Weiterbohren an Wittlichs Lücke

WITTLICH. Wittlich hat keine Stadthalle. Der Wunsch danach wird als unendliche Geschichte fortgeschrieben. So taucht er auch im Haushalt 2005 wieder auf: Mit 400 000 Euro für einen Architekturwettbewerb plus Planungskosten. Die Grünen im Rat wollen jetzt ein anders Kapitel zur Halle aufsetzen. Die FWG will das Kapitel Stadthalle vorerst schließen.

Das Haus Schumacher ist längst weg, die Stadthalle noch lange nicht gebaut. Doch totgeschwiegen wird sie nicht, man bleibt dran am Prestige-Projekt. Anders sieht es da beim privaten Vorhaben "Großraumhalle" aus. Dafür hatte sich die Firma Bungert einmal stark gemacht. Immerhin 4000 Stehplätze nebst Cateringbetrieb sollte sie beherbergen und zwar im im Industriegebiet II Nord. Mit einer Ansiedlung sei schon ab 2003 zu rechnen, hieß es damals, und manch ein Wittlicher dachte schon, dass die Säubrenner auf diesem Weg zu einer Art Spezialstadthalle kommen könnten. Doch danach kam das große Schweigen, von der Großraumhalle hört und sieht man nichts.Innerstädtisches Wohnen, Erweiterung der Kaufstadt

Die Stadthalle dagegen bleibt im Gespräch: Alle Jahre wieder steht sie als Ausgabe-Posten im städtischen Haushaltsplan, denn von der Ratsmehrheit ist sie gewollt. Kurz vor der Kommunalwahl sagten die Fraktionssprecher von CDU, SPD, FDP und FWG auf TV -Nachfrage unisono: "Ich bin für den Bau einer Stadthalle." Die FWG schränkte ein: "wenn sie finanzierbar ist". Nur die Grünen wagten ein klares "Nein." Ihr Argument hieß: "Weil wir sie in den kommenden Jahren nicht mehr aus eigenen Mitteln finanzieren können." Folgerichtig stellt die Stadtratsfraktion nun zu den Haushaltsberatungen in der kommenden Woche den Antrag, "die eingestellten Kosten für einen Architektenwettbewerb und Vorplanungen für eine Stadthalle zu streichen". Statt dessen solle der Rat beschließen, die "frei gehaltene Fläche von der Post bis zum ehemaligen Haus Schumacher einer privaten Investition zugänglich zu machen mit dem Ziel, innerstädtisches Wohnen und die Erweiterung der Kaufstadt in diesem Bereich zu ermöglichen." Der Grundsatzbeschluss für den Neubau einer Veranstaltungshalle werde durch den Antrag nicht berührt, nur eben deren zukünftiger Standort. Die brach liegende Baulücke, beziehungsweise das als Parkfläche genutzte Gelände rund ums Haus Schuhmacher, sei das "zentrale Einfallstor zur Innenstadt", heißt es im Grünen-Antrag: "Es ist an der Zeit, hier ein entsprechendes architektonisch und städtebaulich ansprechendes Erscheinungsbild zu entwickeln." Das wollte bislang der Rat eben durch den jahrelang an dieser Stelle diskutierten Stadthallenbau erreichen. Im Haushaltplan 2005 sind deshalb pauschal 400 000 Euro für den Architektenwettbewerb nebst Planungskosten festgeschrieben und für die Jahre 2006 und 2007 schon einmal 2 500 000 und 2 900 000 Euro vorgemerkt. Als Gegenfinanzierung rechnet man mit dem Verkauf städtischer Immobilien. Dazu erklärt die Grünenfraktion: "Wir wissen, dass die notwendigen Mittel aus diesen Verkäufen nicht zeitnah zu erzielen sind." Als Folge müsste mit Krediten zwischenfinanziert werden: "Die hierfür erforderlichen Kapitalkosten würden über Jahre unseren eh schon überstrapazierten Haushalt zusätzlich belasten." In einem Grundsatzbeschluss im März vergangenen Jahres, der auch Entwicklungen wie die geplante Großraumhalle im Industriegebiet berücksichtigen wollte, hatte die Ratsmehrheit für die Stadthalle in der Oberstadt einen Finanzierungsrahmen für die Baukosten von fünf Millionen Euro angestrebt (jetzt 5,4 Millionen). Der geschätzte Eigenanteil der Stadt von ehedem voraussichtlich 2,7 Millionen Euro sollte grundsätzlich mit dem Verkauf städtischer Immobilien bezahlt werden. Im Jahr 2003 hatten die Räte mindestens 500 Sitzplätze gefordert mit dem Zusatz, erstrebenswert seien 800 bis 1200. Damals hatte Jürgen Brachtendorf von der Stadtverwaltung mit zirka158 000 Euro im Jahr an Folgekosten kalkuliert. Noch unter Bürgermeister Hagedorn sollten die Baukosten zehn Millionen Euro betragen. Damals sollte der städtische Anteil ebenfalls aus dem Verkauf städtischer Immobilien finanziert werden. Die Folgekosten wurden unter Hagedorn mit 327 000 Euro angegeben.Die FWG hat übrigens auch einen Antrag gestellt: "Für die Zeit der finanziellen Schwächephase sollte das Projekt Stadthalle auf Eis gelegt werden, bis im Haushalt wieder schwarze Zahlen geschrieben werden." Der Rat solle sich besser mit dem Neubau eines Verwaltungsgebäudes befassen: "Der teure Mietvertrag für das Stadthaus läuft nämlich in sieben Jahren aus."Die Sitzungen des Wittlicher Stadtrates sind am Dienstag, 14. Dezember, und am Donnerstag, 16. Dezember, jeweils ab 18 Uhr. Liebe Wittlicher: Was ist Ihre Meinung zum Dauerthema Stadthalle? Soll sich Wittlich angesichts der Verschuldung eine repräsentativen Veranstaltungshalle leisten, ist der Standort auf dem Gelände ehemaliges Haus Schumacher optimal? Schreiben Sie (maximal 30 Zeilen á 32 Anschläge) mit Namen und Adresse bis Montag, 13. Dezember, 10 Uhr, an: mosel-echo@volksfreund.de.

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