Weniger Vorschriften, mehr Verantwortung

WITTLICH. (noj) Für weniger politische Regelungen und mehr Verantwortung an der Basis sprach sich Hans-Michael Goldmann, Mitglied des Bundestags und Sprecher der FDP für Ernährung und Landwirtschaft, aus. Seine Ansicht erläuterte er im Gespräch mit Bauern aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich.

Für die deutsche Landwirtschaft sieht Goldmann zwei Notwendigkeiten: "Wir brauchen gute Fachleute", meinte Goldmann. Dazu forderte er eine Eins-zu-Eins-Umsetzung der Europäischen Standards. Dinge, die von der EU geregelt würden, müssten in Deutschland auch so umgesetzt werden und dürften nicht übererfüllt werden. Nur so könne die deutsche Landwirtschaft im Vergleich zu anderen Ländern wettbewerbsfähig bleiben. Goldmann ging auch auf die EU-Agrarreform ein. "Wir bezahlen für gute fachliche Praxis", sagte er zu der Verschiebung der produktbezogenen Prämien hin zu den betriebsbezogenen Prämien. Statt Prämien für Milch, Getreide oder Mastbullen sollen ab 2005 Prämien für gut bewirtschaftete Flächen ausgezahlt werden. "Wir haben zu viel Milch", begründete Goldmann dieses Vorhaben. Deshalb wolle die EU auch erreichen, dass die wenig leistungsfähigen Betriebe andere Schwerpunkte setzen. "Knapp die Hälfte wird zukünftig nicht mehr auf dem Markt sein", prophezeite Goldmann. Hier sei es die größte Herausforderung, Arbeitsplätze zu schaffen. Dass dies für die Bauern allerdings nicht nur von Vorteil ist, wurde im Verlauf der Diskussion deutlich. "Die Bauern verlieren ihre originäre Funktion als Nahrungsmittelerzeuger", so die Ansicht von Manfred Zelder, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands im Kreis Bernkastel-Wittlich. Auch andere Pläne machen den Bauern Sorgen. So war die Erhöhung der Preise für Agrardiesel Gegenstand der Diskussion. Wie Manfred Zelder im Gespräch mit dem TV erläuterte, zahlen die Franzosen nur 5,6 Cent Steuern pro Liter für den Agrardiesel. Durch die Erhöhung der Mineralölpreise sei dieser Betrag noch auf 1,6 Cent gesenkt worden. Die deutschen Bauern dagegen sollten 25 Cent Steuern pro Liter bezahlen, was sie im Wettbewerb mit anderen deutlich benachteilige. Eine weitere Sorge der Landwirte ist das so genannte Haushaltsbegleitgesetz. Die Bauern, die sich der Diskussion mit Hans-Michael Goldmann stellten, forderten, dass in den Agrarsozialbereich nicht eingegriffen werden dürfe. Dabei handele es sich nicht um Subventionen, sondern um Sozialausgaben wie in anderen Bereichen auch. Hans-Michael Goldmann stellte sich bei seinem Besuch in Wittlich nicht nur der Diskussion, sondern besichtigte auch landwirtschaftliche Betriebe.

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