Weinwerbung: Winzer wollen mehr Einfluss

Die Gebietsweinwerbung Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. hat sich, nachdem der Name des Anbaugebietes bereits per Gesetz in Mosel umbenannt wurde, ebenfalls einen neuen Namen gegeben und heißt nun Moselwein e.V. Das hat die Mitgliederversammlung gegen sechs Stimmen von Saar- und Ruwerwinzern beschlossen.

Bernkastel-Kues. Noch einmal bäumten sich die Saar- und Ruwerwinzer und deren politische Vertreter auf: Allen voran der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz sprach sich gegen die vom Vorstand der Weinwerbung vorgeschlagene Namensänderung von Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. in Moselwein e.V. aus. Im Interesse der Saar- und Ruwerwinzer sollte man bei dem alten Namen bleiben, meinte Schartz. Doch er und fünf weitere Mitglieder mussten sich der Mehrheit beugen. Das Anbaugebiet heißt in Zukunft nur noch Mosel, und dieser Änderung will sich auch die Weinwerbung aus Gründen der Vereinfachung und besseren Werbung auf den internationalen Märkten anpassen. 52 gegen 50 Stimmen

Und eine weitere Abstimmung sorgte auf der nur schwach besuchten Mitgliederversammlung in Bernkastel-Kues für Diskussionen. Bei den Vorstandswahlen kandidierte zur Überraschung des Vorstandes der Winzer Rudolf Kiesgen aus Lieser gegen Karl-Heinz Frieden. Frieden ist seit zehn Jahren stellvertretender Vorsitzender, er war viele Jahre Leiter des Weinbauamtes Wittlich und ist seit November 2006 hauptamtlicher Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Konz.Der Kreis Trier-Saarburg sei im Vorstand sehr gut vertreten, sagte Kiesgen. Zu gut nach Auffassung des Kreiswinzerverbandes Bernkastel-Wittlich. Außerdem sei man der Meinung, dass ein weiterer Winzer im Vorstand vertreten sein müsse, argumentierte Kiesgen. Das Abstimmungsergebnis war denkbar knapp. Kiesgen siegte, er erhielt 52 Stimmen, Frieden 50. Wiedergewählt wurde Adolf Schmitt als Vorsitzender, Karl Kirch als 2. Stellvertreter, Christian Friedrich, Gisela Kirchen und Werner Kirchhoff als Beisitzer. Für den ausscheidenden Albert Kallfelz wählten die Mitglieder Weinbauverbands-Geschäftsführer Gerd Knebel in den Vorstand. Auch bei der Wahl des 19-köpfigen Kuratoriums kam es unerwartet zu einer "Kampfabstimmung". 15 Mitglieder schlagen die Weinwirtschaftsverbände vor, diese wurden von der Versammlung bestätigt, vier weitere werden aus dem Mitgliederkreis heraus gewählt. Weil fünf Wahlvorschläge auf dem Tisch lagen, musste einer den Kürzeren ziehen. Es traf den Bernkastel-Kueser Stadtbürgermeister Wolfgang Port, den Verbandsgemeindechef Ulf Hangert vorgeschlagen hatte. Sein Manko: Er ist kein Winzer, die Mehrheit der Mitglieder wollte offenbar einen "aus ihren Reihen" im Kuratorium sehen.Diese personellen Fragen waren auch schon die einzigen Auseinandersetzungen. Vorsitzender Schmitt sagte zu Beginn: "Mit der Mosel geht es aufwärts." Die Jugend interessiere sich wieder für den Winzerberuf, gute Qualität werde wieder geachtet und auch bezahlt. Adolf Schmitt lobte die Arbeit der Weinwerbung und die gute Zusammenarbeit von Weinbauverband und Weinwerbung. Der Geschäftsführer des Moselwein e.V., Ansgar Schmitz, gab in seinem Geschäftsbericht einen kurzen Abriss über die Aktivitäten im vergangenen Jahr und einen Ausblick auf geplante Maßnahmen. Der bewährte Kommunikationsmix aus Veranstaltungsmarketing, Pressearbeit, Anzeigenschaltungen und Verkaufsförderung werde auch 2007 fortgesetzt. Die Weinwerbung verfügt über einen Etat von 1,2 Millionen Euro. Die Bilanz 2006 schloss mit einem Überschuss in Höhe von 36300 Euro ab. Meinung Ein Zeichen gesetzt Das Anbaugebiet Mosel ist ein differenziertes Gebilde. Es gibt die Unter-, die Mittel- und die Obermosel. Es gibt renommierte Weingüter, aufstrebende selbstvermarktende Betriebe, die Genossenschaft und die Weinkellereien. Bei der Zusammensetzung der Gremien der Weinwerbung wurde stets genau auf den Gebietsproporz geachtet und dass alle in der Mosel-Weinwirtschaft beteiligten Verbände vertreten sind. Doch jetzt setzten die Winzer, vor allem die von der Mittelmosel, ein Zeichen, in dem sie einen aus ihren Reihen zum stellvertretenden Vorsitzenden wählten. Karl-Heinz Frieden, dessen Fachkompetenz und Verdienste keiner anzweifelt, muss dem Lieserer Winzer Rudolf Kiesgen weichen. Frieden hat, seitdem er vom Chefsessel des Wittlicher Weinbauamtes auf den Beigeordnetensessel der VG Konz wechselte, in der Mosel-Weinszene an Einfluss verloren. Dies und auch die Tatsache, dass er stets die Interessen "seiner" Obermosel-Winzer im Blick hatte, sind Gründe für seine "Abwahl". Doch das Ergebnis war knapp. Frieden wird damit leben können. Vor allem ist zu wünschen, dass er weiterhin sein Know-how in die Weinwerbung einbringt. w.simon@volksfreund.de

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