Weihnachtszeit ist Arbeitszeit

LIESER. Heute an Heiligabend erstrahlen allerorts in vielen Stuben die Weihnachtskrippen. Bei Helmut Kien in Lieser findet die Heilige Familie seit einigen Jahren "Unterkunft" in einem alten Weinkeller. Auf 20 Quadratmetern Fläche baut der Lieserer seine große Krippenlandschaft auf – und zeigt sie gern Besuchern.

Von der Straße aus führt eine Treppe hinunter in den ehemaligen Weinkeller eines alten Winzerhauses in der Kirchstraße. Die Weihnachtsgeschichte zeigt sich hier auf wunderbare Weise dem Besucher. Geschmückte Tannenbäume, Lichtergirlanden, Naturlandschaft, Herberge und Hirtenunterkunft - und mittendrin der Stall von Bethlehem, in dem die Heilige Familie Zuflucht fand und Jesus das Licht der Welt erblickte. Mit leuchtenden Augen stehen die Kinder davor und die Erwachsenen lassen sich beim Anblick der mit viel Liebe zum Detail aufgebauten Krippenlandschaft einfangen von der Freude des Weihnachtswunders. Schon als Kind hat der kleine Helmut die Freude seines Vaters beim Aufbau der heimischen Krippe miterlebt. Denn Julius Kien hatte sich als Soldat im Krieg einst geschworen: "Wenn ich wieder heil nach Hause komme, dann baue ich jedes Jahr zu Weihnachten eine große Krippe auf." Und dafür wurde jeden Advent die "gute Stube" ausgeräumt. "Mein Vater hat Bethlehem mit einfachen Materialien wie Weiden und Felsenpapier erstehen lassen." Die Figuren fertigte er aus Pappmaché. Für den Vater und seine Familie war ihr ganz persönliches Weihnachtswunder wahr geworden. Dann schmunzelt Helmut Kien: "Wenn Besuch kam, um die Krippe zu sehen, bekam auch der Opa Arbeit, denn dann musste er immer am Sicherungkasten stehen". Und das hatte seinen Grund. "Denn wenn die Krippe beleuchtet wurde, fiel wegen des erhöhten Strombedarfs regelmäßig die Sicherung heraus", verrät Kien. Im Krippenbauen hat der kleine Helmut zu Hause schon früh Erfahrung gesammelt. So durfte er später als Messdiener auch in der Kirche mithelfen, bis er als 16-jähriger sogar alleine für den Krippenaufbau zuständig war. Und als Kien "freien ging" musste auch seine Braut ran. "Komm, du musst mit Krippe aufbauen in der Kirche", an diese "wohlgemeinte" Aufforderung in der Vorweihnachtszeit kann sich Ehefrau Ingrid noch gut erinnern. Beim Krippenbau lebte ihr Mann auf, Weihnachtszeit war Arbeitszeit - und ist es bis heute. Denn es stand außer Zweifel, dass auch in seiner eigenen Familie die Krippentradition in Großformat weitergeführt wurde. Alles fertigte Kien selbst, angefangen bei Stall und Landschaft bis hin zu den Krippenfiguren. Im Garten vor seinem Elternhaus, das die Kiens bis 1999 bewohnten, wurde sie damals aufgebaut zur Freude der Mitbürger. Damit aber bei den frostigen Temperaturen an Heiligabend das Wasser in den Bachläufen und im Brunnen nicht einfror, hatte seine Frau damals die Idee Frostschutzmittel ins Wasser zu geben. "Wie staunten die Leute, als sie aus der Christmette kamen und sich meterhoch Schaum vor der Krippe gebildet hatte", lacht Ingrid Kien. Vor sechs Jahren kaufte die Familie dann das alte Winzerhaus in der Kirchstraße. Hier im ehemaligen Weinkeller fand Kien genau die richtige romantische, heimelige Umgebung für seine Krippe. Auf einer Fläche von 20 Quadratmetern breitet sich seit 2001 seine Krippenlandschaft mit Heiliger Familie, Ochs und Esel, Hirten und Schafen, Engeln und Königen aus. Plätschernde Bachläufe winden sich durch die naturgetreue Landschaft, geschmückte Tannenbäume und Lichterglanz verbreiten weihnachtliche Atmosphäre. Jede Menge Leitungen sind hier "verarbeitet", "aber keiner muss mehr sorgenvoll auf die Sicherungen schauen", sagt Kien augenzwinkernd. Besuchern steht der "Krippenkeller" offen, für frisch gebackene Plätzchen sorgt Ehefrau Ingrid. Eine Sparbüchse nimmt Spenden auf, die jedes Jahr einem guten Zweck dienen. Kam der Erlös im letzten Jahr den Messdienern zugute, so soll er diesmal als Zuschuss für die Restaurierung einer Monstranz von 1615 eingesetzt werden. Geöffnet ist der Krippenkeller von Heiligabend bis Mariä Lichtmess, 2. Februar 2006 täglich von 8.30 Uhr bis 22 Uhr. Am 2. Februar startet die diesjährige Lichterprozession der Pfarrei von Kiens Krippe aus zur Pfarrkirche.

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