Westlich des Hahns wird es bescheidener

Rund 700 Millionen Euro will der Landesbetrieb Mobilität (LBM) in den kommenden Jahren in die Verkehrsinfrastruktur rund um den Hahn investieren. Geld für das wegen der Startbahn-Verlängerung abgerissene B 327-Teilstück ist nicht dabei. Der LBM hat den Flugplatz aus der Verpflichtung entlassen, die Strecke neu zu bauen.

 Offiziell geht es an dieser Stelle auch in Zukunft nicht mehr weiter. Das B 327-Teilstück am Flugplatz Hahn wird nach derzeitiger Lage nicht mehr erneuert. TV-Foto: Harald Jansen

Offiziell geht es an dieser Stelle auch in Zukunft nicht mehr weiter. Das B 327-Teilstück am Flugplatz Hahn wird nach derzeitiger Lage nicht mehr erneuert. TV-Foto: Harald Jansen

Hahn. So etwas wie der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz ist wohl einzigartig. Das aus der Straßenverwaltung entstandene Unternehmen plant nicht nur Straßen, es genehmigt sie auch. Und so war LBM-Geschäftsführer Bernd Hölzgen im Grunde genommen gleich zwei Mal auf den Hahn gekommen. Einerseits, um Abgeordneten und Kommunalpolitikern mitzuteilen, wie sich der LBM die Verkehrsinfrastruktur rund um den Hunsrück-Flugplatz vorstellt. Andererseits vertritt er den LBM als Planfeststellungsbehörde, die über das Ansinnen der Flughafen Hahn GmbH entscheiden musste, die B 327 nicht mehr durchgängig befahrbar machen zu müssen.Sechs Meter breiter Weg wird gebaut

Weil sich Hölzgen nicht teilen kann, war es an Carsten Gimboth von der Außenstelle Hahn zu verkünden, dass der LBM "am 19. September der Änderung des Planfeststellungsbeschlusses zugestimmt hat". Mit diesem Beschluss, der in den kommenden Tagen veröffentlicht wird, wird die Flughafen GmbH aus der Verantwortung entlassen, die Lücke in der B 327 wieder zu schließen. Die war durch den Bau der Startbahnerweiterung entstanden.Bei einer Pressekonferenz machte Hölzgen deutlich, dass es auf der ehemaligen Trasse der Bundesstraße keine neue Bundes-, Landes- oder Kreisstraße geben wird. Die Beeinträchtigungen eines Naturschutzgebiets durch den Straßenverkehr seien einfach zu hoch. Gebaut wird trotzdem. Und zwar ein befestigter Wirtschaftsweg. Der soll sechs Meter breit und so ausgelegt sein, dass er auch schwere Fahrzeuge wie Holz-LKW aushält, sagte Hölzgen. Bezahlen wird das Ganze die Flughafen GmbH, die damit allemal billiger wegkommt als bei einem von ihr zu zahlenden Neubau eines Bundesstraßen-Teilstücks. Mehr als 700 Millionen Euro sollen Bund und Land in den kommenden Jahren in die Verkehrsinfrastruktur rund um den Hahn investieren. Dabei liegt der Schwerpunkt ganz klar auf der Anbindung des Hunsrück-Flughafens an den Flughafen Frankfurt. Der komplette vierspurige Ausbau der B 50 zwischen Rheinböllen bis zum Jahr 2012 gehört ebenso dazu wie die Reaktivierung der Bahnstrecke vom Rhein zum Hahn für rund 85 Millionen Euro. Auch westlich des Hahns soll in die Verkehrsinfrastruktur investiert werden. Der B 50 neu mit dem Hochmoselübergang komme laut Hölzgen dabei besondere Bedeutung zu. Auch auf der B 327 soll sich etwas tun. Dort sollen weitere Zusatzstreifen entstehen und Kreuzungen entschärft werden. "Jedes Jahr wollen wir eine Maßnahme durchziehen", sagte Hölzgen. In den kommenden Wochen wird bereits ein weiteres Projekt im Rahmen der Entwicklung der neuen Verkehrsinfrastruktur abgeschlossen: Die neue Beschilderung in der Region um den Flugplatz. Die soll Anfang Oktober fertig sein und sei mit den Kommunen abgestimmt worden. "Hinweise nehmen wir noch entgegen", sagte Hölzgen.Im Vergleich mit dem Gebiet östlich des Hahns war dies eine eher bescheidene Ankündigung. So ist für das kommende Jahr das Planfeststellungsverfahren für die Ortsumgehung Bärenbach vorgesehen. Diese 2,9 Kilometer lange und 10,5 Millionen teure Landesstraße soll auch den Verkehr von der Mosel Richtung Koblenz und Mainz aufnehmen. Weiterhin geplant sind eine Verbindung zwischen der B 50 und der B 41 sowie Ortsumgehungen in Kastellaun und Gödenroth. Meinung Die Randlage bleibt Angesichts der östlich des Flughafens investierten Millionen, können die westlichen Anlieger des Airports mit Recht neidisch werden. Sie werden sich trotz aller Anstrengungen der vergangenen Jahre weiter hinter LKW drängen, die auf der B 327 oder dem Anstieg von Mülheim nach Monzelfeld unterwegs sind. Auch bei der Reaktivierung der Bahnstrecke ist jenseits des Hahns Feierabend. Verkehrstechnisch im 21. Jahrhundert angekommen sein wird die Region zwischen Hahn und Morbach - und damit auch der Raum Trier/Luxemburg - erst dann, wenn und falls die B 50 neu fertig gestellt sein wird. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass das Verkehrsaufkommen Richtung Rheinschiene derzeit doppelt so hoch ist wie Richtung Trier. Denn diese Betrachtung greift zu kurz und zementiert die Randlage, in der sich der Raum Eifel/Mosel/Hunsrück befindet. So wie auf der einen Seite der Mosel in der Eifel mit der B 51, so gibt es auf der anderen Seite im Hunsrück mal wieder nur gut gemeintes Flickwerk. Eine Basis für eine nachhaltige Entwicklung ist das nicht. Denn die braucht neben der reichlich vorhandenen Lebensqualität unter anderem auch belastbare Verkehrsstrukturen. h.jansen@volksfreund.de

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