Wenn die Bärte wieder wachsen...

WINTRICH. Die bisherigen Darsteller der Wintricher Passionsspiele und viele neue "Gesichter", die 2007 mitspielen wollen, trafen sich in der Festhalle Vindriacum zur ersten Schnupperstunde mit Informations-Gespräch.

 Bald geht es los mit den Proben für die Darsteller der Wintricher Passionsspiele 2007. Foto: Marita Blahak

Bald geht es los mit den Proben für die Darsteller der Wintricher Passionsspiele 2007. Foto: Marita Blahak

Spielleiter Dirk Kessler begrüßte mehr als 90 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus Wintrich und den umliegenden Orten, die bereit sind, beim 30 Aufführungen umfassenden Passionsspiel 2007 als Darsteller mitzuwirken. "Barbara saß nah am Abhang, sang gar sangbar, zaghaft langsam...". Der Inhalt dieser Sprechprobe klang zwar nicht nach dem Thema der Passion Christi, war aber Bestandteil der ersten Schnupperstunde für künftige Darsteller. Die zungenbrecherischen Sprach- und Leseproben sollten einstimmen auf das, was auf die Darsteller zukommt. "Denn unser gutes Moselländisch sollte beim Passionsspiel keinesfalls durchschlagen", unterstrich Kessler. Es werde Wert gelegt auf eine gute, deutliche Aussprache. Die Interessierten können sich mit ihren Rollenwünschen zunächst in eine Liste eintragen. Dabei ist dem Spielleiter wichtig, dass gerade auch Nachwuchsdarsteller die Chance bekommen sollen, Langjährige in einer bestimmten Rolle abzulösen, so dass diese wiederum für andere Besetzungen frei werden. Denn Rollentausch belebe die Darstellung und fordere die Darsteller, versichert Kessler. Die letzten Tage im Leben Jesu miterleben, mitfühlen, verstehen und durch die Botschaft der Auferstehung erfahren, dass Jesus Christus für uns gestorben ist, um uns zu erlösen. Dies dem Betrachter nahezubringen ist die Aufgabe, die sich die Wintricher Passionsspieler seit 1902 - mit Unterbrechungen - alle fünf Jahre stellen. Dabei sind Professionalität, Perfektion und Präzision Grundvoraussetzung für ein authentisches Spiel. Dazu gehört auch, dass die Bärte und langen Haare echt und Brillen tabu sind. Die ersten Proben beginnen in der Woche nach dem Weißen Sonntag. Und sowohl die "alten Hasen" als auch die Neulinge hat das Passionsspielfieber bereits gepackt. Der Minheimer Josef Thielen verkörperte 2002 den Barrabas. "Ich habe die Rolle mit Leidenschaft gespielt, denn die Passion ist für mich kein Theater, sondern bedeutet auch, ein Stück Glauben nach außen zu tragen", so der 69-Jährige, dessen Bart schon ein wenig an Länge zugelegt hat. Auch die Wintricherin Lotti Kamp kann kaum erwarten, dass es wieder losgeht. Die Maria von 1952 spielte zudem dreimal die Blindenführerin. "Eine Rolle, die mir gefällt", hofft die 78-Jährige , dass sie zum fünftem Mal dabei sein kann. Die gleiche Begeisterung zeigt auch der 74 Jahre alte Erwin Reuter, der schon vor mehr als 50 Jahren erstmals auf der Passionsspielbühne stand. Auf eine solch lange Erfahrung können die Jungen noch nicht zurückblicken, teilen aber schon die Begeisterung der "Alten". Ganze Clans sind bei den Passionsspielen auf und hinter der Bühne aktiv - so wie Familie Franzen aus Wintrich. Oder Margret Schmitz und ihre drei Töchter im Alter von neun bis 16 Jahren. "Nur mein Vater hat passionsfrei, der hält während der Spielzeit zuhause die Stellung, denn einer muss schließlich für Ruhe und Ordnung sorgen", lacht Eva Maria Schmitz. Und ein Berufsstand in der Wintricher Umgebung kann sich künftig eine Auszeit nehmen - der Friseur. Informationen zur Wintricher Passion gibt es unter der Telefon-/Faxnummer 06534/93003/931512.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort