Wenn Raupen in die Tiefe stürzen

TRABEN-TRARBACH. Vor fünf Jahren hat für 16 Traben-Trarbacher Winzer ein neues Zeitalter begonnen: Seitdem bewirtschaften sie ihre Weinberge in der Lage Trarbacher Taubenhaus mit Hilfe von Maschinen.

Ein bisschen mulmig wird es den Zuschauern ja schon, wenn sich wieder ein Raupenfahrzeug in die Tiefe stürzt. Bis zu 60 Grad Steigung hat der Hang des Weinbergs Trarbacher Taubenhaus. Doch das Risiko ist genau kalkuliert, und die Fahrer, die anlässlich der fünfjährigen maschinellen Bewirtschaftung Maschinen vorstellen, tauchen unversehrt wieder aus der Tiefe des Weinbergs auf. Lob für das Pilotprojekt "Steillagenweinbau der Zukunft" gibt es bei der Vorstellung vor Ort von vielerlei Seiten, beispielsweise von Staatssekretär Günter Eymael. "Die Probleme, die an der Mosel wahrlich nicht gering sind, können nur gelöst werden, wenn die Beteiligten vor Ort gemeinsam ihre Geschicke in die Hand nehmen", sagt er: "Das hat die Bewirtschaftergemeinschaft vorbildlich getan." Besonders hervor hebt er die Arbeit des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Mosel, das das vom Land geförderte Vorhaben begleitet hat. Auch die Stadtweinkönigin Kim I. und Weinbruderschaftsmeister Dieter Schnitzius loben das Projekt. Es diene, so Schnitzius, dem Erhalt der Weinkulturlandschaft an der Mosel. Seit dem Jahr 2000 bewirtschaften 16 Winzer den Weinberg Trarbacher Taubenhaus gemeinsam. "Klar waren viele erst skeptisch", sagt Alfred Sausen, der die Arbeit koordiniert: "Wir waren mit drei, vier Winzern voll dabei und haben die anderen mitgerissen." Acht Hektar Weinberg und zwei Hektar so genannter Landespflegeflächen, die mit Weinbergpfirsichen bepflanzt sind, bewirtschaftet die Gemeinschaft. Um in der Steillage Maschinen einsetzen zu können, musste der Berg umgestaltet werden: Die Wege wurden verbreitert, die Winzer bepflanzten die Hänge neu - mit zwei Metern Abstand zwischen den Rebenzeilen. Außerdem mussten sie von der klassischen Moselpfahlerziehung auf Drahterziehung umstellen. Durch die größeren Abstände stehen weniger Rebstöcke auf dem Gelände. Waren es vor der Flurbereinigung etwa 10 000 Stöcke pro Hektar, sind es jetzt noch etwa 4500. Der Ertrag hat sich dadurch nach Aussage von Alfred Sausen aber nicht verringert. "Er ist gleich gut, mitunter sogar ein bisschen besser", sagt er. Dies liege an der höheren Qualität der Trauben. Sie seien dicker, außerdem hätten die Weinstöcke mehr Laub. Bemerkbar mache sich das auch in der Qualität der Weine. Die sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Drastisch verringert hat sich allerdings der Zeitaufwand der Winzer. Bei manueller Pflege seien rund 1300 Stunden Arbeit im Jahr pro Hektar angefallen. Heute sind es noch 550 bis 600 Stunden.Gelesen wird noch von Hand

Rund 120 000 Mark hat damals die Umstellung nach Angaben von Sausen gekostet - für die Neubepflanzung der Weinberge und die Anschaffung von technischem Gerät, vor allem einer Raupe. Mit ihr lässt sich die Bodenarbeit erledigen, Schädlingsbekämpfungsmittel sprühen und das Laub schneiden. Nur eines kann sie nicht: Gelesen werden die Trauben noch immer von Hand.

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