Seit wann die Casino-Gesellschaft die Herrenweinprobe ausrichtet, weiß auch Ewald Hannesen nicht. Hannesen ist neben Gert Bodensteiner und Konrad Weinzheimer einer der drei Direktoriumsmitglieder der "Gesellschaft Casino zu Trarbach 1810". "Die erste Herrenweinprobe liegt schon lange zurück. Es gibt Unterlagen einer Probe, die 1924 stattfand. Damals wurden edle Tropfen der Jahrgänge 1884 bis 1897 ausgeschenkt", sagt Hannesen. Jedes Jahr treffen sich Männer jeweils am zweiten Advent, wenn der Trarbacher Markt stattfindet, im Casinosaal zur Herrenweinprobe - in diesem Jahr am Samstag, 9. Dezember, 18 Uhr. Wie der Name bereits sagt - zugelassen ist nur das "starke Geschlecht", Damen dürfen nur als Servierkräfte teilnehmen. Ausgeschenkt werden 20 bis 25 Rieslingweine, zunächst ausschließlich Tropfen des letzten Jahrgangs, diesmal also 2005er, nach einer Pause dann ältere Kreszenzen und Raritäten. Die Mehrzahl der Gewächse stammt aus Traben-Trarbach, aber auch andere edle Tropfen von der Mittelmosel sind dabei. Die Probe wird in diesem Jahr kommentiert von Ewald Hannesen junior aus Traben-Trarbach und Jan Klein aus Kröv. Die Teilnehmer selbst spenden die Weine, für die Bewirtung sorgt das Küchenteam von der "Goldenen Traube" in Traben-Trarbach. "Das war schon immer so, und so soll es auch bleiben", sagt Hannesen. Die Tradition geht gar so weit, dass auch das Essen stets das gleiche ist: Rinderbrust mit Meerrettichsoße, Wirsinggemüse und Salzkartoffeln. "Versuche" mit Kasseler und Sauerbraten waren vor Jahren kläglich gescheitert. Vor vielen Jahren, erinnert sich Hannesen, gab es mal einen Vorstoß einiger Damen, die Probe auch für diese zu öffnen. Doch es blieb nur bei dieser Bitte, zumal im Jahr danach "aus Protest wegen dieser ungeheuerlichen Anfrage" einige Herren der Probe fern blieben. In diesem Jahr werden wieder 70 bis 80 Männer in den Casinosaal kommen, um ungestört die edlen Tropfen zu verkosten. Hannesen: "Die meisten sind Kenner, es wird während der Probe fast nur über die Weine gesprochen." Und gegen Ende der Probe wird aus den Männerkehlen das Mosellied "Im weiten deutschen Lande..." erklingen. Es war übrigens die Casinogesellschaft, die vor über 150 Jahren einen Mosellied-Wettbewerb ausschrieb. Es siegte damals das Lied "Des deutschen Rheines Braut", doch das von Pfarrer Reck aus Feldkirchen gedichtete und von Georg Schmitt vertonte Gesangsstück "Im weiten deutschen Lande" setzte sich als Mosellied durch. Die "Gesellschaft Casino zu Trarbach 1810" zählt heute rund 50 Mitglieder. Fast alle sind Männer, daneben werden auch einige Frauen auf der Mitgliederliste geführt. Es sind die Witwen verstorbener Casinogesellschafts-Mitglieder.