Weinbau mit Zukunft

Reil. Unter dem Motto "Weinbau mit Zukunft" fand im Bürgersaal des Rathauses Reil eine sehr gut besuchte Winzerversammlung statt.

Die Strukturkrise im Weinbau hat nach Versammlungsleiter und Ortsbürgermeister Artur Greis an der Mosel tiefe Spuren hinterlassen. Auch Reil sei davon besonders betroffen, erklärte er. Von ehemals 200 Hektar bebauter Weinbergsfläche seien heute noch 120 Hektar übrig geblieben, und der Trend sei weiter rückläufig. Um diesen negativen Trend zu stoppen, die Probleme anzufassen und damit die einzigartige Weinkulturlandschaft zu erhalten, sei man heute Abend zusammen gekommen. Zunächst ging es um die Frage: "Was macht die Gemeinde Reil mit den Brachflächen?". Zu diesem Thema stellten die FUL-Beraterinnen Inge Unkel und Susanne Venz vom Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz das "Weinbergsbrachenprogramm" vor, das von der EU und dem Land Rheinland-Pfalz getragen wird. Es zielt darauf ab, die Offenhaltung der Landschaft zu gewährleisten, die traditionsreiche Kulturlandschaft, deren Fortbestand durch Nutzungsaufgabe stark bedroht ist, zu erhalten und die Entwicklung der Artenvielfalt zu unterstützen. FUL-Programm für Weinbauflächen

Maßnahmen und Bewirtschaftungsvorgaben seien unter anderem regelmäßige Bewirtschaftung durch Mahd oder Beweidung zu bestimmten Zeiten, Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel. Die Anlage ökologisch wertvoller Strukturen sollte nach Absprache mit den FUL-Beratern erfolgen. Das FUL-Beraterteam übernimmt wesentliche Moderations- und Vermittlungstätigkeiten zwischen den Partnern im Vertragsnaturschutz und stellt damit sicher, dass die Programme mit der erforderlich fachlichen Qualität umgesetzt werden. Die jährliche Förderprämie beträgt je nach Pflegemethode und Lage der Flächen 230,08 bis 7l5,81 Euro pro Hektar. Weiterhin ging Inge Unkel kurz auf das Pilotprojekt "Erprobung des roten Weinbergspfirsichs" in den Bereichen Cochem-Zell und Koblenz-Mayen ein, das seit drei Jahren läuft. Der vorgesehene Vortrag von Christoph Könen von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Trier (SLVA) über konventionellen Weinbau in Kooperation mit einer Weinkellerei Trier musste durch Verhinderung des Referenten entfallen. Versammlungsleiter Greis informierte jedoch kurz über die Fassweinprojekte der SLVA Trier, die unter dem Namen "Viteus" zusammengefasst sind. Die Projektziele sind die Produktion qualitativ hochwertiger Weine. Die Kooperation zwischen Winzern und den Handelspartnern soll durch die Mitwirkung der SVLA Trier begleitet und unterstützt werden. Es soll ein Produkt entstehen, das der Handel zu besseren Preisen aufnehmen kann und will. Ein Produkt, das die Grundlage zur Weiterverarbeitung bietet und erfolgreich vermarktet werden kann. Die beiden Reiler Öko-Winzer Thorsten Melsheimer und Harald Steffen referierten über den Öko-Weinbau. Wie die Nachfrage zeigt, gibt es nach Melsheimer viel zu wenig Öko-Wein. Er ging kurz auf die wichtigsten Eckpunkte beim Öko-Weinbau ein. So sind keine chemischen Dünger zugelassen, bei der Bodenbearbeitung ist eine Begrünung Pflicht, drei bis vier Mal muss gemäht werden, acht bis zwölf Mal sind Spritzungen notwendig. Intensive Laubarbeiten sind im Sommer durchzuführen und es besteht Ende August/ Anfang September Vorlesepflicht. Harald Steffen ging eingehend auf Verordnungen, Erzeugungsrichtlinien, Richtlinien der EU, Kontrollmaßnahmen, Umstellungsphasen und die Lagerung von Öko-Weinen ein, die vom Öko-Winzer zu beachten sind. Bei einer anschließenden, angeregten Diskussion wurde von Besuchern die Frage gestellt, ob bei dem arbeitsintensiven Öko-Weinbau die Preise angemessen sind, was die beiden Referenten bejahten. Weinberge sind wichtig für den Tourismus

Öko-Winzer Rudolf Trossen aus Kinheim-Kindel vertrat die Ansicht, dass die Winzer die Probleme im Weinbau selbst anfassen müssen. Statt einen Allerweltswein anzubieten, müssten sie die Besonderheit und Qualität des Mosel-Rieslingweines herausstellen. Eine Chance biete hier der Öko-Wein. Zur Debatte standen weiterhin die Inanspruchnahme des "Weinbergsbrachenprogramms", das bei den Winzern jedoch nicht im Vordergrund stand, denn der Weinanbau müsse weiterhin das Wichtigste sein, so ihre Meinung. Um diesen wieder zu aktivieren, schlug Erich Amann vor, dass insbesondere Nebenerwerbswinzer ihre Trauben in Genossenschaften oder Kellereien abgeben. Die Brachflächen sollten durch Tausch oder Kauf zusammengefasst werden, damit eine Nutzung nach dem "Weinbergsbrachenprogramm" leichter möglich ist und Flickenteppiche in der Landschaft vermieden werden. Für ihn und Irma Treis sind die Landschaft und der Wein das Kapital der Mosel. "Der Blick auf das Dorf, das Motiv und die Kulisse von Reil zwischen den Weinbergen, muss unbedingt erhalten bleiben, denn tausende von Touristen werden von der einzigartigen Weinkulturlandschaft angezogen. Sollten sie Reil als Weindorf nicht mehr vorfinden, wird das die Existenzen vieler Weinbaufamilien, Zimmervermieter, Gastronomen und Gewerbebetriebe bedrohen", so Irma Treis.

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