"Werden jetzt den Widerstand organisieren"

Sechs Tage lang fährt der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering durchs Land. Gestern Mittag besuchte er die Winzergenossenschaft Moselland eG in Bernkastel-Kues. Dabei kam auch der Entwurf der EU-Kommission zur Weinmarktordnung zur Sprache. Klare Aussage des Ministers: "Das darf so nicht Wirklichkeit werden."

 Besuch bei der Winzergenossenschaft Moselland eG gestern in Bernkastel-Kues: Weinbauminister Hendrik Hering (rechts) lässt sich vom Vorstandsvorsitzenden der Moselland eG, Werner Kirchhoff, das Unternehmen erklären. In der Mitte Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. TV-Foto: Winfried Simon

Besuch bei der Winzergenossenschaft Moselland eG gestern in Bernkastel-Kues: Weinbauminister Hendrik Hering (rechts) lässt sich vom Vorstandsvorsitzenden der Moselland eG, Werner Kirchhoff, das Unternehmen erklären. In der Mitte Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. TV-Foto: Winfried Simon

Bernkastel-Kues. Zuletzt war Wirtschafts- und Weinbauminister Hendrik Hering im Oktober 2006 Gast der Moselland eG. Damals war auch die EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer-Boel vor Ort, um mit Politikern und Vertretern der deutschen Weinwirtschaft über die EU-Weinmarktordnung zu diskutieren. Hering und auch die Weinbaufunktionäre hatten den Eindruck gewonnen, dass die Kommissarin den Argumenten der deutschen Winzer, Winzergenossenschaften und Kellereien folgen könne. Inzwischen sind fast neun Monate vergangen, und aus der Hoffnung ist großer Ärger, teilweise sogar Entsetzen geworden.Die EU will unter anderem die Verwendung von Saccharose (Zucker) zur Mostanreicherung (Erhöhung des Alkoholgehaltes) verbieten, darüber hin aus die Anreicherungsspanne generell auf zwei Volumenprozent begrenzen. Ferner will Brüssel, so ist es vorerst geplant, ab dem Jahr 2014 den Anbaustopp für Rebpflanzungen aufheben (der TV berichtete). Für Minister Hering sind solche Vorschläge absolut inakzeptabel, wie er im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund erläuterte. Hering: "Das hätte gravierende Folgen für den Qualitätsweinbau in Rheinland-Pfalz, und wir werden dagegen Widerstand organisieren. Dieser Entwurf muss zurückgezogen werden. Brüssel muss einen neuen Entwurf vorlegen." Hering ist mit seiner Meinung im Einklang mit Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer und der gesamten deutschen Weinwirtschaft, von den Winzern über die Genossenschaften bis zu Weinkellereien.

Hering kündigte an, dass am 19. September in Mainz wegen der EU-Vorschläge ein Krisengipfel stattfinden werde. Daran werden Ministerpräsident Beck, Bundesagrarminister Seehofer, Vertreter der EU-Kommission und Vertreter anderer europäischer Weinbauländer teilnehmen.

Werner Kirchhoff, Vorstandsvorsitzender der Moselland eG, pflichtete dem Minister bei: "Dieser Entwurf ist im Ganzen nicht stimmig. Der Qualitätsweinbau wird benachteiligt. Der Entwurf muss vom Tisch."

Kirchhoff hatte zuvor neben dem Weinbauminister den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, Ulf Hangert, und die SPD-Landtagsabgeordnete Bettina Brück begrüßt. Nicht ohne Stolz erläuterte Kirchhoff dem Minister die neuesten Umsatzahlen. Im Wirtschaftsjahr 2006/2007, das zum 30. Juni endete, machte die Moselland eG einen Umsatz von 56 Millionen Euro, das sind 1,5 Millionen mehr als im Vorjahr. Kirchhoff: "Wir peilen 60 Millionen Euro an." Zurzeit sind bei der Moselland eG 160 Mitarbeiter beschäftigt, die Lagerkapazität beträgt knapp 79 Millionen Liter. 45 Prozent des Absatzes gehen in den Export. Kirchhoff kündigte an, dass nach dem Herbst 2007 die Kelterstation in Wiltingen/Saar mit einem Kostenaufwand von 2,5 bis frei Millionen Euro komplett erneuert werde. Dabei hofft die Genossenschaft auf Zuschüsse vom Land.

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