an die zahlreichen Konzertbesucher, die das Jazzkonzert von Markus Burger und Jan von Klewitz im romanischen Saal erleben konnten. Die Ungewissheit, ob der für das Wetter zuständige Apostelfürst nun die Schleusen öffnen würde oder nicht, war einfach zu groß und die Temperaturen zu niedrig. Nicht allzu häufig hört man im Kloster am Kondelwald Jazz. Gelegentlich aber macht der Veranstalter einen Ausflug in dieses Genre und hatte diesmal gewissermaßen einen Musiker aus der Nachbarschaft engagiert. Der Pianist Burger lebt zwar inzwischen in den Vereinigten Staaten, stammt aber aus dem Moselort Pünderich. Ebenso wie sein Saxophon spielender Partner von Klewitz zeichnet er sich als technisch versierter und experimentierfreudiger Musiker aus, der auch nicht davor zurück schreckt, einmal mit einem Paukenschläger die Saiten seines Instruments zum Klingen zu bringen. Beide verleihen ihrem Spiel eine sehr große Expressivität und können gleichermaßen mit Gefühl und Virtuosität überzeugen. Beim Programm sah das ein wenig anders aus. Ein bisschen verwundert musste man schon sein, ob der Menge der Weihnachtslieder, die in Springiersbach erklangen. Ob nun "Kommet ihr Hirten", "Oh Jesulein süß" oder "Ich steh an deiner Krippe hier," so recht stimmig war das Programm für ein Sommerfest, auch wenn Petrus da nicht ganz mitspielen wollte, nicht. Stilistisch könnte man das Konzert wohl am ehesten mit Softjazz beschreiben, den sich die Musiker von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel adeln ließen. So erklang eine Jazzversion von Bachs Choralvorspiel "Jesu bleibet meine Freude" im Kombipack mit Händels Arie "Lascia ch'io pianga" aus der Oper Rinaldo. Die musikalischen Erläuterungen Burgers zu manchen von ihm verwendeten Werken können einer näheren Betrachtung nicht allzu lange standhalten. So entstammt der Choral "Brich an, du schönes Morgenlicht" nicht der Feder des Thomaskantors, sondern von Johann Schop. Auch ist die Melodie nicht ein weiteres Mal für "Ermuntre dich, mein schwacher Geist" verwendet worden, sondern stellt lediglich die erste Strophe eben dieses Chorales dar. Die Begründung, der Choral "Maria durch ein Dornwald ging" passe auf Grund seiner Entstehung im 12. Jahrhundert besonders gut in den Saal des Klosters, muss ebenfalls in den Bereich der Legende" verschoben werden, da die Melodie aus dem 16. Jahrhundert stammt und erst im 19. Jahrhundert mit dem bekannten Text unterlegt wurde. Zusammen mit den sehr häufigen Hinweisen auf die verfügbaren oder aber über das Internet zu beziehenden CDs, die dem Ganzen etwas den Anschein einer Verkaufsveranstaltung gaben, hinterließ der Nachmittag einen etwas faden Eindruck, zumal sich die Art der Improvisationen der beiden Musiker stilistisch doch immer sehr ähnelten. Schade. Da hätte man mehr daraus machen können.

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