Wie die Zeiten sich ändern...

Am kommenden Wochenende feiert das Rathaus in Bernkastel-Kues seinen 400. Geburtstag. Gerhard Lenssen hat in Archiven gestöbert und viel Informatives, Amüsantes und auch Kurioses aus den 400 Jahren Rathaus-Geschichte in einer Festschrift festgehalten.

 Gerhard Lenssen hat die Jubiläumsschrift „400 Jahre Rathaus Bernkastel-Kues“ verfasst. TV-Foto: Marita Blahak

Gerhard Lenssen hat die Jubiläumsschrift „400 Jahre Rathaus Bernkastel-Kues“ verfasst. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. (mbl) Andere Zeiten, andere Sitten, andere Sprache - was früher auf der Tagesordnung von Bürgermeister und Ratsherren stand, das erfuhr Gerhard Lenssen bei seinen Recherchen. Ob dem Nachtwächter die "Landterne" geflickt oder der Stadttrompeter für des "nachts blasen" bezahlt werden musste, ob "die Polizeibeamten angewiesen sind, darauf zu achten, dass Frau Kümmel ihre Reinigungsarbeiten im Rathaus künftig selbst auszuführen hat und das elektrische Bohnergerät nicht ihren Kindern zum Bohnern der Diensträume überlässt" - das und mehr kam ans Licht. "Es war eine interessante, wenn auch sehr arbeitsintensive Beschäftigung", gesteht der Verfasser. Lenssen hat als ehemaliges Stadtratsmitglied schon 2005 die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der Vereinigung von Bernkastel und Kues verfasst. Da war zum jetzigen Rathaus-Geburtstag wiederum der Mann gefragt, der bereits reichlich Erfahrung im Archiv-Stöbern gesammelt hatte. In alten Ausgaben der "Bernkasteler Zeitung", im Kreisarchiv Wittlich, in der Stadtbibliothek Trier und dem Landesarchiv in Koblenz wurde Lenssen fündig. Dabei waren die alten Dokumente in Deutscher Schrift verfasst, einer Schrift, die Lenssen noch in der Schule gelernt hat. Ob die baulichen Veränderungen am und im Renaissance-Rathaus, Protokolle von Stadtratssitzungen, Buchhaltung und Beschlüsse - die Festschrift gibt vielfältige Einblicke in die Geschichte des äußeren Gebäudes und seiner inneren Vorgänge. Reich bebildert mit historischen Darstellungen und aktuellen Fotos ist es ein Dokument, das den Wandel von Mensch und Zeit dokumentiert: "In 100 Jahren schütteln die Leute vielleicht auch den Kopf über unser heutiges Verhalten", bemerkt Lenssen. Und wer weiß, ob der aktuelle Bericht der TV-Journalistin früher so durchgegangen wäre, denn im Stadtverordneten-Kollegium herrschte die eigentümliche Angewohnheit, den Pressevertretern fortwährend Anweisungen für die Abfassung ihrer Berichte zu geben.Wer mehr wissen will, kann die Jubiläumsschrift im Moselgästezentrum zum Preis von vier Euro erwerben. Extra Programm zum Jubiläumsfest: Freitag, 30. Mai, 15.30 Uhr: Eröffnung der Ausstellung "400 Jahre Rathaus Bernkastel-Kues" im großen Sitzungssaal, Vorstellung der Jubiläumsschrift. 18 Uhr: Öffentliche Stadtratssitzung in historischen Gewändern auf dem Marktplatz. Strafgericht aus dem Jahre 1608 mit öffentlich vollzogener Ehrenstrafe. 22 Uhr: Einschalten der neuen Rathaus- und Marktbrunnenbeleuchtung. Samstag, 31. Mai, 10 bis 17 Uhr: Tag der offenen Tür im Rathaus. Von Freitag bis Sonntag erwartet die Besucher ein vielfältiges Musikprogramm.

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