Wer hat denn nun den Schwarzen Peter?

Steillagenforschung kann nur dort betrieben werden, wo die Weinberge besonders steil sind. Dies ist der allgemeine Tenor. Ob sie in Zukunft noch umfassend von Bernkastel-Kues aus betrieben wird, bleibt offen.

 In welchem Ausmaß wird in Zukunft in Bernkastel-Kues noch Weinbauforschung betrieben? Die Bundestagsabgeordneten der Region sind sich nicht einig. Institutsleiter Michael Maixner (Mitte), Mitarbeiter Diemtar Clüsserath (links) und Fördervereins-Vorsitzender Ulf Hangert (am Mikroskop) wüssten es aber gerne. TV-Foto: Archiv/Clemens Beckmann

In welchem Ausmaß wird in Zukunft in Bernkastel-Kues noch Weinbauforschung betrieben? Die Bundestagsabgeordneten der Region sind sich nicht einig. Institutsleiter Michael Maixner (Mitte), Mitarbeiter Diemtar Clüsserath (links) und Fördervereins-Vorsitzender Ulf Hangert (am Mikroskop) wüssten es aber gerne. TV-Foto: Archiv/Clemens Beckmann

Bernkastel-Kues. "Der Schwarze Peter bin ich in der Tat, aber im positiven Sinne". Mit diesem Satz hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Bleser auf die TV-Weinkolumne vom 8. September reagiert. Hintergrund: Bleser hatte bei der Zwischenbilanz seiner Abgeordneten-Tätigkeit den Erhalt des Instituts für Pflanzenschutz im Weinbau gefeiert. Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen) und Edmund Geisen (FDP) hatten in ihrer Bilanz bedauert, dass es nicht gelungen sei, das Institut zu erhalten. Da von mehreren Seiten zu hören ist, dass die verbleibenden Wissenschaftler in Zukunft im pfälzischen Siebeldingen ihren Dienstsitz haben, erhielt Bleser vom TV den "Schwarzen Peter". Auch deshalb weil er vor einigen Monaten verkündet hatte, dass fast alle Mitarbeiter des Instituts im Neubau des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) in Bernkastel-Kues Platz finden werden. Bleser hat inzwischen Ministerialdirektor Bernd-Udo Hahn (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) eingeschaltet. Der teilt Folgendes mit: Der Bund werde besonders Vorhaben in den Forschungsfeldern "Auswirkungen des Klimawandels auf den Steillagenweinbau", "umweltrelevante Fragestellungen im Steillagenweinbau", "steillagenspezifischer Pflanzenschutz", "neue Pflanzenkrankheiten im Steillagenweinbau" und "Fragen des ökologischen Weinbaus" am Standort Bernkastel-Kues finanzieren. Diese sollen vom DLR bearbeitet werden. "Darüber hinaus sollen auch bestimmte Fragestellungen im Bereich des Steillagenanbaus, die nicht ausschließlich in Siebeldingen bearbeitet werden können, vor Ort in der Forschungsstation des Bundes in Bernkastel-Kues von dessen Forschern erledigt werden", teilt Hahn mit. Es sei also nicht so, dass in Bernkastel-Kues keine Wissenschaftler mehr tätig sein werden. Hahn: "Es ist davon auszugehen, dass künftig eher mehr Wissenschaftler als derzeit in Bernkastel-Kues forschen." Das sei ein Erfolg, sagt Bleser. Schließlich habe die Rot/Grüne-Vorgänger-Regierung die Schließung des Institutes beabsichtigt.Fast zeitgleich ging beim TV eine Anfrage der Abgeordneten Ulrike Höfken und die Antwort des parlamentarischen Staatssekretärs im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Gerd Müller, ein. Dessen Antworten sind teilweise identisch mit Hahns Aussage. Höfken glaubt aber, dass im Alltagsgeschäft keine Wissenschaftler mehr in Bernkastel-Kues tätig sein werden. Sie begründet dies unter anderem mit Müllers Aussage, das Konzept für eine zukunftsfähige Ressortforschung sehe eine Konzen tration der Weinbauforschung des Bundes in Siebeldingen vor. In Bernkastel-Kues werde für "die Bearbeitung temporärer Fragestellungen eine Forschungsstation im DLR eingerichtet". An dem Standort werden, so Müller, Mitarbeiter entweder projektbezogen — also zeitlich begrenzt - beschäftigt oder vom Land Rheinland-Pfalz übernommen. Höfken kritisiert auch die finanzielle Ausstattung. Der Bund zahle in den nächsten zehn Jahren nur noch drei Millionen Euro für Forschungsaufgaben (inklusive Personalkosten). Unter Rot/Grün seien es jährlich 800 000 Euro gewesen.

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