Weltkulturerbe ein Traum?

COCHEM/TRABEN-TRARBACH. Dämpfer für viele Hoffnungen: Die Landesregierung wird auf absehbare Zeit keinen Antrag auf Anerkennung des Moseltals als Weltkulturerbe stellen. Grund sind die bereits zahlreich vorliegenden Anträge aus Deutschland, wodurch für die Moselregion wenig Aussicht auf Erfolg besteht, ebenfalls berücksichtigt zu werden.

Die Mosel ist eine Kulturlandschaft ersten Ranges. Die Vielzahl bedeutender Kulturdenkmäler, der Weinbau mit seinen wohl weltweit steilsten Lagen, die herausragenden Ortsbilder und der faszinierende Flusslauf - für viele Menschen ist dies ein Landschaftsbild, das den nachfolgenden Generationen erhalten werden sollte. Schon lange existiert daher auch die Idee, diese Region von der Unesco als Weltkulturerbe wie bereits das Mittelrhein-Tal anerkennen zu lassen.Doch diese Hoffnungen erhielten nun einen Dämpfer. Das rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerium teilte dem Kreis Cochem-Zell mit, dass das Land auf absehbare Zeit nicht beabsichtigt, einen entsprechenden Antrag an das zuständige Unesco-Komitee zu stellen, da auf Grund der bereits zahlreich vorliegenden Anträge aus Deutschland keine Erfolgsaussichten dafür bestünden.Im Dezember 2000 hatte das Welterbe-Komitee beschlossen, künftig nur noch 30 Anträge aus aller Welt pro Jahr zu behandeln. Dabei sollten Länder bevorzugt werden, die bislang nicht oder kaum auf der Liste vertreten sind. Dazu darf jedes Land nur noch einen Antrag stellen. Deutschland ist auf der Liste bereits hervorragend vertreten und gehört zu den Ländern mit den meisten Welterbestätten.Die deutsche Kultusministerkonferenz hat 1998 eine Vorschlagsliste erarbeitet, die erst bis 2015 oder sogar noch später abgearbeitet werden kann. Eine neue Liste dürfte frühestens in zehn Jahren erstellt werden.Mosellandtouristik soll helfen

Ernüchternde Fakten für den Kreistag Cochem-Zell, der eigentlich einen entsprechenden Antrag an die Landesregierung stellen wollte. Dennoch will der Kreis an dem Ziel, die Mosel als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen, weiter festhalten. Dafür sprachen sich alle Fraktionen aus.Einstimmig sprach sich der Kreistag Cochem-Zell dafür aus, mit der Mosellandtouristik Gespräche aufzunehmen, damit gemeinsam mit Städten, Kreisen und Privatpersonen ein Förderverein ins Leben gerufen wird, der Vorarbeiten für einen später zu stellenden Antrag auf Anerkennung der Mosel als Weltkulturerbe leisten soll. Auf einen Antrag zum jetzigen Zeitpunkt verzichtete allerdings der Kreistag.Die Idee, das Moseltal in die Liste der Weltkulturgüter aufzunehmen, stammt von der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer. Bruderschaftsmeister Dr. Dieter Schnitzius (Traben-Trarbach) wird nicht müde, für seine Initiative bei Politikern und Verbänden zu werben und Verbündete zu suchen. Viele hat er schon gefunden. Der Weinbauverband, die Gebietsweinwerbung, eine Reihe von kommunalen Gremien, wie zum Beispiel der Verbandsgemeinderat Zell, unterstützen das Ansinnen. Vor wenigen Wochen sprach Schnitzius vor den Mitgliedern des Verbandsgemeinderates Zell. Auch der Präsident der ADD Trier, Dr. Josef Peter Mertes, selbst Mitglied in der Weinbruderschaft, will laut Schnitzius das Seine tun, um die Sache voranzutreiben.Entscheidend ist jedoch Mainz. Schnitzius will deshalb in diesem Jahr noch trotz der wenig ermunternden Stellungnahme aus Mainz zu einer Sitzung einladen, an der neben Staatssekretär Roland Härtel vom Mainzer Wissenschaftsministerium, die vier Mosel-Landräte Albert Berg-Winters (Mayen-Koblenz), Eckhard Huwer (Cochem-Zell), Beate Läsch-Weber (Benkastel-Wittlich) und Dr. Richard Groß (Trier-Saarburg) sowie Vertreter vom Weinbauverband, Landwirtschaftskammer und Industrie- und Handelskammer teilnehmen sollen.Nicht nur an der "deutschen Mosel" gibt es Streiter für die Idee, auch in Luxemburg erhofft man sich von einem "Weltkulturerbe Moseltal" einen enormen Imagegewinn. Schnitzius: "Wenn zwei Nationen einen entsprechenden Antrag bei der Unesco stellen würden, wäre das ein Novum und würde sicher bei der Unesco großen Endruck machen." Das Moseltal Weltkulturerbe? Sagen Sie uns Ihre Meinung in Kürze (maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge). Name und Adresse bitte nicht vergessen.

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