Wenn Ferien zum Betreuungsnotstand führen

BERNKASTEL-WITTLICH. Eltern kennen das Problem: Wer nicht gerade Lehrer ist, hat im Sommer wesentlich weniger Ferientage als der Nachwuchs. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich gibt es bisher nur ein einziges Kinderhaus, das diesen Mangel auffängt: das Haus Mandala in Morbach.

Die großen Ferien stehen vor der Tür, und alle Schüler freuen sich. Dass manche Eltern eher in Panik geraten, wenn sie an die sechs langen Wochen denken, kann jeder verstehen, der ein Kind hat und berufstätig ist. Meist können Mama und Papa höchstens vier, eher drei Wochen Urlaub vom eigenen Job nehmen. Wenn alles gut geht, zeitversetzt, so dass eine Betreuung seitens der Eltern gewährleistet ist. Doch die allein Erziehenden nehmen stetig zu, die Beziehungen, in denen beide Geschlechter arbeiten, ebenfalls. Oma und Opa leben immer seltener in greifbarer Nähe. Auf dem Arbeitsmarkt ist ein Höchstmaß an Flexibilität und Mobilität gefordert - Eigenschaften, die mit einem harmonischen Familienleben kaum vereinbar sind. Das Problem des fehlenden Betreuungsangebots tritt bereits im Kindergartenalter auf. In der Gemeinde Morbach besteht inzwischen das erste und einzige Kinderhaus des Landkreises: Das vom Träger "Lernen und Arbeiten" geführte Haus Mandala nimmt unkompliziert und bedarfsorientiert Kinder auch während jener Wochen auf, in denen der Kindergarten, den das jeweilige Kind besucht, geschlossen hat. Das sind stets drei Wochen - für manch Berufstätigen schon fast der Jahresurlaub. Das Haus Mandala nimmt im Übrigen Kinder von zwei bis elf Jahren auf: Die Öffnungszeiten liegen zwischen 7 und 19 Uhr, Mittagessen inbegriffen. Und noch zwei Vorteile bietet Mandala. Die Betreuungskosten werden nicht pauschal, sondern nach den tatsächlich in Anspruch genommenen Zeiten abgerechnet. Für allein Erziehende besteht so die Möglichkeit, dass das Jugendamt die Kosten übernimmt. In der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues wird das Problem ebenfalls angegangen. Hier hat sich ein Arbeitskreis gebildet. Für Eltern, die ihren Nachwuchs in einer Einrichtung der Kita-GmbH untergebracht haben, besteht die Möglichkeit, die Ferienzeiten in einem der zehn angeschlossenen katholischen Kindertagesstätten zu überbrücken. Möglich machen das unterschiedliche Schließzeiten. In diesem Jahr hatten sechs Eltern einen Bedarf angemeldet. Nach einem Besuch der Gasteinrichtung kennt man sich gegenseitig, denn eines ist bei Kindern schließlich auch wichtig: Ein Gefühl von Geborgenheit und zwischenmenschlicher Beziehung sollte gewahrt werden. Durchdacht ist das Konzept auch in Thalfang, wo die Häuser "Regenbogen" und "Arche Noah" sich mit den Ferien absprechen und gegenseitig Mädchen und Jungen betreuen, wenn die Eltern keinen Urlaub haben. Auch der Kindergarten Berglicht beteiligt sich an diesem System. Daneben existieren allerlei spezielle Angebote. Zum Beispiel können die Niederöfflinger Erstklässler nach Absprache in der Waldgruppe aufgenommen werden, und dienstags sind sie sowieso willkommen. Ähnlich in Neumagen oder in Großlittgen, wo maximal acht Schulkinder ganztags betreut werden können. Ein besonderes Angebot bietet Niersbach: Zwar schließt auch dieser Kindergarten für drei Wochen, an den "Waldtagen" der restlichen Zeit, in denen die Schulen noch zu haben, dürfen dann aber auch Schulkinder teilnehmen. "Man kann von staatlicher Seite natürlich keine Rundum-Versorgung gewährleisten", sagt Ernie Schaaf-Peitz, Leiterin der Kita Neuerburg. Der Bildungsauftrag, der nicht nur für Grundschulen, sondern bereits für Kindergärten gilt, ist bei diesen reinen Betreuungsangeboten in den Ferien ohnehin nicht zu garantieren: Dazu braucht es lange Zeiträume, in denen das Kind immer mit den selben Bezugspersonen leben, lachen, weinen - und arbeiten kann.

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