Wer erweckt Altes Casino zum Leben?

TRABEN-TRARBACH. Die Gesellschaft Casino zu Trarbach hat zwar eine sehr große Tradition, kann aber ihr schönes Gebäude Altes Casino am Moselufer Trarbach wegen Finanzmangel kaum noch halten. Das Haus ist dringend renovierungsbedürftig.

Der 26. September 2004 ist ein großer Tag für Traben-Trarbach. Dann werden in einem Festakt das Haus der Ikonen und das Glockenspiel am Alten Stadtturm eingeweiht. Mitten in der Trarbacher Altstadt ist ein neuer Anziehungspunkt entstanden. Der Platz zwischen mittelalterlichem Turm, Mittelmosel-Museum und Ikonenzentrum kann sich wieder sehen lassen. Begrenzt wird der Platz auch vom Alten Casino und dem zum Casino gehörenden, um 1591 erbauten ehemaligen Oberamtsgebäude. Das architektonisch interessante Gebäude sieht aber nur äußerlich ansprechend aus, das Innere bräuchte dringend eine Generalsanierung. Zurzeit steht ein Gerüst an der Rückfront. Auf Initiative des Vereins Traben-Trarbach Aktiv (TTA) erhält die Fassade einen neuen Anstrich, damit am 26. September das Haus wenigstens optisch glänzen kann. Das Haus gehört der ehrwürdigen "Gesellschaft Casino zu Trarbach". Geführt wird die im Jahr 1810 von einflussreichen Trarbacher Bürgern gegründete Gesellschaft von einem dreiköpfigen Direktorium, einem Schriftführer-Direktor, einem Kassendirektor und einem Weindirektor. Kassendirektor Gert Bodensteiner weiß um die Problematik des schlechten Bauzustands. Bodensteiner: "Der Zukunft dieser Immobilie ist in der Schwebe. Die Gesellschaft kann sie auf Dauer nicht halten." Zwar wird zurzeit mit Hilfe von Spendengeldern der Casinogesellschafts-Mitgliedern und mit der Arbeitskraft von TTA-Mitgliedern die Rückfront gestrichen, doch das ist letztlich nur Kosmetik. Eine notwendige Komplettsanierung würde eine sechsstellige Summe verschlingen. Was vor Jahrzehnten noch undenkbar schien, ist heute nicht mehr ausgeschlossen: der Verkauf des Hauses an einen Investor. Bodensteiner: "Am besten wäre es, wenn die Stadt damit etwas machen würde, aber man kann sich auch vorstellen, das Gebäude in fremde Hände zu geben." Das 170 Jahre alte Haus bietet in der Tat einige Möglichkeiten. Die Terrasse und der Garten zur Mosel hin, Kegelbahn, ein Restaurant im Erdgeschoss, darüber ein großer Festsaal, ein Clubraum und das "Fauste Sälchen": Festivitäten aller Art könnten dort stattfinden. Doch finanzkräftige Investoren, die dazu noch eine gehörige Portion Idealismus mitbringen müssten, sind dünn gesäht. Bis 1980 bewirtschaftete die Casino-Gesellschaft selbst ihr Haus. Sie hatte einen "Ökonomen" angestellt, der mit Familie nebenan im ehemaligen Oberamtsgebäude wohnte. Danach wurden die Räume an einen Gastronomen für größere Feiern verpachtet. Genutzt wird der schöne Festsaal Jahr für Jahr ferner von der Feuerwehr für ihr Familienfest und vom Ortswinzerverband für die große Weinprobe zum Moselwein-Festival. Auch kulturelle Veranstaltungen finden dort statt. Aber es könnten weitaus mehr sein. Heute hat die Gesellschaft Casino zu Trarbach 50 Mitglieder, die pro Jahr 100 Euro Beitrag zahlen. Weitere Einnahmen kommen aus der Vermietung der Kegelbahn und des Restaurants. Doch das reicht bei weitem nicht, um das Haus auf Dauer "in Ordnung zu halten". Die honorigen Gründerväter, die die Gesellschaft vor fast 200 Jahren "zum Zwecke der geselligen Vereinigung und wissenschaftlichen Unterhaltung ihrer Mitglieder" gründeten, hätten sich dies sicher anders gewünscht.

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